Am Welternährungstag führt kein Weg an den vielfältigen Leistungen der Bäuerinnen vorbei

Dem 1979 eingeführten „Welthungertag“, der jährlich am 15. Oktober stattfindet, geht der Weltlandfrauentag voran. Oberösterreichs Landwirtinnen weisen auf ihr vielfältiges Tun und ihr Engagement hinsichtlich Ernährungssicherheit und der Weitergabe von Lebensmittelwissen hin.

Landesbäuerin Johanna Haider, LK-Vizepräsidentin Rosemarie Ferstl, Seminarbäuerin Magdalena Mehringer, Milchbäuerin Veronika Minichberger

In Oberösterreich werden etwa 35 Prozent aller land­wirtschaftlichen Betriebe von Frauen geführt. Die Zahl gilt quer durch alle Betriebszweige. Bäuerinnen zeigen ihr unternehmerisches Potential aber auch in den zusätzlichen Tätigkeiten und Angeboten, die sie außerhalb der typisch landwirtschaftlichen Arbeiten schaffen und erschaffen und durch diesie neue Einkommensquellen erschließen und gesellschaftspolitische Akzente setzen. Schule am Bauernhof, Kurse, Workshops und Aktionstage, diverse Green- Care-Angebote oder Urlaub am Bauernhof sind ohne die treibenden Kräfte von Bäuerinnen kaum vorstellbar.      

Diversifikation bringt Wege in die Zukunft

„Diversifikation ist ein Steckenpferd der Frauen. Weil Frauen so kreativ und ideenreich sind und so viel Antriebskraft haben, bleiben auch viele Höfe in Bewirtschaftung“, betont Landesbäuerin Johanna Haider. Vor allem in der Direktvermarktung sind es vielfach die weiblichen Hände, die zum Erfolg führen. „Ich bin immer wieder begeistert von den innovativen Ideen und Produkten und den ebensolchen Ansätzen in der Vermarktung. Oft sind es Frauen, die als Vorreiterinnen agieren“, sagt LK-Vizepräsidentin Rosemarie Ferstl. Die qualitativ hochwertigen Lebensmittel, die auf den heimischen Höfen produziert werden, seien es auch, die noch mehr ins Bewusstsein der Konsumenten rücken müssten. Und: „Wir müssen uns im Klaren sein, dass nur mit einer starken heimischen Landwirtschaft die Versorgungssicherheit im eigenen Land gewährleistet werden kann.“

Quereinsteigerinnen werden immer mehr

Etwa 80 Prozent der Frauen kommen auf einen Hof, etwa 20 Prozent bleiben am  elterlichen Betrieb. Von jenen Frauen, die auf einem Hof einziehen, haben heute etwa 33 Prozent keinen agrarischen Hintergrund. Vor 30 Jahren lag dieser Wert noch bei zehn Prozent. Von den unterschiedlichsten Grundberufen, mit denen Frauen auf Bauernhöfe kommen, profitiere auch die Landwirtschaft und der ländliche Raum, indem Frauen sich mit ihren jeweiligen Fähigkeiten einbringen, ergänzt Landesbäuerin Jo­hanna Haider.

„Was Bäuerinnen leisten, ist oft unglaublich und wird ganz deutlich, wenn einmal eine ausfällt.“ Rosemarie Ferstl

LK-Vizepräsidentin Rosemarie Ferstl betont auch die „höchste Wertschätzung“, die sie Frauen gegenüber habe. „Was Bäuerinnen und Frauen leisten, ist oft unglaublich und wird ganz deutlich, wenn einmal eine ausfällt. Dann kann ein Betrieb schnell ins Wanken kommen“, so die LK-Vizeprä­sidentin. Am und rund um den Hof, im Haushalt und in der Familie halten sie vieles zusammen. Das ist viel Arbeit, doch: „Wenn das Familiengefüge funktioniert, dann funktioniert auch der Hof“, bringt es Johanna Haider auf den Punkt.

Haider verweist aber auch darauf, wie wichtig es ist, dass Frauen auch in den agra­rischen Gremien gut vertreten sind. „So können sie ihren Einfluss auf den Höfen auch in der politischen Arbeit sichtbar machen. Eine Frauenquote von 30 Prozent in allen Organisationen und Gremien im ländlichen Raum ist unser Ziel“, so Haider, die auch Vorsitzende des Bäuerinnenausschusses der LK Oberösterreich ist. Bundesweit sind alle Vertreterinnen der Bäuerinnen in der ARGE Bäuerinnen organisiert, die die Teilhabe von Frauen in agrarischen und politischen Gremien unterstützt.

Wissen aneignen und auch weitergeben

Auf Weiterbildung setzen Bäuerinnen bereits für sich selbst und auch für die gesamte Bevölkerung, der sie die Landwirtschaft und ihr Praxiswissen greifbar machen wollen. Wie zum Beispiel Magdalena Mehringer aus Alberndorf. Die gelernte Bäckerin kann sich als Seminarbäuerin ganz ihrer Leidenschaft für regionale und saisonale Lebensmittel hingeben und versteht sich als Botschafterin für heimische Kulinarik. Gerne ist sie in Schulen und auf Messen unterwegs, hält Workshops und Kinderkochkurse. „Direkt und nah bei den Konsumenten von morgen zu sein ist eine Bereicherung“, so Mehringer. Wissen weiterzugeben ist ihr ein großes Anliegen.

Wissen über Landwirtschaft und Tierhaltung gibt Veronika Minichberger aus Engerwitzdorf direkt auf ihrem Betrieb weiter mittels „Schule am Bauernhof“. Sie ist eine begeisterte Milchbäuerin und will als solche Kindern Zugang zu Tieren ermöglichen und zugleich einen respektvollen Umgang mit ihnen näherbringen. „Viele Kinder kennen keine echten Bauernhoftiere mehr, auch wenn sie am Land aufwachsen“, so Minichberger.

Aktivitäten von Bäuerinnen

Ratgeber für Neu-Einsteigerinnen. Gemeinsam mit der Abteilung Bildung und Beratung hat die Landwirtschaftskammer OÖ einen Ratgeber für junge Frauen auf den Höfen gestaltet. Er trägt den Titel „Plötzlich Bäuerin“ und hält Tipps und Kontaktadressen bereit. www.ooe.lko.at

Weitere Informationen zu Aktivitäten von Bäuerinnen:
www.esserwisser.at
www.schuleambauernhof.at
www.seminarbaeuerinnen-ooe.at
– „Gut leben lernen“ (www.ooe.lfi.at)

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