Geld allein ist nicht alles, aber zu einem guten Leben gehört dazu, es finanziell abgesichert führen zu können. Wie das aus der Sicht von Frauen aussehen kann und worauf speziell Bäuerinnen achten sollten, wurde kürzlich im Agrarbildungszentrum Altmünster (OÖ) erörtert. Dort machte eine Veranstaltungsreihe der Zeitschrift „Welt der Frauen“ in Kooperation mit dem Land Oberösterreich Station, bei der die finanzielle Kompetenz im ländlichen Raum im Fokus steht.
Geld als Tabuthema – das galt an diesem Abend natürlich nicht. Ganz im Gegenteil: Es wurde beim Namen genannt, was Frauen gerne einmal auf später schieben, ihren Partnern überlassen oder erst gar nicht zu fragen wagen. So fielen Sätze wie „Die Ehe ist keine Vorsorge“ oder „Strenge Rechnung, gute Freunde“. Mehrmals wurde betont, dass es gerade für Frauen im ländlichen Raum wichtig sei, sich mit finanziellen Themen zu beschäftigen – und den Mut aufzubringen, diese auch auf den Tisch zu bringen. Im Gespräch mit Moderatorin Sabine Kronberger widmeten sich die Expertinnen auf der Bühne verschiedenen Aspekten, die Frauen in Geldangelegenheiten den Rücken stärken.
“Oft wird bereits investiert, bevor etwas vertraglich
geregelt oder abgesichert ist.” – Katharina Watzinger
Vom Verliebtsein bis zur Scheidung reichten die Gefühlszustände, an denen Katharina Watzinger mit ihren Tipps andockte. Sie berichtete aus ihrem Alltag als Rechtsberaterin der Bezirksbauernkammer Gmunden mit dem Schwerpunkt Hofübernahmen. „Viele Höfe werden von Paaren gemeinsam übernommen. Die Übernehmer wissen oft schon genau, wie sie leben und den Betrieb entwickeln wollen. Oft wird investiert, bevor irgendetwas vertraglich geregelt oder abgesichert ist“, so Watzinger. Dafür müsse noch mehr Bewusstsein geschaffen werden. Ihr eindringlicher Appell an alle, die vor lauter Tatkraft vergessen, ihre Verhältnisse zu regeln: „Keine Investition in fremdes Eigentum.“
Kommt es am Hof zu einer Trennung beziehungsweise Scheidung oder zu einem Todesfall, sei finanzielle Absicherung besonders wichtig. „Die Landwirtschaft ist ein Unternehmen und daher von der gerichtlichen Aufteilung ausgenommen“, erläuterte Watzinger. Daher gelte es, für diesen Fall selbst vorzusorgen und mit dem Partner am besten „in guten Zeiten“ eine Vereinbarung treffen.
Trennung: Keine Rezepte für Vereinbarungen
Trennungsvereinbarungen würden von jüngeren Generationen durchaus in Erwägung gezogen. „Schwierig wird es, wenn es um die Details geht und wie diese konkret umgesetzt werden können. Viele möchten dann mit fertigen Rezepten versorgt werden. Die gibt es aber nicht, die passende Lösung muss jedes Paar selbst für sich finden“, so Watzinger.
Anna Rosenberger von der Katholischen Frauenbewegung verwies auf den hohen Wert von Bildung. Diese mache sich früher oder später auf jeden Fall bezahlt. Elke Haitzinger, Direktorin des ABZ Altmünster, möchte jungen Frauen möglichst früh den Zugang zu Finanzthemen ermöglichen. „Mädchen haben oft Angst vor Buchhaltung und Rechnungswesen“, so Haitzinger. Verena Feigl von der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) lenkte den Blick auf die Pensionen, auf die man vor allem in jüngeren Jahren noch gut eingreifen könne. Das eigene Pensionskonto solle im Auge behalten werden.
“Ich kann Frauen nur empfehlen, auch bei Geldthemen immer mitzureden.” –
Anita Niedermair
Ebenfalls auf der Bühne war Landwirtin Anita Niedermair aus Schlatt (OÖ). Sie erinnerte sich zurück an die vielen offenen Fragen vor der Umstellung des elterlichen Ackerbaubetriebes auf Heidelbeeranbau – und welche Sorgen auftauchten, als es darum ging, die finanziellen Weichen zu stellen. „Ich kann Frauen nur empfehlen, auch bei Geldthemen immer mitzureden, mit dem Partner zu kommunizieren und für sich selbst Vorsorge zu treffen“, so Niedermair. Viele Frauen sorgen sich zuerst um andere, ehe sie an sich selbst denken. Geht es um die Pflege von Angehörigen, so sind es auch meist Frauen, die diese Aufgabe übernehmen. Veronika Mickel-Göttfert, Generaldirektor-Stellvertreterin in der SVS: „Die soziale Absicherung der pflegenden Angehörigen, und das sind überwiegend Frauen, ist für mich ein Herzensanliegen. Wer seine Erwerbstätigkeit aufgrund der Pflege von nahen Angehörigen reduziert oder aufgegeben hat, kann sich in der Pensionsversicherung selbst- oder weiterversichern. Bei einem Pflegegeldbezug ab Stufe drei ist diese freiwillige Versicherung kostenfrei, die Beitragszahlungen übernimmt der Bund. So erhalten pflegende Angehörige auch für die Zeit der Pflege wertvolle Gutschriften auf ihr Pensionskonto.“
Unterstützung für pflegende Angehörige
Auch um ihren Krankenversicherungsschutz müssten sich pflegende Angehörige nicht sorgen – hier bestehe die Möglichkeit einer kostenfreien Mitversicherung beim Pflegegeld-Bezieher. „Für pflegende Angehörige gibt es mit dem Angehörigenbonus auch eine finanzielle Unterstützung, der Bonus beträgt monatlich 125 Euro“, so die Expertin.
Der Abend endete spät, und den Besucherinnen wurde klar: Auf einem finanziellen Sicherheitspolster schläft es sich einfach besser.
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- Veranstaltung Frauen Und Finanzen: Land OÖ/Sternberger
- Kostenrechnung: adobestock.com