Schnitt- und Weidenutzung können einander gut ergänzen. Denn mittels Herbstweide lässt sich der Aufwuchs nach dem letzten Schnitt noch gut nutzen. Zudem ist das Verfahren meist arbeitswirtschaftlich günstig und verursacht geringe Kosten.
Verdichtungen und Trittschäden vermeiden
Damit die Rinder mit der Herbstweide gut zurechtkommen und die Ertragskraft der Futterflächen erhalten bleibt, bedarf es allerdings einiger Managementmaßnahmen.
Denn im Herbst sind Pflanzenbestand und Boden zunehmend feuchter und trocknen auch langsamer ab. Taubildung und vermehrte Niederschläge weichen die Grasnarbe auf. Sie wird weich, verformbar und trittempfindlich. Narbenverletzungen und Verdichtungen können die Folge sein. In den offenen Stellen setzen sich gerne Kräuter fest, die auf dem Wirtschaftsgrünland nur in geringerem Maß tolerierbar sind. Gänzlich unerwünscht sind Ampferpflanzen, die ebenfalls in den Lücken aufkommen können. Mittels Weidemanagement und Besatzstärke lässt sich hier gegensteuern.
Portions- versus Standweide
Damit bei der Herbstweide Wiesennarbe und Boden intakt bleiben, sollten die Weidetiere möglichst gleichmäßig auf einer größeren Fläche verteilt sein. Deshalb ist im Herbst die Standweide das bevorzugte System. Im Vergleich zur Portionsweide sind die Tiere bei diesem Weidesystem großflächiger verteilt und verhalten sich meist auch ruhiger. Bei der Standweide ist die Weideführung einfacher und der Arbeitsbedarf niedriger. Wichtig ist allerdings, dass der Wiesenbestand nicht zu hoch bestoßen wird. Der Aufwuchs sollte maximal 10 bis 15 Zentimeter hoch sein. Bei höherem Aufwuchs drohen Verluste weil die Tiere viel Futter niedertreten.
Auch die Besatzstärke sollte zurückgenommen werden, um die Grasnarbe zu entlasten bzw., um eine Über- oder Unterbeweidung zu vermeiden. Je nach Wachstumsverhältnissen ist im Herbst eine Besatzstärke von ein bis drei GVE pro Hektar ratsam, also etwa halb so viel wie im Zeitraum Mai bis Juni. Soll das Futterangebot auf der Herbstweide gestärkt werden, dann könnte man mit einer gezielten späten N-Düngung noch nachhelfen.
Gräser die Schnitt- und weideverträglich sind
Wie stabil und ertragsstark eine Grasnarbe ist, hängt auch vom Pflanzenbestand ab. Hier gibt es zwischen Mähwiesen und Weiden bestimmte Unterschiede. Bei Gräsern kann man grundsätzlich horstbildene Gräser und ausläuferbildende Gräser unterschieden. Gräser mit horstförmigem Wuchs (z. B. Knaulgras, Wiesenschwingel, Glatthafer …) sind typisch für Mähwiesen. Sie speichern die Reservestoffe vorwiegend in der Halmbasis. Deshalb sollten diese Arten nicht tiefer als 5 bis 7 cm geschnitten werden, damit die Reservestofflager an der Pflanze verbleiben und der Wiederaustrieb leichter möglich ist. Diese Tatsache muss auch bei der Herbstweide beachtet werden. Die Wiese soll ebenfalls mit 5 bis 7 cm (fausthoch) in den Winter gehen. Verbeißen die Tiere die Horstgräser zu tief, so schwächt dies die Pflanzen. Sie gehen geschwächt in den Winter und haben für den Austrieb im Frühjahr nur wenig Reservestoffe zur Verfügung. Im schlimmsten Fall können die wertvollen Futtergräser sogar absterben.
Gegenüber den Horstgräsern können die ausläuferbildenden Gräser durch Nebentriebe eine wertvolle und dichte Grasnarbe bilden. Sie sind auf Dauerweiden erwünscht, ebenso in Vergesellschaftung mit Horstgräsern auf Mähwiesen.
Wichtige Futtergräser für die Schnitt- und Weidenutzung sind die Wiesenrispe, und das Englische Raygras. Auch der Weißklee hat eine tragende Rolle. Diese Pflanzen sind für Beweidung und Schnittnutzung gleichermaßen geeignet und bringen eine hohe Grundfutterleistung.
Unerwünscht im Bestand sind demgegenüber Gräser wie die Gemeine Rispe. Sie bildet zwar oberirdische Ausläufer die aber den Bestand verfilzen. Der Wurzelfilz führt zu einem muffigen Geruch und wird vom Weidevieh gemieden.
Regelmäßig nachsäen
Damit sich die erwünschten Gräser etablieren können, bedarf es einer gezielten Förderung dieser Arten. Bewährtes Verfahren dafür ist die Nach- und Übersaat.
Insbesondere die wertvolle Wiesenrispe bedarf einer regelmäßigen und wiederholten Nachsaat, da sie sich in der Jugend langsam entwickelt und daher konkurrenzschwach ist. Mittels regelmäßiger, wiederholter Nachsaat lässt sich eine dichte Grünlandnarbe mit wertvollen Pflanzen fördern, die schmackhaftes und energiereiches Futter bringt. Zudem bildet der Bestand viel unterirdische Wurzelmasse, die den Boden auf natürliche Weise vor Tritt- und Fahrschäden schützt.
Herbstweiden, die mit etwa 8 cm Höhe in den Winter gehen, haben im Frühjahr die besten Voraussetzungen für einen etragreichen ersten Schnitt.
- Bildquellen -
- W Trittschaeden Weide: agrarfoto.com
- W Fleckvieh Herbst: agrarfoto.com