Fünf Millionen Euro für bäuerliche Fischproduktion

Heimische Fischproduzenten schaffen mit ihrer täglichen Arbeit eine klimafreundliche und gesunde Alternative zur importierten Fischware. Das ist auch nötig, denn künftig steigt der Bedarf an Fisch im Inland. Neue Fördermaßnahmen sollen die heimische Produktion nun stärken, um den Selbstversorgungsgrad zu erhöhen und der Nachfrage nach Fisch aus der Region gerecht zu werden.

Fisch, wie zum Beispiel der Wels, ist ein sehr gefragtes Lebensmittel und eine Nische mit Wachstumspotenzial – das haben bereits einige bäuerliche Fischproduzenten bemerkt und in diese wirtschaftlich interessante Sparte investiert.

Es ist eines der gesündesten und vielseitigsten Lebensmittel des Landes und schmeckt sowohl paniert, gedünstet, in Sauce gebraten, geräuchert oder gegrillt.  Die Rede ist vom Fisch, der hierzulande leider noch immer viel zu wenig produziert wird. Denn obwohl Herr und Frau Österreicher deutlich weniger Fisch essen, als empfohlen wird, kann der Bedarf nur zu einem Bruchteil mit heimischem Fisch gedeckt werden. 2023 wurden in Österreich circa 5200 Tonnen Speisefisch produziert. Ein Teil davon wurde exportiert und über 77.500 Tonnen importiert. Würde man hierzulande also nur heimischen Fisch essen, dann wäre die Jahresproduktion bereits im Jänner aufgegessen.

Mehr Nachfrage als Angebot: Neue Förderung soll Produktion ankurbeln

Nun soll eine Fördermaßnahme aus dem Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) helfen, um Bäuerinnen und Bauern finanzielle Anreize für die heimische Fischproduktion zu bieten. Zusätzliche fünf Millionen Euro sollen die heimische Fischproduktion in den nächsten Jahren ankurbeln. Das hat die Konferenz der Landesagrarreferenten – kurz LARK – unter Vorsitz von Oberösterreichs Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger kürzlich beschlossen. Darüber hinaus werden durch Landesförderungen weitere Anreize für die bäuerliche Fischproduktion geboten. So zielen die drei Fördertöpfe vor allem auf die Fischproduktion in der klassischen Teichwirtschaft ab und gliedern sich in die allgemeine Fischereiförderung, Präventionsmaßnahmen zur Abwehr fischfressender Prädatoren sowie die Förderung bäuerlicher Fischproduktion. „Wir können dadurch wesentlich zur Steigerung der regionalen Eigenversorgung mit gesunden, nachhaltigen Fischprodukten beitragen“, so Langer-Weninger, die die Mittel als wichtige Maßnahme sieht. Mit einem Selbstversorgungsgrad von lediglich acht Prozent gebe es noch viel Potential, das von landwirtschaftlichen Produzenten genützt werden könne.

Fisch aus dem Land überzeugt durch Geschmack und Gesundheit

Dies sei nicht nur aufgrund wirtschaftlicher, sondern auch gesundheitlicher Gründe von Vorteil. Denn neben Mineralstoffen enthält Fischfleisch Jod und Vitamin D und ist ein guter Eiweißlieferant. Doch insbesondere in Aquakulturen im Ausland – wie etwa bei Farmen im Meer – bekommen Fische mit Antibiotika versetztes Futter. Diese Belastung landet letztendlich am Teller der Konsumenten. Nicht so, aber wenn man Fischfleisch aus der Heimat von überwiegend kleinstrukturierten und bäuerlichen Fischzuchtbetrieben genießt, wovon es im Land ob der Enns ungefähr 60 gibt.

