Aus bescheidenen Anfängen heraus hat sich die Käsiade, die seit 1992 im Zweijahresintervall abgehalten wird, zu einem Großereignis der österreichischen Milchwirtschaft entwickelt. Mittlerweile ist sie nicht nur ein Treffpunkt für Käsereifachleute, sondern auch eine Plattform der internationalen Käsekultur. „Obwohl im Vergleich zur letzten Käsiade die Anzahl der eingereichten Käse um etwa zehn Prozent zurückgegangen ist, kann festgestellt werden, dass die Produkte durchwegs eine ausgesprochen hohe Qualität aufwiesen“, betont Sebastian Wimmer, der Obmann des Molkerei- und Käsereifachleuteverbandes. Der Verband ist gemeinsam mit der HBLFA Tirol (Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Lebensmittel- und Biotechnologie) in Rotholz Organisator der Veranstaltung.
„Bewertet werden die eingereichten Käseproben jeweils von dreiköpfigen Juryteams, die sich aus in- und ausländischen Milchwirtschaftsfachleuten zusammensetzen. Die Schwerpunkte der Käsebeurteilung liegen bei Geschmack, Geruch und Textur. In den unterschiedlichen Käseklassen werden je eine Gold-, Silber- und Bronzemedaille vergeben. Alle Gruppensieger in Gold werden einer zweiten Prüfung unterzogen, und so wird ein Sieger aller Klassen gekürt, der dann mit dem ,Peak of Quality‘ ausgezeichnet wird“, erklärt Juryleiter Klaus Dillinger von der HBLFA Tirol und führt weiter aus: „Für eine Medaille muss das Produkt nicht nur fehlerfrei und gut sein, sondern darüber hinaus noch einen besonderen Charakter und Geschmack aufweisen. Daneben werden auch Butter, Topfen, Frischkäse und Frischkäsezubereitungen sowie Ricotta einer Prämierung unterzogen. Verliehen wird außerdem ein Innovationspreis, mit dem das neueste und in den Augen der Jury besonders kreative Produkt ausgezeichnet wird.“
In diesem Jahr blieb der „Peak of Quality“ in Österreich: Der Vorarlberger Bergkäse von der Sennerei Hinteregg, produziert vom Senner Florian Lang, konnte die Jury überzeugen. Neben bewährten Sorten werden auch neue Kreationen perfekt in Szene gesetzt. Der diesjährige Innovationspreis wurde an die Sennereigenossenschaft Algund (Südtirol) verliehen. Ihr extraharter Ziegenkäse „GranCapra“ zeichnet sich einerseits durch die Milchart (Ziegenmilch) und andererseits durch die sehr lange Reifezeit aus. Extrahartkäse aus Ziegenmilch ist am Markt noch unbekannt und stellt eine würdige Innovation dar.
Auch in diesem Jahr wurden Vertreter der Presse eingeladen, ihren persönlichen Käsefavoriten zu wählen.
Aus allen eingereichten Tiroler Bergkäse-Spezialitäten hatten diese die Qual der Wahl. Der Gewinner des „Medienpreises 2018“ war die Käserei Plangger Gmbh aus Niederndorf für den „Plangger Bio Tiroler Bergkäse g. U. mindestens zwölf Monate gereift“.
Gute Ausbildung als Grundstein
„Was sich in den vergangenen Jahren am Käsesektor getan hat, ist bemerkenswert. Wir haben gerade in Tirol eine ungeheure Käsevielfalt und eine Vielzahl innovativer Käsemeister in unseren Sennereien und Molkereien“, zeigt sich auch der Obmann der Agrarmarketing Tirol, LHStv. Josef Geisler, erfreut. Den Grundstein für die Käsekompetenz Tirols sieht Geisler in der fundierten Ausbildung: „Tirol bietet mit der einzigen milchwirtschaftlichen Fachberufsschule Österreichs und der HBLFA Tirol in Rotholz die besten Voraussetzungen für Top-Käsespezialitäten.“ Es ist daher kein Wunder, dass Tiroler Käse mit 17 Mal Gold, 19 Mal Silber und 20 Mal Bronze ausgezeichnet wurden.
Aber auch zahlreiche weitere Käsereien aus ganz Österreich schnitten hervorragend ab: von der Schlierbacher Stiftskäserei (Oberösterreich) über die Ennstal Milch in Stainach (Steiermark) bis zur Käserei Gloggnitz (Niederösterreich).
Besonders phantasiereich sind die Bezeichnungen der Käsespezialitäten von bäuerlichen Produzenten: So gab es etwa Medaillen für das „Galtürer Aschenputtel“ (Hofkäserei Huber), den „Jersey-Brie in Blütenzauber“ der Käserei Pranz (St. Georgen, Oberösterreich) oder die „Allgäuer Glücksmomente“ (Deutschland). Prämierte Schweizer Käse hießen u. a. „Heidiland“, „Mia Patria“, „Königs-Chäs“ oder „Rotchäppli“.
Auch Käse aus Deutschland, der Slowakei, Kroatien, Russland und Norwegen schafften es in die Medaillenränge – der olympische Gedanke hat somit hier seinen Niederschlag gefunden …
Alle Ergebnisse finden Sie unter
fachleuteverband.at
Andreas Humer