Schulbuch-Check zeigt Lücken auf

Pichler, Obmann „Wirtschaften am Land“, Bundesbäuerin Neumann-Hartberger und Bauernbund-Präsident Strasser fordern mehr Aufklärungsarbeit zur heimischen Landwirtschaft in den Schulen.

Zu wenige bzw. falsche Informationen über die heimische Landwirtschaft in Schulen lassen Wissen über Lebensmittelproduktion bei Kindern und Jugendlichen weiter sinken.

Rechtzeitig zu Schulbeginn hat der Verein „Wirtschaften am Land“ mit Hilfe der „Jungen Landwirtschaft Österreich“ 97 Schulbücher der ersten acht Schulstufen (Volksschule und AHS) auf deren Inhalte überprüft und vorgestellt. Im Fokus standen dabei die Themen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. „In diesem Alter wird der Grundstein für das Wissen unserer Kinder gelegt. Da wir täglich Lebensmittel konsumieren, ist es umso wichtiger zu verstehen, was dahintersteckt“, betonte Robert Pichler, Obmann des Vereins „Wirtschaften am Land“ und Initiator des Schulbuch-Checks, heute bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit Georg Strasser, Obmann des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft im Parlament  und Bauernbund-Präsident, sowie Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger.

Das Ergebnis des Checks ist wenig zufriedenstellend: In vier von zehn Schulbüchern findet sich laut Verein überhaupt kein landwirtschaftlicher Inhalt. In den restlichen Lehrbüchern seien oft kurz gehaltene, lückenhafte Informationen zu finden. Volksschulbücher würden teils idyllische Zeichnungen statt realistischer Bilder von landwirtschaftlichen Betrieben aufweisen.

Strasser fordert Nachbesserungen

Georg Strasser, Obmann des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft im Österreichischen Parlament  und Bauernbund-Präsident dazu: „Woher sollen denn unsere Kinder wissen, dass der Kakao nicht von braunen Kühen kommt und Heumilch nicht aus Heu gepresst wird, wenn sie es nicht in der Schule lernen? Stattdessen werden in manchen Büchern Tierwohlställe als Massentierhaltung dargestellt, die Nutzung unserer Wälder soll den Klimawandel anheizen. So ist es nicht verwunderlich, dass unsere Kinder und Jugendlichen zunehmend ein falsches Bild von der Landwirtschaft bekommen.“

Strasser kritisierte abwertende, negativ konnotierte Begriffe wie „Industriebetriebe“ in den Schulbüchern: „Das entspricht nicht der Arbeit der österreichischen Bäuerinnen und Bauern, die uns alle mit frischen, regionalen Lebensmitteln versorgen“. Er fordert eine ausgewogene und faire Darstellung der vielfältigen Leistungen der heimischen Bauernfamilien und eine klare Unterscheidung zwischen österreichischer und globaler Landwirtschaft.

Werden Lehrbücher zu „Leer-Büchern“?

Pichler gab zu bedenken, dass in den Lehrplänen der Pflichtschulen kaum Platz für Ernährungsbildung und landwirtschaftliche Inhalte sei. Diese Themen nehmen nur eine Nebenrolle in den drei Sachunterrichtsstunden in der Volksschule und in den einschlägigen Fächern ab der fünften Schulstufe ein. Hinzu käme, dass Themen wie nachhaltige Waldbewirtschaftung oder Jagd in den untersuchten Schulbüchern beinahe gar nicht vorkommen: „Lehrbücher werden zu ‚Leer-Büchern‘, anstatt zu informieren“, so Pichler.

Irene Neumann-Hartberger schlug in dieselbe Kerbe: „Kinder und Jugendliche kennen die Landwirtschaft häufig nur noch aus Bilder- und Schulbüchern. Viele romantisierte Schilderungen haben allerdings nichts mehr mit der Realität zu tun. Heutzutage haben Menschen immer seltener die Möglichkeit, Landwirtschaft direkt zu erleben und dadurch im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen.“

Die Bundesbäuerin verwies auf alternative Wege für Lehrerinnen und Lehrer, um die Lebensmittelproduktion hautnah zu vermitteln: Etwa über Seminarbäuerinnen oder  die Seite www.landwissen.at. Rund 800 Informations- und Unterrichtsmaterialien werden dort kostenlos zur Verfügung gestellt.

Mehr Landwirtschaft und genauere Prüfung notwendig

Gemeinsam fordern Strasser, Neumann-Hartberger und Pichler mehr Aufklärungsarbeit rund um die heimische Landwirtschaft in Österreichs Schulen: „Unsere Kinder und Jugendlichen dürfen nicht verlernen, wie Kartoffeln wachsen oder eine Milchkuh gehalten wird. Sie sind es, die in den nächsten Jahren mit ihrer Kaufentscheidung im Lebensmittelgeschäft bestimmen, ob wir weiterhin heimisch kaufen können – oder Lebensmittel nur mehr aus dem Ausland importiert werden, ohne dass genauer hingeschaut wird.“

 „Um die Wissenslücke wieder zu schließen, braucht es eine verpflichtende Integration der Themen Lebensmittelproduktion und Ernährung mit mindestens je einer Wochenstunde für die ersten sechs Schulstufen. Jedes Volksschulkind in Österreich soll die Möglichkeit bekommen, die heimische Lebensmittelproduktion bei einem Besuch am Bauernhof als Teil des Unterrichts hautnah zu erleben“, so Strasser, Neumann- Hartberger und Pichler.

Zudem brauche es genauere Überprüfungen der Inhalte in den Schulbüchern, um Land- und Forstwirtschaft altersgerecht und realistisch darzustellen. Das soll mittels zwei zusätzlicher, gemeinsam von den Landwirtschaftskammern und dem Landwirtschaftsministerium nominierter Agrarexpertinnen und -experten in der zuständigen Schulbuch-Kommission geschehen.

Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig schließt sich dieser Forderung an: „Mein Ziel ist, dass es unseren Kindern möglich ist, informierte Kaufentscheidungen zu treffen. Sie sollten wissen, wie die Lebensmittel produziert werden und wie Landwirtschaft funktioniert. Dazu ist es notwendig, dass die Jüngsten bereits in der Schule vollständiges und ausgewogenes Wissen über unsere heimische Landwirtschaft bekommen. Mehr denn je braucht es bessere Landwirtschaft- und Ernährungsbildung an Schulen. Ich unterstütze daher die Forderung, dass Agrarexperten in der Schulbuch-Kommission sein müssen.“

 

- Bildquellen -

  • Foderung: Wirtschaften am Land
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AUTORRed. MS
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