Waldschäden in Tirol: Bund und Land stellen zusätzlich 19 Millionen Euro zur Verfügung

Eine Karte zeigt die Waldschäden im Tiroler Unterland, im Hintergrund erkennbar sind die Schäden durch den Hagel.

Binnen Minuten verursachten im Juni zwei heftige Unwetter schwere Schäden in Tirols Wäldern, von welchen rund 1.500 Hektar Waldfläche mit einem Schadholzabfall von rund 120.000 Kubikmeter betroffen sind. Das entspricht rund 8.000 LKW-Ladungen. Besonders betroffen waren die Gemeinden Schwoich und Söll sowie Ende Juni Wildschönau / Auffach, Hopfgarten / Kelchsau und Westendorf / Windau.

Vergangenen Montag machten sich der für Forstagenden zuständige Bundesminister Norbert Totschnig, Landeshauptmann Anton Mattle und Tirols Forstreferent LHStv Josef Geisler in Schwoich gemeinsam mit Fachexperten und Behördenvertretern ein Bild vom Ausmaß der Schäden – mit guten Nachrichten für Tirol: „Unser Wald liegt mir besonders am Herzen. Aufgrund der enormen Schäden stehen dem Bundesland Tirol für die kommenden Jahre zusätzlich 19 Millionen Euro zur Aufarbeitung der Waldschäden und die Aufforstung zur Verfügung“, gibt BM Totschnig bekannt.

Dank der Zusage des Bundesministers erhalten die betroffenen Gebiete davon schon für das heurige Jahr rund fünf Millionen Euro mehr. „Waldschäden müssen rasch aufgearbeitet und beseitigt werden, um die Schutzfunktion des Waldes zu garantieren. Ohne die Schutzbarriere Wald wären viele Ortschaften Tirols Naturgefahren wie Muren oder Lawinen ausgesetzt, zudem wollen wir unseren Wald als ‚Lunge‘ der Alpen sichern. Die im heurigen Jahr 2024 zur Verfügung stehenden Mittel, bisher rund 23 Millionen Euro, reichen für die Aufarbeitung nicht aus. Umso wichtiger ist die Zusage des Bundes, um unseren Lebens- und Schutzraum Wald wiederherzustellen und zu pflegen“, drücken LH Mattle und LHStv Geisler dem ihren Dank aus, sodass heuer insgesamt rund 28 Millionen Euro für die Aufarbeitung der Waldschäden zur Verfügung stehen.

„Jeder investierte Euro hilft dem Wald“

In den Bezirken Kufstein und Kitzbühel handelt es sich bei rund zwei Drittel um Schutzwald, weshalb eine schnelle Aufforstung wesentlich ist. „Wir müssen schneller als der Borkenkäfer sein. Der Schädling wartet nur darauf, sich in Schadholz einzunisten. Jeder in den Wald investierte Euro hilft, Schadholz rasch aufzuarbeiten und den Wald klimafit umzurüsten. Durch eine gute Mischung und die richtige Auswahl an Baumarten können wir die Tiroler Wälder langfristig an den Klimawandel anpassen. Deshalb stellen wir vonseiten des Landes die Kofinanzierung sicher, wodurch die Bundesmittel ausgelöst werden“, sagt LH Mattle. Der Landeshauptmann hebt auch den Einsatz aller Beteiligten hervor: „Insbesondere hier in Schwoich zeigt sich die Kraft der Forstwirtschaft, die tagtäglich für unseren Wald und damit für Umwelt, Klima und Naturschutz im Einsatz sind. Mein Dank gilt dem gesamten Forstpersonal, allen voran den Forstarbeitern und Waldbesitzern für ihren Einsatz. Ihre Arbeit ist von großem Wert, die nicht zuletzt auch mit Risiken verbunden ist. Schmerzhaft vor Augen führen uns dies Unfälle und Ereignisse im Wald – jeder einzelne ist einer zu viel.“

