In Österreich gibt es knapp 80 spezielle Wald- und Naturkindergruppen. Tendenz steigend. Wegen der steigenden Betreuungsquote nimmt ihre Bedeutung zu. Das haben Caroline Cook, Verena Kohlmaier, Dominik Mühlberger und Elisabeth Quendler, ein Forschungsteam der Universität für Bodenkultur (Boku), erhoben. Den Land- und Forstwirten eröffnen die steigende Beliebtheit der Wald- und Naturkindergärten Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit diesen. Schließlich biete diese alternative Form der Kinderbetreuung, bei der der Wald als primärer Lern- und Spielort dient, viele interessante Anknüpfungspunkte nicht nur für Waldbauern. Jene Kinder wiederum, die einen Wald- oder Naturkindergarten besuchen, würden davon profitieren, dass sie frühzeitig mit der Natur und generell mit der Land- und Forstwirtschaft vertraut gemacht werden.
Agrar- und Forstwissen gefragt
Auch ließen sich für manche Betriebe neue Einkommensquellen erschließen, indem sie
ihre Flächen bereitstellen oder aktiv mitarbeiten. Und in den Wald- und Naturkindergärten
seien Personen mit land- und forstwirtschaftlichem Fachwissen, auch in Kombination mit pädagogischen Ausbildungen, besonders gefragt. Diese können ihr Fachwissen über die
regionale Flora und Fauna, die lokale Bodenbeschaffenheit oder die nachhaltige Bewirtschaftung von Flächen vermitteln. Es sei zudem davon auszugehen, dass eine solche frühkindliche Bildung langfristig auch zu einer höheren Wertschätzung für land- und forstwirtschaftliche Produkte und zu einem ausgeprägten Umweltbewusstsein führen kann.
Auch die positiven Einflüsse auf die kognitive und motorische Gesundheit von Kindern
und Erwachsenen zeige das Ökosystem Wald in vielfacher Hinsicht, wird von dem vierköpfigen Forschungsteam der Universität für Bodenkultur betont.
Sicherheit zuerst
Weil in der Natur aber auch Risiken bestehen und unbekannte Gefahren insbesondere
für Kleinkinder lauern, sollten Land- und Forstwirte wie auch Pädagogen bei der Bereitstellung von Flächen und der Durchführung von gemeinsamen Aktivitäten die potenziellen Gefahrenquellen im Wald oder am Feld kennen und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen. Wald- sowie Naturkindergruppen bieten zwar eine einzigartige Lernumgebung, in der sich aber auch Totholz, Giftpflanzen oder etwa Zecken
finden, nach deren Biss die meldepflichtige FSME-Erkrankung ausgelöst werden kann.
Daher liege es in der Verantwortung der Pädagogen, die Risiken im Wald sowie in der
Natur zu (er)kennen, zu vermitteln und im Ernstfall einzugreifen. Recherchen der Boku haben ergeben, dass Elementarpädagogen in Österreich keine einheitliche Ausbildung zur Einschätzung der Arbeits- und Kindersicherheit im Naturraum durchlaufen und daher vom
interdisziplinären Erfahrungsaustausch, insbesondere mit Experten im Bereich der Wald-,
Forst- und Landwirtschaft, profitieren. Das Fachwissen zur Gefährdungsbeurteilung für
Wald- und Naturkindergruppen sei nicht nur für die tägliche Arbeit relevant, sondern auch
für das Genehmigungsverfahren von Natur- und Waldkindergruppen. Im Zuge des Projektes „Green Care Wald“ haben das Bundesforschungszentrum für Wald und das Institut für Landtechnik der Boku Wien eine Karte aller Standorte von Wald- und Naturkindergärten sowie ebensolcher Kindergruppen in Österreich erstellt.
- Bildquellen -
- NA-KIGA: Forschungsteam Boku
- NA-KIGA: Forschungsteam Boku
- Österreich Karte mit Naturkindergärten: BFW (Bundesforschungszentrum für Wald)
- NA-KIGA: Forschungsteam Boku