Regionaler „Hoffisch“ aus Pötting ist frei von Medikamenten

Ein „Best-Practice-Beispiel“ für die nachhaltige Fischproduktion im Land liefert etwa Christoph Rott vom Betrieb „Hoffisch“ in Pötting (Bezirk Grieskirchen). In 20 Fischbecken auf 300 Quadratmetern werden dort bis zu 50 Tonnen Fisch im Jahr produziert. Dabei setzt der Betrieb, der im Jahr 2017 gegründet wurde, auf den afrikanischen Wels, der praktisch grätenfreies Fleisch liefert und durch einen milden Geschmack und seine feste Konsistenz überzeugt. Darüber hinaus wachsen die „Hoffische“ frei von Arzneimitteln oder sonstigen Zusatzstoffen auf.

„Hoffisch ist eines von vielen Beispielen, die im Hinblick auf agrarische Förderungen wie den EMFAF beweisen: Gutes kommt zurück – und zwar zu uns allen in Form von gesunden regionalen Lebensmitteln.“ Michaela Langer-Weninger

„In Österreich gibt es strenge Richtlinien und Kontrollen für den Umgang mit Tierarzneimitteln. Ich als Betreiber einer Kreislaufanlage kann garantieren, dass meine Fische frei von Medikamenten sind. Zum einen möchte ich das nicht, zum anderen würde die Verwendung von Arzneimitteln wie beispielsweise Antibiotika unseren Biofilter schädigen. Dann würde unsere Wasseraufbereitung nicht mehr funktionieren und die Fischhaltung wäre nicht mehr möglich“, erklärt Rott. Außerdem wirke sich die computergesteuerte Fütterung positiv auf das Wohlbefinden der Fische aus. Darüber hinaus werden die Wasserwerte täglich kontrolliert – bei einer Störung bekomme Rott einen Alarm auf sein Handy.

Ein wahres Leuchtturmprojekt, das Kreisläufe intelligent nutzt

Für Langer-Weninger ist der Betrieb weiters hinsichtlich des Themas „Kreislaufwirtschaft“ ein wahres Leuchtturmprojekt, da Rott, wie bereits erwähnt, mit einer geschlossenen Kreislaufanlage arbeitet.  So wird das Wasser durch ein Filtersystem gereinigt und kann dadurch mehrfach genutzt werden – der Frischwasserverbrauch wird so auf ein Minimum reduziert. Die benötigte Wärme für die konstanten 28 °C wird weiters durch Biomasse aus regionalen Hackschnitzeln gewonnen. Künftig sollen eine PV-Anlage und Elektromobilität den Betrieb noch energieeffizienter gestalten.

„Ich denke, dass der Betrieb von Kreislaufanlagen eine immer wichtigere Rolle in der Eigenversorgung unseres Landes spielen wird. Besonders der Wels eignet sich hierfür gut. Er ist ein sehr einfach zu haltender Fisch mit hervorragender Fleischqualität. Das Wachstum dieses Fisches ist mit kaum einem anderen Fisch zu vergleichen“, so Rott, für den feststeht, dass der afrikanische Wels in Zukunft eine wichtige Rolle in der heimischen Fischproduktion einnehmen wird.

Bereits jetzt sei beim Fischkonsum in Österreich ein deutlicher Aufwärtstrend ersichtlich. In den letzten zwei Jahrzehnten stieg der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von fünf auf acht Kilogramm und wird weiterhin zunehmen. „Jetzt muss nur noch der Selbstversorgungsgrad steigen, um den wachsenden Bedarf im Inland zu decken“, so Langer-Weninger, die in der positiven Nachfrageentwicklung eine Chance für heimische Fischproduzenten sieht.

Jetzt Informieren

Unter www.guteskommtzurück.at ist nachzulesen, wieso Fisch eine Nische mit Zukunft ist, wie er nachhaltig und in größeren Mengen in Oberösterreich produziert werden kann und wie das alles auf nachhaltige Art und Weise möglich ist.

- Bildquellen -

  • Fisch: Hoffisch_c_Maybach
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AUTORred Anna Sophie Stockinger
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