Förderbedingungen für Nutztierhalter: Weniger Emissionen, mehr Tierwohl

Landwirtschaft und insbesondere die Tierhaltung stehen inmitten bedeutender Veränderungen. Neue Förderbedingungen, die auf Nachhaltigkeit und Tierwohl abzielen, prägen die Branche. Im Fokus stehen dabei nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern auch die Reduzierung von Emissionen und die Schaffung optimaler Bedingungen in der Nutztierhaltung.

Gut durchlüftete Ställe fördern die Tiergesundheit und das Tierwohl.

Mit Beginn der neuen Förderperiode 2023-27 wurden über neu konstruierte ÖPUL-Maßnahmen der 2. Säule ein Fokus auf die Forderung nach mehr Tierwohl in der Stallhaltung, aber auch im Rahmen von Weidemaßnamen, gelegt. Im Hinblick auf stallbauliche Maßnahmen wurde eine Änderung der Investitionsförderung vollzogen. Wer Fördergelder in Anspruch nehmen möchte, ist dazu angehalten, sich bereits vor bzw. in der Planungsphase eingehend sowohl mit den gesetzlichen Regularien, aber auch den Förderungsvoraussetzungen auseinanderzusetzen. Wer nach dem gesetzlichen Mindeststandard baut, erhält keine finanzielle Unterstützung mehr für sein Vorhaben. Die Investitionen in die landwirtschaftliche Erzeugung fördern als Mindestgrundlage im Nutztierhaltungsbereich künftig nur noch Stallbauten nach dem Basisstandard sowie die besonders tierfreundliche Haltung (siehe Merkblätter unten). Zu beachten ist, dass eine Förderung im österreichischen Agrarumweltprogramm ÖPUL Tierwohl − Stallhaltung Schweine teilweise andere Vorgaben im Hinblick auf die Mindestflächen vorsieht.

Quelle: HBLFA
Mastschweine: Strukturierung der Buchtenfläche künftig verpflichtend.

Freisetzung von Ammoniak minimieren

Ein zentraler Aspekt der neuen Förderbedingungen ist die Minderung von Emissionen aus der Tierhaltung. Landwirte sind aufgefordert, Technologien technischer oder stallbaulicher Art zu implementieren, welche die Freisetzung von Ammoniak minimieren. Die Reduzierung der Umweltauswirkungen wird hier nicht nur aus ökologischen und gesetzlichen Gesichtspunkten betrachtet, sondern soll auch den Betrieben (Mensch & Tier) langfristig zugutekommen.

Vollspalten-Verbot zeitlich noch unklar

Die Forderung nach mehr Tierwohl wird durch ein vergrößertes Platzangebot für das Einzeltier und eine Strukturierung der Haltungsumgebung in funktionsgetrennte Bereiche statt Einflächenbuchten umgesetzt. Vor allem in der Schweinehaltung ist in diesem Kontext das Verbot der vollperforierten Bodengestaltung zu beachten. Wie hier die aktu-elle Überarbeitung der Übergangsfrist voranschreitet, ist nicht absehbar, wobei aus Forschungssicht jedenfalls ein Abwarten relevanter Ergebnisse (Bsp. Projekte IBeSt, IBest+) zur Etablierung praxisgerechter Lösungen als Appell an die Politik ergeht, um neben einer geforderten Investitionssicherheit auch die Funktionssicherheit neuer Stallsysteme für Land-wirte und Nutztiere sicherzustellen. Besonders tierfreundliche Haltungssysteme für Mastschweine wurden in diesem Zusammenhang in großen Projekten geprüft und zeigen, wie bei optimaler Gestaltung und bestem Management die Emissionen um ein Vielfaches reduziert werden können (Projekt SaLu_T).

Änderungen der Bauhülle notwendig

Ändernde Klimabedingungen bewirken auch ein Umdenken die Bauhülle betreffend. Um nachgewiesen hohe Strahlungswärmeeinträge in den Tierbereich zu verhindern, ist im Dachbereich auf gedämmte Materialien zurückzugreifen. Hinterlüftete, klassische Kalt-dächer sind hier klar im Vorteil, aber auch geschäumte Paneele sind ein Mittel der Wahl. Helle Dacheindeckungen wirken zusätzlich positiv. Im frei belüfteten Bereich (Rinderställe) ist aus Beratungssicht ein freier Luftdurchsatz von der Traufe zum First an der Dachuntersicht durch Konterlattungen oder Ähnliches obligat, um eine direkte Luftzirkulation zu ermöglichen sowie Luftstau und Kondensat an Pfetten zu verhindern. Bei Stallungen für Masthühner und Puten müssen nicht nur das Dach, sondern auch die umschließenden Oberflächen (Wände) gedämmt ausgeführt werden. Weiters müssen zwei der nachfolgenden Maßnahmen erfüllt sein: Fußbodenheizung, Sprühkühlung, Nippeltränken mit Auffangschalen (Masthühner) bzw. Bodenstrangtränken (Puten) oder Einbau eines Wärmetauschers.

Kühlende Maßnahmen

Da eine kühlere Umgebungstemperatur das Auftreten von Ammoniak im Stall oder angrenzenden Auslaufflächen wesentlich beeinflusst, sind an das Gebäude und den Tierbestand angepasste Kühlmaßnahmen erforderlich. In voll-klimatisierten Ställen mit zentraler Zuluft können großdimensionierte Unterflurzuluftkanäle, besten-falls in Verbindung mit einer Konditionierung der zugeführten Luft durch Coolpads oder auch die Verwendung von Kühltürmen einen hohen Wirkungsgrad (Reduktionen der Lufttemperatur bei Kombination beider Techniken von 10–12 Kelvin) vorweisen.

