Unscheinbar in Breitenlee, im 22. Wiener Gemeindebezirk, versteckt sich umgeben von Obstbäumen ein Gerstenfeld. Hier, auf den Gründen des Landwirtschaftsbetriebes Stift Schotten, wächst seit Herbst des vergangenen Jahres die Braugerste für das Ottakringer „Wiener Original“ heran. Güterdirektor Bernhard Schabbauer blickt einer wetterbedingt guten Ernte entgegen. Diese wird in den kommenden Tagen erfolgen. Nach dem Drusch soll die Gerste über die Stadlauer Malzfabrik ihren Weg in das Bier finden.
Damit leistet der Betrieb am Stadtrand seinen Beitrag zum Projekt „Wiener Braugerste“ der LK Wien mit der Ottakringer Brauerei, laut der für ihr „Wiener Original“ nur Wiener Gerste verarbeitet wird. Ein Beitrag, der auch für die Umwelt spürbar sein soll, denn „die Felder, auf denen die Gerste wächst, sind in Wien, die Mälzerei ebenfalls und auch die Brauerei steht in der Bundeshauptstadt“, betont Schabbauer. Das spart durch sehr kurze Transportwege unnötigen CO2-Ausstoß.
Das Projekt habe somit einen mehrfachen Nutzen, denn so werden auch Wertschöpfung und Arbeitsplätze der Stadtlandwirtschaft gesichert. Die Sichtbarkeit ebendieser ist den Beteiligten ein ebenfalls großes Anliegen. „Der Weg von der Zuckerrübe zum Zuckerwürfel oder vom Erdäpfel zur Pommes-Portion ist für Laien oft schwer nachvollziehbar. Den Getreidebauern geht es da nicht anders. Die Assoziation eines Krügerls mit einem Sack Gerste haben auf Anhieb nur Wissende“, meint Norbert Walter, Präsident der LK Wien. Um dieser leistungsfähigen und nachhaltigen Stadtlandwirtschaft eine Zukunft geben zu können, brauche es „die Treue und das Vertrauen der Wiener Bevölkerung“, so der oberste Bauernvertreter Wiens.
Mehr als 100 Jahre Brautradition
Lange Zeit war das Wiener Lagerbier, gebraut nach seinem über 100-jährigen Rezept, nur im Ausland verfügbar. 2013 belebte Ottakringer das Traditionsbier als „Wiener Original“ wieder, neu interpretiert mit altbewährten Geschmacksnoten.
Als „selbstverständlich“ bezeichnet Braumeister Tobias Frank dieses Unterfangen und betont, wie wichtig die Zusammenarbeit mit der Wiener Stadtlandwirtschaft für den Erfolg sei. Laut Frank stehe das Projekt „Wiener Braugerste“ aber auch für Nachhaltigkeit, die Verbundenheit mit der Stadt und für eine wertvolle Landwirtschaft und somit für viel mehr, als nur eine gelungene Geschäftsbeziehung.
- Bildquellen -
- Norbert Walter: Martin Machtlinger
- Gerstenfeld: Martin Machtlinger