EU-, Bundes- und Landesmittel für Tirols Wald

Die Mittelaufstockung umfasst drei Bereiche, die aus Mitteln der Europäischen Union, des Bundes und/oder des Landes gespeist werden: das Programm „Ländliche Entwicklung“, „Flächenwirtschaftliche Projekte“ und der Waldfonds, welcher österreichweit um 100 Millionen aufgestockt wurde – davon fließen in den Jahren 2024 und 2025 um insgesamt 14 Millionen Euro mehr Mittel nach Tirol. Landwirtschaftsminister Totschnig betont: „Jeder einzelne Schaden in unseren wertvollen Wäldern schmerzt. Beim heutigen Lokalaugenschein in Schwoich zeigt sich einmal mehr die Kraft und Unberechenbarkeit der Natur. Wir unterstützen die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, indem wir ihnen die notwendigen finanziellen Mittel in die Hände geben. Dafür werde ich mich auch in Zukunft einsetzen.“

Dabei stehen vor allem die Aufforstung und der klimafitte Wald im Fokus: Allein in Schwoich werden voraussichtlich 200.000 Forstpflanzen für die Wiederbewaldung benötigt. „Tirolweit brauchen wir in den kommenden beiden Jahren bis zu sechs Millionen Stück Forstpflanzen, um den Wald schrittweise aufzuforsten. Doch erst dann beginnt die eigentliche Arbeit: Die Pflanzen müssen gepflegt und geschützt werden, es dauert Jahre bis sie ihre volle Funktion wieder entfalten können“, sagt LHStv Geisler.

Katastrophenfonds bei Hagelschäden im Wirtschaftswald

So nahm das Land unmittelbar nach dem vergangenen Sturm- bzw. Hagelereignis im Juni die Arbeit an einer Lösung für ungedeckte Hagelschäden im Wald in Angriff. Die Gespräche konnten erfolgreich abgeschlossen werden. „Damit können nun auch Hagelschäden im Wirtschaftswald finanziell aus dem Katastrophenfonds abgegolten werden. Welche Schäden Hagelunwetter auch im Wirtschaftswald verursachen können, sieht man gerade am Beispiel Schwoich. Daher freut es mich umso mehr, dass sich Betroffene nun Unterstützung über den Katastrophenfonds holen können“, berichtet LHStv Geisler. Anträge können ab sofort bei der zuständigen Bezirksforstinspektion gestellt werden.

Blick über die Bezirksgrenzen

Osttirol gilt und galt ebenfalls als besonders betroffen von Waldschäden. Vor allem der Borkenkäfer macht dem Wald zu schaffen. Seit Beginn der Schadereignisse wurden in fünf Jahren 3,5 Millionen Kubikmeter Schadholz in Osttirol aufgearbeitet. Mit Stand Ende 2023 waren es inklusive des durch Borkenkäfer beschädigten Schadholzes rund fünf Millionen Kubikmeter Schadholzanfall. Zur aktuellen Situation in Osttirol berichtet Landesforstdirektor Josef Fuchs: „Für die kommenden Jahre werden zusätzlich 1,5 Millionen Euro aus Rodungsabgaben bereitgestellt. Seitens des Landesforstdienstes wurden in Osttirol in den letzten fünf Jahren 23,2 Millionen Euro an Fördermitteln zur Schadholzaufarbeitung, Errichtung von Schutzmaßnahmen wie Steinschlagnetze bzw. Aufforstung ausbezahlt. Da nach derzeitigem Kenntnisstand von einem Waldverlust in einem Ausmaß von zumindest einem Drittel ausgegangen werden muss, ist die Aufforstung umso wichtiger. Dort benötigt es rund 1,5 Millionen Pflanzen pro Jahr – das kostet Geld und braucht die personellen Ressourcen. Durch die Bundes- und Landesmittel sind wir derzeit gut gerüstet, es liegt aber noch viel Arbeit vor uns.“ Allen voran sei auch die Pflege der Jungwuchsflächen dahingehend wichtig. 

Die Aufarbeitung des Schadholzes nach dem Sturmereignis im Juli 2023 in den Bezirken Imst, Innsbruck-Land und Schwaz konnte zwischenzeitlich nahezu zur Gänze abgeschlossen werden. Hier werden derzeit nur mehr die letzten, jedoch äußerst schwierig erreichbaren Flächen aufgearbeitet bzw. forstschutztechnisch behandelt. Insgesamt wurden in den drei Bezirken mehr als 600.000 Kubikmeter Schadholz verzeichnet.

- Bildquellen -

  • 20240805 LokalaugenscheinSchwoich 3: Land Tirol/Die Fotografen
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AUTORRed. JS
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