Neue Konzepte für den Streuobstanbau

Ein Forscherteam untersuchte in drei Modellregionen, wie sich der Klimawandel auf Streuobstwiesen auswirkt und welche Gegenstrategien wirksam sind.

Der Streuobstanbau verlagert sich wegen der Klimaerwärmung in höhere Lagen. Die Gefahr von Spätfrost zur Blüte ist aber auch dort groß.

Zunehmend wärmere Sommer und stärkere Hitzeperioden haben auch auf die heimischen Streuobstbäume deutliche Auswirkungen. Um erstmals verlässliche Daten zur Wirkung der Klimaerwärmung auf den Streuobstbau zu ermitteln, konnte im Vorjahr im Zuge der Forschungsserie „StartClim“ eine Studie gestartet werden, deren Endbericht nun vorliegt. Die Forschungspartner dabei waren Bernd Kajtna und Martin Engelmeier von Arche Noah, das Ingenieurbüro Christian Holler sowie Andreas Spornberger vom Institut für Wein- und Obstbau der Universität für Bodenkultur.

Frühe Blüte, späte Fröste, mehr Schädlinge

In der Studie wurden die Auswirkungen der Klimaerwärmung für drei Modellregionen analysiert, und zwar:
• für die Region Amstetten Süd im niederösterreichischen Mostviertel,
• für den „Naturpark Pöllauer Tal“ an der Grenze zum oststeirischen Tafelobst-Gebiet und
• für den Lungau als inneralpines Salzburger Hochtal, in dem aktuell der Obstanbau noch kaum relevant ist.
Untersucht wurden die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auf die Streuobstbestände wie frühere Blüte, steigende Gefahr von Frostschäden sowie mehr Krankheiten und Schädlinge. Dazu wurden die Klimadaten der Perioden 1961 bis 1990 („historisches Klima“) und von 1991 bis 2020 („aktuelles Klima“) herangezogen. Außerdem berechneten die Forscher Szenarien für eine globale durchschnittliche Erderwärmung um 2 und 3 °C.
Bereits der Vergleich von historischem und aktuellem Klima zeigt bereits deutliche Veränderungen. So sind in allen Höhenlagen die Sommer und Winter deutlich wärmer geworden, die Vegetationsperioden werden länger und beginnen früher. Die Frostgefahr durch den früheren Vegetationsbeginn bleibt bestehen. Für die Zukunft rechnen die Studienautoren mit noch stärkeren Trockenperioden im Sommer, ebenso wie mit mehr Stark- regen, Gewittern und Hagel.

Verlagerung in höhere Regionen

In der Region Amstetten Süd, wo Streuobstwiesen und Obstbäume seit Langem von enormer Bedeutung sind (rund 140.000 Bäume liefern jährlich etwa 14.000 Tonnen Ernte) macht die Sommertrockenheit den Bäumen bereits stark zu schaffen. Abnehmende Vitalität, Birnenverfall und plötzliches Baumsterben sind die Folgen. Auch Spätfrostschäden werden häufiger, weil die „Eismänner“ früher kommen. Um gegenzusteuern, ist die passende Wahl der (Birnen-)Unterlage wichtig. Veredelungen auf Sämlingen der „Kirchensaller Mostbirne“ versagen zunehmend.
In der Steiermark werden auf rund 6.000 Hektar Tafeläpfel und -birnen produziert. Zusätzlich gibt es dort mehr als 8.000 Hektar an Streuobstwiesen, vor allem im Naturpark Pöllauer Tal. Laut Studie kommt es in allen Lagen zu einer immer früheren Blüte und Reife. Insbesondere die Hirschbirne reift aktuell bereits Mitte September um bis zu sechs Wochen früher als einst. Auch der Steinobstanbau in der Steiermark ist gefährdet. Den Kirschen setzen Aufplatzen bei Regen, Fäulnis, Schädlinge und Spätfrost zu.
Im Lungau ist der Obstanbau heute bis 1.400 Meter Seehöhe möglich. Aber auch hier treten Apfelwickler und andere Schädlinge immer häufiger auf. Gute Erfolge gibt es mit Tafelbirne, Marille und Pfirsich am Spalier. Der Klarapfel funktioniert nach wie vor gut, heißt es, außer in tiefer gelegenen Regionen, wo er zu schnell heranreift.

Fazit

Im Streuobstanbau und vor allem für Pflanzaktionen und Neuanlagen sind die standortlichen Klimadaten neu zu bewerten. Bei der Baumartenwahl müssen obstbauliche Traditionen und touristische Interessen in den Hintergrund treten. Statt einer möglichst hohen Zahl an Neupflanzungen gilt es, vitale Bäume mit Schutz- und Pflegemaßnahmen in die Ertragsphase zu bringen. Dazu zählen Weißanstrich, fachgerechte Schnittmaßnahmen und die Pflege der Baumscheiben.

Online-Seminare zum Obstbaumschnitt

Wie man Obstbäume naturgemäß und ertragsorientiert schneidet, dazu bietet der deutsche Obstbauer und Imker Michael Grolm Kurse an. Er informiert in seiner „Obstbaumschnittschule“ über die Anlage, Pflege und insbesondere den Schnitt von Streuobstbäumen. Neben Präsenzkursen zu vielfältigen Themen läuft aktuell bis Ende April des kommenden Jahres eine Serie von Online-Seminaren. Einzig erbeten für die Teilnahme ist eine Spende oder ein freiwilliger Kostenbeitrag.
Die Seminarreihe läuft über das Internet. Wöchentlich immer am Dienstagabend von 19 bis 21 Uhr rückt Grolm ein neues Thema ins Blicklicht. Er behandelt Wissenswertes über Wuchsgesetze und Regeln für den optimalen Kronenaufbau ebenso wie Korrekturmaßnahmen bei der Kronenbildung sowie besondere Schnittstrategien für Jung- und Altbäume. Während beim Jungbaum eine fachkundige und vor allem jährliche Erziehung notwendig ist, geht es beim Altbaum um Stabilität, Mistelbekämpfung und um eine Optimierung der Ernteregionen im Baum.
Im Dezember dieses Jahres sind noch folgende drei Seminarthemen geplant:
• Obstbaumpflanzung mit Wühlmauskorb und Normannischer Korsette (3. Dezember);
• Jungbaumschnitt Schritt für Schritt (10. Dezember);
• Unterschiedliche Schnittsysteme in Agroforstsystemen: Streuobstwiesen, Waldgarten, moderne Agroforstsysteme (17. Dezember).
Ab Jänner bis April 2025 folgen in Summe 17 weitere Seminare zu Obstbäumen und Streuobstwiesen.
Weitere Informationen zu Kursprogramm und Anmeldung online unter:

www.obstbaumschnittschule.de

- Bildquellen -

  • W Streuobst ArcheNoah: ARCHE NOAH
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QuelleH.M.
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