“Biogemüse im Winter ernten zu können, stellt eine große Marktchance für landwirtschaftliche Betriebe dar. Wir sehen im laufenden Projekt ‚Wintergemüse’ daher ein großes Folge-Potenzial für unsere Bäuerinnen und Bauern. Mittelfristig könnte importiertes Gemüse im Winter dadurch sogar ersetzt werden. Wir verfolgen das Ziel, dass die Österreicherinnen und Österreicher in Zukunft auch im Winter mit frischem Biogemüse aus regionalem Anbau versorgt werden können. Das ist nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern stärkt auch die regionale Biolandwirtschaft. Und es bringt Abwechslung in die Küche. Damit ist Biowintergemüse ein Gewinn für alle – für Bauern, Konsumenten und die Umwelt”, sagte Bio Austria-Obfrau Gertraud Grabmann am 29. November anlässlich eines Pressegesprächs am Ökohof Feldinger in Wals.
Grabmann präsentierte vor Ort gemeinsam mit dem Abteilungsleiter Gemüsebau an der HBLFA Schönbrunn, Wolfgang Palme, und der Bio Austria-Feingemüse-Beraterin Alexandra Depisch Erkenntnisse aus dem Projekt “Weiterentwicklung Wintergemüse”, das im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft EIP durchgeführt wird. Der Ökohof Feldinger ist einer von sieben Bio Austria-Betrieben in mehreren Bundesländern, die am Projekt mitwirken. Das Projekt hat die langfristige Etablierung des Biowintergemüseanbaus zum Ziel.
Ökologisch nachhaltige und regionale Alternative
“Wintergemüse-Anbau stellt eine ökologische und nachhaltige Alternative zu der üblichen Winterversorgung mit Frischgemüse dar, die entweder durch aufwändige Importe aus südlichen Ländern oder durch Ressourcen fressende heimische Produktion in beheizten und vielleicht sogar belichteten Gewächshausanlagen erfolgt”, erläuterte Wolfgang Palme, Leiter der Abteilung Gemüsebau an der HBLFA Schönbrunn.
“Zahlreiche Frischgemüse sind frostfester und winterhärter, als man das für möglich gehalten hat. Sie können aus ungeheizten Folientunneln geerntet werden, auch wenn es draußen stürmt und schneit“, verwies Palme auf Erkenntnisse, die aus dem Projekt gewonnen werden konnten. „So sind Tisch und Beet auch in der kalten Jahreszeit reichlich mit schmackhaften, knackigen heimischen Gemüseprodukten wie Salaten, Salatkräutern, Blatt- und Knollengemüse gedeckt“, betonte Palme. „Noch ist Biowintergemüse nicht im breiten Sortiment des Lebensmittelhandels angekommen. Die am Projekt beteiligten innovativen Biogemüsebetriebe mit Direktvermarktung wirken hier als Pioniere einer neuen, nachhaltigen Wintergemüse-Versorgung in Österreich”, so der Gemüse-Experte.
Vielfältige Vorteile für die Betriebe
Alexandra Depisch, Beratung Feingemüse bei Bio Austria, hob hervor, dass nach bisherigen Ergebnissen des Projekts auch die ökonomische Komponente des Biowintergemüsebaus vielversprechend ist. “Grund dafür ist neben der Steigerung der Effizienz der Flächenauslastung durch Nutzung der zumeist leerstehenden Anbauflächen auch der im Vergleich zu den Sommerkulturen geringere Pflegeaufwand und Betriebsmittel-Einsatz”, so Depisch. Für die Betriebe ergäben sich vielfältige Vorteile: Neben einem konstanteren Einkommen wirke die Ausweitung des Sortiment über das ganze Jahr zudem als Kundenbindungsinstrument, was letztlich auch für eine optimierte Auslastung des Personals sorgen könne.
Hintergrund: Was ist Wintergemüse?
Als Wintergemüse wird Gemüse aus dem Freiland- oder aus dem geschützten Anbau bezeichnet, das in der Zeit zwischen November und März frisch geerntet wird. Ganz wesentlich dabei ist: Die Kulturen werden nicht beheizt. Dadurch ist diese Produktionsweise sehr energieeffizient und nachhaltig. Neben Altbekanntem, wie Vogerlsalat & Co, kann hier eine große Produktvielfalt erzeugt werden, die bis dato noch nicht richtig ausgeschöpft wurde. Beispielsweise lassen sich verschiedenste Salate, Kohlgemüse und Bundkarotten auch im Winter ernten.
- Bildquellen -
- Gemuese – OBS 20181129 OBS0044: Bio Austria/ Leithner