Digitalisierung: Bauern „vorne dabei“

In Sachen Digitale Transformation zeigen Österreichs Landwirte beachtliche Kompetenzen, um mit den Erfordernissen der Zeit Schritt zu halten. Das ergab eine neue Studie.

M. Hirt, M. Hutter, J. Moosbrugger: „Ergebnis wenig überraschend.“

Jeder zweite Bauer zählt laut den Erhebungen für das „Digital Skills Barometer“ (DSB) zur Gruppe der „digitalen Vorne-Dabei‘s“. Sie stehen damit besser da als die Gesamtbevölkerung oder die Arbeitnehmer, wo nur rund jeder dritte Befragte dieser Gruppe zugeordnet wird. Das DSB verdeutlicht nicht nur den hohen Bedarf an Wissen und Weiterbildung rund um Digitalisierung und den Einsatz „smarter“ Technologien.

„Die Ergebnisse belegen, dass unsere Bäuerinnen und Bauern sich bereits beachtliche Kompetenzen angeeignet haben, um Schritt halten und damit verbundene Chancen nützen zu können. Drohnen, GPS-gesteuerte Traktoren oder Sensoren in der Tierhaltung sind nur einige Beispiele, dafür, um die Ressourcen zu schonen oder auch das Tierwohl zu fördern“, sagt Josef Moosbrugger, Präsident der LK Österreich. „Gleichzeitig sehen wir die Ergebnisse auch als Auftrag, die Infrastruktur und Bildungsangebote hierfür weiter auszubauen.“

Moosbrugger: „Digitalisierung ist für Zukunftsfitness unserer Betriebe enorm wichtig.“

Das DSB ist die größte Umfrage zu digitalen Kompetenzen in Österreich. Die Teilnehmer werden zu ihrem Wissen, ihrer Selbsteinschätzung und Technologieeinstellung sowie zu Weiterbildungsthemen befragt. Insgesamt haben 3.664 Österreicher teilgenommen, davon 517 Landwirte.

Ergebnis: Knapp die Hälfte der befragten Bauern (49 %) findet sich in der Gruppe der „digitalen Vorne-Dabei‘s“ wieder. In der Gesamtbevölkerung (31 %) und unter den Arbeitnehmern (36 %) sind es weit weniger. Zu den „digitalen Mit-Dabei‘s“ zählen 36 Prozent der Bauern, (Gesamtbevölkerung und Arbeitnehmer je 41 %). Es gibt auch „digitale Nachzügler“, denen aber nur 15 Prozent der Landwirte zugerechnet werden (aber
28 % der Gesamtbevölkerung, 23 % der Arbeitnehmer). 

Quelle: DUSANPETKOVIC1 - STOCK.ADOBE.COM; QUELLE: LFI; GRFAIK: BZ/MERL

Wiewohl den Bauern generell hohe digitale Kompetenz zugesprochen wird, haben aber auch sie in Sachen „Problemlösung, Innovation und Weiterlernen“, auch
„Kreation, Produktion und Publikation“ oder bei „Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit“ noch Nachholbedarf. Außerdem nehmen die digitalen Kenntnisse erwartungsgemäß mit steigendem Alter deutlich ab. 

13 Prozent nutzen KI

Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Landwirtschaft ist im Vormarsch. Etwa dank KI-basierter Lösungen wie der automatischen Bilderkennung bei der Unkrautbekämpfung oder mit Sensoren, die tierindividuelle Gesundheitsdaten liefern. 51 Prozent der Bauern konnten die Wissensfragen rund um KI richtig beantworten, unter allen Befragten waren es nur 37 Prozent (bei Arbeitnehmern 39 %). 13 Prozent der Landwirte gaben zudem an, KI-basierte Lösungen regelmäßig zu nutzen. 

Drei von vier Bauern (76 %) hielten außerdem fest, dass ihre berufliche Tätigkeit von der Digitalisierung betroffen ist, bei den Arbeitnehmern sagte das nur gut jeder Zweite (54 %). 59 Prozent der Landwirte sehen Digitalisierung zudem als Chance, bei Arbeitnehmern nur knapp die Hälfe (49 %.) 

Für Moosbrugger ist das Ergebnis erfreulich, wenn wenig überraschend: „Wer unsere Branche kennt, weiß, wie früh die Digitalisierung in der Land- und Forstwirtschaft Einzug gehalten hat. Entsprechende Kompetenzen sind heutzutage enorm wichtig. All das bestätigt unsere Forderungen, dass dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.“

Interessantes Detail des DSB: Zwei Drittel (66 %) der Arbeitnehmer vermuten, dass Tätigkeiten in ihrem Beruf durch die fortschreitende Digitalisierung plus KI ganz oder teilweise überflüssig werden. Unter den Bauern ist dagegen nur jeder vierte
(27 %) dieser Meinung. Sie erwarten oder erhoffen sich vielmehr „Arbeitserleichterung, Zeit- und Kostenersparnis“. Immer mehr Arbeitsschritte können von Maschinen übernommen oder durch KI vereinfacht werden. „Viele manuelle Tätigkeiten und betriebliches Management werden auf den Bauernhöfen weiterhin unersetzbar bleiben. Bauern werden daher immer Bauern bleiben, während in anderen Branchen ganze Berufsbilder grundlegenden Veränderungen unterliegen“, erklärt Martin Hirt, zuständig für Digitalisierungsagenden in der LK Österreich.

Bereitschaft und Bedarf der Bauern sind hoch

Der Bedarf an Weiterbildungsmöglichkeiten zu digitalen (Grund-)Kenntnissen unter den Bäuerinnen und Bauern liegt laut der Studie bei 38 Prozent. 55 Prozent der befragten Landwirte äußerten zudem Bedarf, noch mehr über neue digitale Technologien wie KI, Blockchain oder Internet of Things zu erfahren. 

Die Bereitschaft zur digitalen Weiterbildung ist also groß. Maria Hutter, Obfrau der Ländlichen Fortbildungsinstitute Österreichs (LFI): „Das Digital Skills Barometer ist uns somit gleichermaßen Bestätigung wie Auftrag. Die LFIs bieten seit langem Kurse rund um digitale Kompetenzen an. Wir werden unser Angebot weiter ausbauen, auch online etwa zu Smart Farming gemeinsam mit der Innovation Farm.“ All das künftig noch gezielter für Frauen und Ältere. 

- Bildquellen -

  • Grafik: DUSANPETKOVIC1 - STOCK.ADOBE.COM; QUELLE: LFI; GRFAIK: BZ/MERL
  • Digital Skills Barometer: LK Österreich/Jung-Leithner
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AUTORBernhard Weber
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