„Wiener Kuh“ mit Tiroler Wurzeln

Seit 1999 gibt es in Österreich das Generhaltungsprogramm für die gefährdete Rinderrasse Pustertaler Sprinzen. Die BauernZeitung hat einen ihrer Züchter, Alois Mair, auf seinem Tiroler Arche-Hof besucht.

Die besondere Färbung zeichnet die Pustertaler Sprinzen (oder Schecken) aus.

Die schönste Rinderrasse Österreichs – nicht weniger als das wollen die Pustertaler Sprinzen sein. Heuer vor genau 25 Jahren wurde hierzulande ein eigenes Zuchtprogramm für sie gestartet. Dafür wurden Tiere von Südtirol nach Nordtirol geholt. Ihren Ursprung hat die Rasse nämlich im namensgebenden Pustertal in Süd- und Osttirol. Obmann des Vereines der österreichischen Sprinzenzüchter ist der Salzburger Thomas Strubreiter. Die erste im Herdebuch eingetragene Sprinzen-Kuh, „Elsa“, wurde vom Gründungsvater des Zuchtprogramms, Karl Mair aus Tirol, erstanden. „Mein Vater war Vordenker bei der Generhaltung“, erzählt sein Sohn Alois. Er führt den „Neuwirt-Hof“ in Ellbögen im Wipptal, seit Karl Mair Anfang des Jahres verstarb. Und trat damit in die Fußstapfen des begeisterten Züchters. 

Quelle: Bildlmacher.at/Rinderzucht Tirol
Sprinzenzüchter Alois Mair und Zuchtleiter Christian Moser auf der Arztaler Alm.

Vor dem Aussterben bewahrt

Maßgeblich am Aufbau eines Fundaments für die Sprinzenzucht beteiligt war neben Karl Mair auch Christian Moser. Er führt bis heute das bundesweite Zuchtprogramm als Zuchtleiter der Rinderzucht Tirol. „Zur Zeit der Monarchie wurden die Pustertaler als beste Rinderrasse bezeichnet. Gerade im Osten Österreichs war sie aufgrund ihrer Fleischqualität sehr beliebt. Um die Rasse dort noch attraktiver zu machen, wurde sie sogar als ‚Wiener Kuh‘ vermarktet“, weiß Moser. Während des Ersten Weltkriegs verringerte sich der Rassenbestand allerdings drastisch. „Der Viehhandel nach Wien kam völlig zum Erliegen“, so Moser. Die Rasse stand kurz vor ihrem Ende. 

Erst viele Jahrzehnte später, in den 1990er-Jahren, wurde mit einem Förderprogramm zu ihrer Erhaltung in Südtirol die Trendwende eingeleitet. 1999 folgte Österreich. Die Pustertaler Sprinzen wurden so vor dem Aussterben bewahrt. Heute halten österreichweit 380 Züchter rund 1.800 Kühe mit 1.500 Stück Jungvieh und 200 Zuchtstiere. „In Tirol wurde das gesprenkelte Rind mittels Ausstellungen der ebenfalls gefährdeten, aber regional bekannteren Rasse Tux-Zillertaler bekannt gemacht“, weiß Mair aus den Erzählungen seines Vaters. Der hat seine Begeisterung für die Rinderrasse an den Sohn weitergegeben: „Wer die Pustertaler Sprinzen nicht näher kennt, ist zuerst von ihrem Aussehen beeindruckt. Dabei ist auch ihre Leistung nicht zu verachten. Vor allem in der Fleischqualität.“ Die Sprinzen sind für Mair „das österreichische Gegenstück zum Kobe-Rind“.

Quelle: Rinderzucht Tirol
Der Gründungsvater der österreichischen Sprinzenzüchter war der Tiroler Karl Mair, hier mit seiner Tux-Zillertaler-Kuh „Wolke“. Diese wurde 1996 Bundeschampion. Über die Tux-Zillertaler-Zucht wurden die Pustertaler Sprinzen in Tirol erst bekannt gemacht.

Genügsam und flexibel

Aufgrund der österreichweit unterschiedlichen Haltungsbedingungen zwischen dem extremen Berggebiet und den intensiven Grünlandlagen ließe das Zuchtziel eine breite Interpretation zu, meint Christian Moser. „In der Zuchtarbeit wird starkes Augenmerk auf das Exterieur gelegt. In der farblichen Ausprägung achtet man auf ausreichend Pigmentierung der Tiere und besonders auf das Flotzmaul. Eine Eigenheit der Rasse sind auch die zwei Farbschläge: 30 Prozent der Tiere sind rot und die restlichen 70 Prozent schwarz gefärbt. Und natürlich zählen auch Leistungsmerkmale, um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten“, führt der Zuchtleiter aus.

Quelle: Bildlmacher.at/Rinderzucht Tirol
Pustertaler Sprinzen gelten als genügsame Rasse. Sie passt sowohl ins Berggebiet als auch in intensive Grünlandlagen.

Für Alois Mair steht ohnehin außer Frage: „Die Pustertaler Sprinze ist eine genügsame Rasse mit guten Mutterinstinkten. Dadurch ist sie für Rinderhalter in ganz Österreich bestens geeignet, besonders aber für das Berggebiet.“ Die Zahlen geben ihm recht: In 25 Jahren wurde mit der Sprinzenzucht eine der schönsten Rinderrassen in Österreich wiederbelebt.

Auf einen Blick: Der Neuwirt-Hof in Ellbögen im Wipptal ist mittlerweile seit beinahe 125 Jahren im Besitz von Familie Mair. Zum Betrieb gehört ein Gasthof mit Zimmervermietung. Die Generhaltung steht am Arche-Hof im Mittelpunkt: 50 Tux-Zillertaler und Pustertaler Sprinzen in Mutterkuhhaltung, zehn Blobe-Ziegen und 15 Walliser Schwarznasenschafe gibt es am Betrieb, 2023 wurde zudem ein neuer Stall für acht Tiroler Haflinger errichtet. In Erschwernislage 3 beziehungsweise 4 bewirtschaftet Familie Mair rund 20 Hektar Grünland sowie die rund 400 Hektar große Arztaler Alm auf 1.800 bis 2.600 Metern Seehöhe. Auf dieser treffen sich 2025 auch Europas Tierwissenschaftler. Sie ist ein Programmpunkt auf deren Jahrestagung in Innsbruck.

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  • Bild 2: Bildlmacher.at/Rinderzucht Tirol
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AUTORHannah Pixner
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