Das Agrarressort bleibt mit Maria Patek in weiblicher Hand

Österreich bekommt weiterhin eine Landwirtschaftsministerin. Die studierte Forstwirtin Maria Patek entstammt einer kinderreichen Bauernfamilie im steirischen Ennstal.

Nach dem Platzen der türkis-blauen Bundesregierung unter Sebastian Kurz und der prompten Abwahl des auch mit unabhängigen Experten angelobten Kurzzeit-Kabinetts aus parteitaktischen Gründen durch SPÖ und FPÖ hat der Bundespräsident binnen weniger Tage die Weichen für die nächste Interimsregierung gestellt.

Bereits am Donnerstag hat Alexander Van der Bellen überraschend die bisherige Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes, Brigitte Bierlein, mit der Bildung einer neuen Bundesregierung betraut. Sie soll in den kommenden Monaten bis nach den Neuwahlen im Herbst das künftige Regierungsteam anführen. Bierlein gilt als Kompromiss-Kandidatin aller im Parlament vertretenen Parteien. Sie sei die beste Wahl für die Leitung der Amtsgeschäfte, der Bundespräsident bezeichnete Bierlein als „umsichtige, weitsichtige und in höchstem Maße kompetente Persönlichkeit.” Mit ihr erhält die Republik Österreich ihre erste Bundeskanzlerin überhaupt.

Fest in weiblicher Hand bleibt weiterhin auch das Ressort Landwirtschaft. Als Nachfolgerin von Elisabeth Köstinger holt Bierlein die gebürtige Steirerin DI Maria Patek in ihr Interims-Regierungsteam. Patek (60) war zuletzt Sektionschefin für Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT).

Geboren 1958 in der Obersteiermark als eines von neun Kindern einer Bauernfamilie studierte die künftige Ministerin Forst- und Holzwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien, Sponsion 1982, und absolvierte vor gut zehn Jahren auch ein MBA-Studium für Public Management an der Universität Salzburg.

Sie begann ihre berufliche Laufbahn 1983 im damaligen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft (BMLF) und kletterte in einer Männerdomäne die Karriereleiter nach oben: 1994 übernahm Patek die Gebietsbauleitung Wiener Neustadt der Wildbach- und Lawinenverbauung und leitete ab 2002 unter den Ministern Wilhelm Molterer, Josef Pröll, Nikolaus Berlakovich und Andrä Rupprechter bundesweit die Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung. Ende 2016 ernannte Rupprechter Maria Patek zur Leiterin der Sektion Wasserwirtschaft. Als solche legte sie den Fokus auf die nachhaltige Sicherung der heimischen Wasserressourcen als Lebensgrundlage für Mensch und gerade auch im Blickwinkel des Klimawandels. Von ihrer nunmehrigen Vorgängerin als Bundesministerin Elisabeth Köstinger wurde sie Mitte 2018 mit der Leitung der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit betraut.

Patek ist verheiratet, zweifache Mutter und pendelte bisher täglich per S-Bahn von Wiener Neustadt nach Wien. Über ihre berufliche Karriere in einer typischen Männerdomäne meinte sie einmal in einem Zeitungsinterview: „Chefin zu sein ist das Beste, weil da lässt sich viel gestalten. Außerdem bringen Frauen einen ganz anderen Blickwinkel ein. Meine männlichen Kollegen schätzen meine Inputs.”

BERNHARD WEBER

- Bildquellen -

  • Maria Patek: ZVG
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