Am Stammtisch wie auf der Biomesse

War es als Provokation gedacht, neulich am Stammtisch in einer Runde aus mehrheitlich Bauern? „Ich esse mittlerweile kaum noch Fleisch“, sagte der alte Jäger und nippte am Veltliner. Ein bisschen Wild schieße er sich selbst. Sonst ernähre er sich vegetarisch. Keine Einwände, eher allgemeines Kopfnicken. „Bei mir ist es ähnlich“, sagt ein anderer. Nächstes Thema. Der Flexitarismus ist in der Breite der Bevölkerung angekommen, auch der Landbevölkerung.

Die völlige Selbstverständlichkeit eines großen vegetarischen und veganen Sortiments war auch auf der „Bio Süd“ in Augsburg offensichtlich. Dabei handelt es sich um eine der vier deutschen Regionalmessen für Bioprodukte, die naheliegenderweise auch für Österreich bedeutsam ist. Dort begutachten Betreiber von Hof- und Bioläden, aber auch die anspruchsvolle Gastronomie und Hotellerie Neues. Man kostet und knüpft Kontakte, tauscht sich aus. Das vielleicht Überraschendste: Die allgemeine Stimmung in Augsburg war richtig gut. Kein Hauch von Katzenjammer über Absatzschwierigkeiten. Jedenfalls eine positive Entwicklung: Die angebotenen Veggie-Produkte stammen immer öfter aus kleinen Manufakturen oder bäuerlicher Produktion; Tempeh zum Beispiel. Was heißt: Sie schmecken mittlerweile auch richtig gut. Wobei das wohlgemerkt für dieses spezialisierte Setting gilt, nicht automatisch auch für das Sortiment in den Supermärkten. Trotzdem begeisterten in Augsburg auch Käse- und Fleischspezialitäten. Wobei auffällig viele Anbieter von Wurst und Fleisch Tierwohl und #tierglück ganz konkret am Beispiel von Weideschuss und Weideschlachtung kommunizierten. Ein Nischentrend und wohl auch ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal zum anonymen Supermarkt-Bio.