Wir haben das beste Wolfsmonitoring der Welt“, ist Daniel Mallwitz überzeugt. Er ist einer der führenden Wolfsexperten Schwedens und arbeitet für die nationale Umweltschutzbehörde. Knapp 100 Experten beschäftigen sich dort mit „Meister Isegrim“. Das Land im hohen Norden verfügt über langjährige Erfahrung im Monitoring und Management von Großraubtieren wie dem Wolf. Deshalb hat die Regierung des Königreichs auch die „Lizenz zum Töten“ erteilt.
Große Gefahr für die traditionelle Rentierzucht
Die Experten gehen davon aus, dass es circa 400 Wölfe in Schweden gibt. Der sogenannte „günstige Erhaltungszustand“ wurde von der Regierung auf 300 Tiere festgelegt. Alles, was darüber liegt, darf „geerntet“, sprich bejagt werden.
Die Wölfe stellen vor allem für die Rentiere eine große Bedrohung dar. Um die traditionelle Zucht, die von Teilen der samischen Urbevölkerung betrieben wird, nicht zu gefährden, soll der nördlichste Teil des Landes (Lappland) möglichst wolfsfrei gehalten werden und keine Reproduktion stattfinden. „Das Problem hier sind nicht nur die Risse. Wenn Wölfe in die Nähe kommen, werden die Rentiere aufgescheucht. Die Herde zerstreut sich in alle Richtungen und nicht alle Tiere finden zurück“, erklärt Baharan Kazeni von der Naturschutzbehörde.
Wir in Schweden haben das beste Wolfsmonitoring der Welt. Daniel Mallwitz
Individuen werden genetisch erfasst
Die Spurensuche funktioniert am besten im Schnee. Professionelle „Tracker“ verfolgen deshalb Wolfsfährten vor allem im Winter von Oktober bis März. Zudem werden DNA-Proben von Kot, Urin, Blut, Haaren und Speichel gesammelt und analysiert. Auch Wildkameras sind praktikable Hilfsmittel für das Monitoring. „Wir zählen nicht jeden einzelnen Wolf, sondern versuchen die Individuen anhand der DNA genetisch zu identifizieren. Jeder Wolf erhält dann eine eigene Nummer“, berichtet Mallwitz. Alle Daten werden in eine kostenlose App eingegeben und sind für jedermann einsehbar. Mit wenigen Klicks kann man sich die Wege aller Wolfsrudel und einzelner bekannter Individuen anzeigen lassen.
Dieses System lassen sich die Schweden auch einiges kosten. Ganze 8 Millionen Euro kostete das aufwendige Monitoring im vergangenen Jahr. Hinzu kommen 3 Millionen Euro für das Management.
Wann man Wölfe legal töten darf
Es gibt vier legale Möglichkeiten, in Schweden einen Wolf zu töten: Erstens bei Gefahr für die Bevölkerung durch die Polizei. Zweitens zum Schutz von Nutztieren oder Jagdhunden dazu sind aber (ähnlich wie in Österreich) vorher Vergrämungsversuche notwendig. Drittens nach bestätigten Rissen und viertens durch die sogenannte „Lizenzjagd“.
Jedes Jahr wird eine Anzahl zu entnehmender Wölfe errechnet, die dann zwischen 2. Jänner und 15. Februar in ausgewählten Gebieten legal bejagt werden dürfen. „Pro Territorium werden sechs Individuen entnommen, unabhängig von Geschlecht und Alter“, erklärt Mallwitz. Abschussberechtigt sind die ortsansässigen Jäger in den jeweils ausgewiesenen Revieren. Kopf und Fell dürfen die Schützen behalten. Der Wildkörper gehört der Behörde. Der Verkauf von Abschüssen sei in Schweden kein Thema, so Mallwitz.
„Wenn Wölfe entnommen werden, wird das Territorium schnell wieder von anderen Tieren besetzt“, weiß Kazeni. Es gehe darum, das exponentielle Wachstum zu brechen und Bewegung in die Population zu bringen. Vonseiten der EU wird der schwedische Weg in gewisser Weise zwar „anerkannt“, aber dennoch mit Argusaugen beobachtet, da unklar ist, ob er überhaupt mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie vereinbar ist.
Schutzstatus: Senkung ist näher gerückt
Auch wenn die Situation in Schweden aufgrund der unterschiedlichen Topografie nicht direkt mit jener in Mitteleuropa vergleichbar ist, will man hierzulande Anleihen nehmen. „Im Alpenraum muss der günstige Erhaltungszustand flächendeckend berechnet werden, da der Wolf ja nicht vor der Grenze Halt macht. Und angesichts der hohen Kosten für das Monitoring muss auch die Bevölkerung sagen, dass es ihr das wert ist“, betont die oberösterreichische Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger.
Die vergangene Woche beschlossene Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention sei der nächste wichtige Schritt für eine Anpassung auch auf EU-Ebene. „Es geht darum, die Interessen der bäuerlichen Betriebe zu schützen. Bis es zu einer endgültigen Änderung kommt, werden aber leider noch Monate vergehen. Daher ist es unerlässlich, dass in den Bundesländern die Entnahme von Problemwölfen im Rahmen der Landesverordnungen weiterhin möglich ist“, so Langer-Weninger.
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