Der Fachkräftemangel ist in aller Munde – und auch in der Landwirtschaft spürbar. Im Bereich jener Kulturen, wo vor allem Handarbeit gefragt ist, ist die Situation besonders fordernd. Die Vorsitzende der Landesagrarreferentenkonferenz, Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger, und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bekennen sich daher zu einer Attraktivierung der Saisonier-Arbeitsplätze, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
In folgenden Bereichen sollen Schwerpunkte gesetzt werden:
- Bedarfsorientierte Saisonier-Kontingente aus Drittstaaten und Abschaffung des Ersatzkraftverfahrens innerhalb des Kontingents
- Zügige nationale Umsetzung eines Visa-ähnlichen Dokuments für Saisoniers mit mehrjähriger Gültigkeit, das digital verlängert werden kann
- Sozialversicherungsrechtliche Erleichterungen für Saisonarbeitskräfte und Beschäftigungsbetriebe
Einheitliches Niveau
„Unser Ziel muss es sein, die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen für Saisoniers in ganz Europa auf ein einheitlich hohes Niveau zu bringen. Nur so wird es gelingen, eine dauerhafte Eigenversorgung mit frischem Obst und Gemüse sicherzustellen und Importe zu fragwürdigen Produktionsstandards zu vermeiden. Dazu braucht es auf der einen Seite wirksame Maßnahmen, die zu einer Lohnnebenkostensenkung führen, auf der anderen Seite aber auch das Bekenntnis der Konsumenten zu regionalen Lebensmitteln“, sagt Langer-Weninger.
Attraktive Modelle
Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig plädiert für neue Maßnahmen: „Die heimische Landwirtschaft steht zu ihren hohen Qualitäts- und Sozialstandards. Gleichzeitig ist es notwendig, dass sie im europäischen Vergleich nicht durch höhere Lohnnebenkosten an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Es braucht daher attraktive Modelle zur Gewinnung von Saisonarbeitskräften. Nur so werden wir auch künftig frisches Obst und Gemüse aus der Region auf unseren Tellern genießen können.“
Klaus Hraby, Geschäftsführer des Efko-Konzerns: „Durch die Stammarbeiterregelung, die vor zwei Jahren eingeführt wurde, reicht die Anzahl der Quotenplätze für Erntehelfer aus Drittstaaten aus. Diese Regelung ist praxisnah und gut umsetzbar. Eine Veränderung ist nicht notwendig und nicht gewünscht. Eine sehr große Hürde stellt im internationalen Wettbewerb die Erntehelferregelung in Deutschland dar. Dort werden Erntehelfer nur unfall-, nicht aber kranken- und pensionsversichert. Wir fordern keine Besser-, sondern lediglich eine Gleichstellung mit der bundesdeutschen Regelung.“
Wettbewerbsnachteile
Rückgang trotz Nachfrage. Die KMU Forschung Austria führte 2021 eine vergleichende Analyse in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Spanien, Ungarn und Polen durch. Das Ergebnis: Hohe personalbezogene Abgaben verschaffen österreichischen Betrieben Wettbewerbsnachteile. So profitiert Deutschland etwa von einem sozialbgabenbefreiten 70-Tage-Modell oder Südtirol von eine Reduktion der Arbeitgeberbeiträge um 75 %. Dadurch geht in Österreich die Anbaufläche von Gemüse trotz steigender Nachfrage zurück.
Bundesweit liegt der Selbstversorgungsgrad für Gemüse bei 58 %. Bei Tomaten sind es 19 %, bei Paprika 27 %, bei Zucchini 37%. Auch der Eigenversorgungsgrad bei Essiggurken sank laut Efko von 80 auf 40 %, mehr als 50 % des Spargels müssen importiert werden.
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- Salat Ernte: agrarfoto.com