Für die Optimierung von Ställen im Bestand bringen wasserführende Systeme (Vernebelungsanlagen) einen hohen Nutzen. Unter Beachtung einer maximalen relativen Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent sowie feinster Vernebelung der eingebrachten Wasserpartikel wird neben einer Absenkung der Lufttemperatur auch das Tierwohl gefördert. Die hohe Bindungs- und Reduktionskapazität in Bezug auf auftretende Stäube ist hier vor allem in eingestreuten Ställen (Geflügelhaltung, neue Stallsysteme Schwein) als Mehrwert zu beachten. Bei geschlossenen Warmställen zur Haltung von Schweinen (ausgenommen Ferkelaufzucht) stehen folgende Kühlmöglichkeiten zur Wahl: Cool Pad, Hochdruckwasservernebelung, Erdwärmetauscher (Unterflurkanal), Rohrregisterspeicher oder Schotterspeicher, Kühlturm oder Kühlsystem im Stallinnenraum über oder unter der Liegefläche (z. B. Rohrsystem, Unterflur-Zuluftkühlung).

Quelle: HBLFA
Überdachte Außenklimabereiche reduzieren die Emissionen und Hitzebelastungen.

Maßnahmen im Außenbereich

Vieldiskutiert ist im Außenbereich eine mögliche Überdachung sowie die Bodengestaltung von Ausläufen. Für Rinder muss der Boden von befestigten Auslaufflächen nach dem Basisstandard zu mindestens 80 Prozent geschlossen (planbefestigt) sein und über ein ausreichendes Gefälle verfügen. Eine Entmistungsmöglichkeit ist vorzusehen. Bei Außenklimastallungen für Schweine mit planbefestigten (geschlossenen) Flächen und einer Funktions-tren­nung gibt es Maßnahmen für die Reduktion von Ammoniak zur Auswahl, wobei zwischen einer Kühlungsmaßnahme betreffend das Stallraumklima und/oder Liegebereich (z. B. Zuluftkühlung, Vernebelungsanlagen oder optimierte Be- und Entlüftung), einer Überdachung des außenliegenden, vollperforierten Ausscheidungsbereiches oder Entwässerung von nicht überdachten, geschlossenen Flächen oder als dritte Variante eine Kot- und Harntrennung implementiert werden kann.

Positive Wirkung auf Arbeitsplatz Bauernhof

Die Erfüllung dieser Maßnahmen soll nicht nur als wirtschaftliche Erschwernis gesehen werden. Die Vielzahl an vor Ort besuchten Betrieben zeigt, wie wichtig eine Verbesserung der Haltungsbedingungen vor allem in Bezug auf die vorgefundenen Ammoniakkonzentrationen, aber auch die klimafitte Ausführung der gebäude-umschließenden Oberflächen zur Minderung von Hitzestress während Heißwetterphasen ist. Ammoniak kann zudem durch vielfältige Maßnahmen bereits in seiner Entstehung gehemmt werden, aber auch durch kühlere Temperaturen und optimierte Be- und Entlüftung für die Gesundheit unserer Nutztiere und nicht nur zwecks Erfüllung gesetzlicher Regularien gemindert werden. Eine hohe Luftgüte im Stall beeinflusst langfristig gesehen auch den Arbeitsplatz der Bäuerinnen und Bauern positiv.

Quelle: HBLFA
Angepasste Tränke- und Fütterungstechniken sowie Fußboden-
heizungen sorgen für ein gutes Klima und mehr Tierwohl.

Fazit: Die neuen Förderbedingungen für die Tierhaltung in Österreich markieren einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Produktion, Emissionsminderung und Förderung von Tierwohl. Durch die In­tegration moderner Technologien, durchdachter Baulösungen und die Bereitstellung finanzieller Anreize strebt die Politik einen ausgewogenen Ansatz zwischen wirtschaftlicher Rentabilität, Umweltverträglichkeit und dem Wohl von Mensch und Tier an. Diese Entwicklungen signalisieren einen positiven Trend für die Zukunft der Tierhaltung in Österreich, welche sich durch höchste Standards ausschließlich in Verbindung mit einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung der Produkte vom Mitbewerb abheben können.

Eine Investition in bestehende Stallungen und Neubauten lohnt sich für die heimische Landwirtschaft sowie den Wirtschaftsstandort Österreich jedenfalls, um hohe Strafzahlungen bei Nichterreichung der Umweltziele aus Brüssel zu vermeiden.

Downloads:

Merkblatt: Förderstandards für die Tierhaltung und NH3-Minderung

Merkblatt: Standards für besonders tierfreundliche Haltung und NH3-Minderung für eine erhöhte Förderung

Podcast der HBLFA Raumberg-Gumpenstein mit Infos zur klimafitten Gestaltung

- Bildquellen -

  • Buchtenfläche: HBLFA
  • Außenklimabereich: HBLFA
  • Tränke- und Fütterungstechniken: HBLFA
  • Stall: HBLFA
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AUTORIng. Eduard Zentner, Ing. Irene Mösenbacher-Molterer; beide Mitarbeiter der HBLFA Raumberg-Gumpenstein
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