Auf einer Seehöhe von 230 Metern, inmitten einer reizvollen Hügellandschaft, liegt am sogenannten „Hühnerbühel“ in der Marktgemeinde Neudorf (Niederösterreich) der Biohof von Familie Schmidt.
Die eigenen Ackerflächen sind zum Teil klein, einige der rund 40 Feldstücke haben eine Fläche von nur wenigen Ar, aber auch die Bodentypen und die -zahlen variieren von Standort zu Standort. Diese Region ist zwar von guten Schwarzerden geprägt, doch sind schottrige, sandige und lehmige Böden keine Seltenheit. Im Hinblick auf Klima- und Bodenansprüche gedeihen bestimmte Sonderkulturen auch auf warmen und trockenen Standorten recht gut.
„Gerade für die Saatgutvermehrung reichen manchmal auch kleine Flächen mit 20 Ar“, spricht Andreas aus der Praxis. Doch Hitze und Trockenheit haben im vergangenen Sommer für zum Teil erhebliche Ernteeinbußen geführt. Auch wenn diese Region, bedingt durch die Leelage östlich der Böhmischen Masse, zu den niederschlagsärmsten Gebieten Österreichs zählt, ist eine Veränderung der Wettersituation deutlich spürbar. Für den Ackerbaubetrieb ist eine Gesamtniederschlagsmenge von knapp 500 Millimetern im Jahresdurchschnitt eigentlich ausreichend. „Für die Pflanzen ist jedoch die Niederschlagsverteilung das Maß aller Dinge. Ausreichend Wasser ist gerade im frühen Entwicklungsstadium wichtig. Regnet es an einem Tag einmal nur zwei bis drei Millimeter, dann ist es für die Pflanzen nicht verfügbar“, stellt Andreas fest. Leider fehlt es dem Boden bereits heuer an ausreichender Winterfeuchte. Bei einer Ersatzpflanzung eines Obstbaumes stellte Andreas fest, dass der Boden selbst in etwa 40 Zentimetern Tiefe noch staubtrocken ist.
Andreas (Meister in Landwirtschaft sowie in Weinbau und Kellerwirtschaft, Forstfacharbeiter) und Maria (ehemalige Lehrerin) haben sich in knapp 40 Jahren Berufserfahrung viel Fachwissen angeeignet, und ihre Neugier und ihr Interesse an der Natur bringen sie laufend auf frische Ideen. „Mir sind das Feedback der Kunden und die persönlichen Gespräche wichtig“, erklärt Sabine, die auch ihre eigenen Erfahrungen mit in die weitere Betriebsentwicklung einfließen lassen möchte.
„Dabei hat alles eher überschaubar begonnen“, erinnert sich Andreas an die Anfangsjahre zurück. Im Jahr 1986 haben sie, eher durch Zufall, damit begonnen, für die „Gemeinschaft der Alternativproduzenten“ in Wullersdorf als erstes Druschgewürz Anis zu erzeugen. Nach der ersten Ernte führte sie das Schicksal mit Johannes Gutmann zusammen, und so begannen sie schon damals, für „Sonnentor“ unterschiedlichste Kulturen, wie Fenchel, Koriander, Kümmel, Alfalfa, Mohn oder Bockshornklee, anzubauen. Zwei Jahre, bevor Andreas und Maria den Betrieb übernommen hatten, wurde im Jahr 1988 ein kleiner Ab-Hof-Laden mit Getreide, Brot und Speck eröffnet.
Im selben Jahr erfolgte der Beitritt (mit Nummer 45) zum Verband „Ernte für das Leben“ (heute „Bio Austria“), und der Bauernhof mit Milchkühen, Mast- und Zuchtschweinen sowie Ackerbau stellte auf biologische Bewirtschaftung um. Grund genug für Familie Schmidt, im Vorjahr das 30-jährige Jubiläum mit einem Hoffest ausgiebig am Aussiedlerhof zu feiern.
Die neue Hofstätte am Ortsrand war notwenig geworden, da für Andreas und Maria mit ihren fünf Kindern einfach zu wenig Wohnraum zur Verfügung stand. Auch um sich betrieblich erweitern zu können, begannen sie im Jahr 1996 mit dem Baustart der Maschinenhalle und der Trocknungsanlage.
Im Jahr 2006 konnte die Familie in das Wohnhaus einziehen. Das Holzriegelhaus ist eine Besonderheit, da es mit Stroh gedämmt sowie innen und außen mit Lehm verputzt ist. In weiterer Folge wurden eine Siebmaschine zur Reinigung von Getreide und Gewürzen sowie ein Rütteltisch zur konsumentenfertigen Aufbereitung der hofeigenen Produkte angeschafft. Mittlerweile kultivieren die Schmidts rund 30 verschiedene Kulturen und Früchte (Amaranth, Gewürze, Bohnen, Linsen, alte Getreide-, Obst- und Gemüsesorten, Saatgutvermehrung für Arche Noah und Reinsaat sowie Zuckerrübe für Agrana).
Im alten Hof gibt es noch einige Hühner und sechs Mastschweine. Außerbetrieblicher Rindermist sowie Reste aus der Produktion werden kompostiert und sind für den Ackerbau mindestens genau so wichtig wie die Zwischenfrüchte. Probleme bereiten in letzter Zeit die Trockenheit sowie verstärkter Krankheits- und Schädlingsdruck.
Die eigenen Lebensmittel werden Ab-Hof, in regionalen Bauernläden oder an „Foodcoops“ von Wien bis Vorarlberg verkauft. Ein Online-Handel ist nicht geplant.
Am Betrieb arbeiten neben den drei Vollzeitbeschäftigten noch eine Teilzeitkraft und eine geringfügig angestellte Mitarbeiterin. Außerdem sind seit rund 25 Jahren „Wwoofer“, das sind freiwillige Helfer auf Bio-Bauernhöfen, regelmäßig am Hof zu Gast. Maria sieht darin eine gute Möglichkeit, Konsumenten die Landwirtschaft näher zu bringen und betont: „Wer weiß, wie viel Arbeit in den Produkten steckt, geht danach verantwortungsvoller mit Lebensmittel um.“
Biohof Schmidt: Bio seit mehr als 30 Jahren
Landwirtschaft hat für die Schmidts eine lange Familientradition, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Mit ihrem bäuerlichen Selbstverständnis beweisen sie im besten Sinne, dass Nachhaltigkeit, Bodenständigkeit sowie Innovation keine Wider-sprüche sind. Der elementare Bestandteil ihrer Philosophie ist deshalb, den Boden auch für die nächsten Generationen fruchtbar zu erhalten.
Biohof Schmidt, Sabine Schmidt
2135 Neudorf bei Staatz 501
Telefon: 02523/6645 oder 0699/17145267
E-Mail: bio.schmidt@aon.at
Ab-Hof-Verkauf in Neudorf bei Staatz 157, Samstag vormittags oder nach telefonischer Vereinbarung.
Artur Riegler