Erst im zweiten Jahr werden Blütenstände gebildet. Die Samen bleiben über Jahrzehnte keimfähig.

Der Gefleckte Schierling (Conium maculatum) ist eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler. Während im ersten Jahr nur eine Blattrosette gebildet wird, erreicht das Kraut im zweiten Jahr Wuchshöhen von bis zu 2 Metern. Optisch ähnelt das Kraut Wiesenkerbel und Hundspetersilie, lässt sich von diesen jedoch durch den intensiven Geruch nach Mäuseurin unterscheiden, erklären die LK-Experten. Im zweiten Jahr sticht außerdem der im unteren Bereich auffällig rot gefleckte Stiel ins Auge. Der Gemeine Schierling blüht im zweiten Vegetationsjahr von Juni bis September und bildet jahrzehntelang keimfähige Samen aus.

Hochgiftiges Kraut mit Verwechslungsgefahr

Quelle: Ulisi - wikimedia commons
Der auffällig rotgefleckte Stiel ist neben dem beißenden Geruch ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal.

Dies ist insofern dramatisch, da es sich bei dem Doldenblütler um eine der giftigsten einheimischen Pflanzen handelt. In allen Pflanzenteilen ist das Pseudoalkaloid Coniin zu finden, eine Dosis von 0,5 bis 1 Gramm des Giftes ist für Menschen bereits tödlich. Eine Coniin-Vergiftung äußert sich durch Brennen in Mund und Rachen, Brechreiz, Sehstörung, Verlust des Sprech- und Schluckvermögens sowie Muskelkrämpfe. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein. Auf der Haut führt der Pflanzensaft in Verbindung mit UV-Licht zu schmerzhaften Brandblasen.

Selbst in Futterkonserven giftig

Auch Nutztiere können Vergiftungserscheinungen erleiden und verenden, wiewohl das Kraut durch den beißenden Geruch eher gemieden wird. Im Grünfutter ist Gemeiner Schierling höchst problematisch, auch in Heu und Silagen wird das Gift nur langsam und nie vollständig abgebaut.

Vermehrtes Auftreten in Biodiversitätsflächen

Seit vergangener Woche beobachtet die LK Oberösterreich verstärkt Blütenstände des Gemeinen Schierling in Biodiversitätsflächen und ruft Landwirte zur Kontrolle ihrer Flächen auf. Als mögliche Ursache wurden die Saatgutmischungen „Biodiversität Öpul 2023“, „Diversitätsmischung Öpul 2023“ sowie „Waidmanns Dank“ (allesamt von der Saatbau Linz) ausgemacht. Probleme habe es demnach vor allem bei den Chargennummern A2UR465/05 und A2UR465/06 gegeben.

Ausnahmegenehmigung für Schierling-Bekämpfung

Um ein Aussamen der Pflanzen zu verhindern, rät die LK (nach Rücksprache mit der AGES) betroffene Biodiversitätsflächen zu mulchen, solange die Samen noch grün sind. Dadurch sterbe nämlich auch die Wurzel des Gemeinen Schierling ab. Das geltende Agrarumweltprogramm lässt das Mulchen von bis zu 25 Prozent der Biodiversitätsfläche noch vor dem 1. August ohnehin zu. Sollte eine größere Fläche betroffen sein, müssen Landwirte dies mittels Fotos dokumentieren und für eine mögliche AMA-Kontrolle am Betrieb bereithalten. Anschließend ist das Mulchen auch über die geltende Flächenprozentgrenze zulässig, eine Meldung im eAMA ist nicht erforderlich. Das Landwirtschaftsministerium hat einem entsprechenden Antrag auf Sondergenehmigung der LK Oberösterreich bereits stattgegeben.

Sind nur Einzelpflanzen im Bestand zu finden, können diese auch per Hand entfernt werden, wobei ein Ganzkörperschutz inklusive Gesichtsvisier zu tragen ist. Pflanzen mit reifen, braunen Samen sollten abgeschnitten oder gemäht und entsorgt werden. Kleinere Mengen können, LK-Angaben zufolge, in „gut funktionierende Biogasanlagen“ verbracht werden, größere Mengen seien in Müllverbrennungsanlagen besser aufgehoben. Von einer Kompostierung rät LK-Pflanzenschutzreferent Hubert Köppl dezidiert ab, da nicht gewährleistet sei, dass die Samen ihre Keimfähigkeit verlieren.

Saatbau „um Lösung bemüht“

Weiters rät die LK die Arbeiten zur Entfernung sowie die dazu benötigte Zeit zu dokumentieren. Wer eine Biodiversitätsmischung der Saatbau Linz angebaut hat und nun betroffen sei, möge sich mit dem Saatguthersteller in Verbindung setzen, man sei dort „um eine einzelbetriebliche Lösung bemüht“.

 

 

- Bildquellen -

  • Conium Maculatum Stiel: Ulisi - wikimedia commons
  • Conium Maculatum Blütenstand: Nonenmac - wikimedia commons
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AUTORRed. CW
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