Zwei der vier BayWa-Vorstände räumen ihre Sessel. Andreas Helber und Marcus Pöllinger scheiden demnächst aus, Marlen Wienert und Reinhard Wolf (v.l.) bleiben.

Eigentlich war es zuletzt wieder ruhiger geworden um den bayrischen Agrar-, Baustoff- und Energiehändler BayWa. Kam der Konzern noch im Sommer durch Sanierungsgutachten und Aktienkursverfall nicht aus den Schlagzeilen, gab es Anfang Oktober endlich gute Nachrichten zu vermelden. Durch das 500 Millionen Euro schwere Hilfspaket seien „mehr als 95 Prozent“ der rund 300 Finanzgläubiger bereit, die Sanierungsbemühungen mitzutragen und „konstruktiv zu begleiten“, vorerst durch eine weitere Stundung der Kredite bis Dezember. Dann werde man auch das finale Sanierungskonzept vorlegen, hieß es aus München. „Das entgegengebrachte Vertrauen stimmt uns weiterhin optimistisch, die angestrebte Sanierung bis 2027 umsetzen zu können“, erklärte Michael Baur, Generalbevollmächtigter und Restrukturierungsmanager des Traditionskonzerns, Anfang Oktober.

Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand müssen gehen

Baurs Einflussbereich in der BayWa-Chefetage dürfte nun noch weiter zunehmen. Wie der Konzern gestern (17.10.) bekannt gab, kehren nämlich sowohl Vorstandsvorsitzender Marcus Pöllinger als auch Finanzvorstand Andreas Helber demnächst der BayWa-Führung den Rücken. Pöllinger soll demnach bereits mit Monatsende seinen Sessel räumen, Finanzvorstand Helber wird mit 31. März (mit dem Abschluss des Geschäftsjahres) gehen. Indes wird Generalbevollmächtigter Baur künftig Teil des Vorstandes sein.

Nachfolger gesucht

Auf das Ausscheiden beider Vorstände haben sich der Aufsichtsrat und die Betroffenen „einvernehmlich“ geeinigt, informiert der Konzern per Aussendung. Aufsichtsratsvorsitzender Georg Scheller begründete die Entscheidung damit, dass die notwendige Restrukturierung „neue Kompetenz“ für den Vorstand erfordere. Es sei schon mit der Suche nach Nachfolgern begonnen worden. Mit Michael Baur habe man „eine hervorragende Ergänzung“ für den Vorstand gefunden: „Als neues Vorstandsmitglied wird er die Sanierung der BayWa AG konsequent umsetzen.“

Marcus Pöllinger war erst im April 2023 zum Vorstandsvorsitzenden bestellt worden, zuvor aber schon vier Jahre Teil des Führungsteams. Bereits vor Bekanntwerden des Milliardendefizits geriet er durch die Misstrauensvorwürfe seines Vorgängers Klaus Josef Lutz, damals Aufsichtsratsvorsitzender, in die Schlagzeilen. In den Medien wird indes gemutmaßt, Pöllinger sei zum Verhängnis geworden, dass er die Lage des Unternehmens zu lange beschönigt habe. Laut Agra-Europe habe er sich noch bei der Hauptversammlung im Juni optimistisch gezeigt.

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  • BayWa AG Vorstandsfoto: BayWa AG
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AUTORClemens Wieltsch
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