Es gibt sie noch, die guten Nachrichten aus dem Pflanzenschutz – mit dem Produkt Valentia wurden erstmals seit vielen Jahren neue Wirkstoffe zur Unkrautbekämpfung im Maisbau zugelassen. Konkret geht es dabei um Florasulam und Fluroxypyr. Zwar sind die Produkte im Getreidebau schon seit langem im Einsatz (Tomigan XL u. a.), für den Maisbau sind sie aber neu. Die Wirkung auf zweikeimblättrige Unkräuter ist bekannt und beliebt.
Valentia Mais Pack plus Bodenpartner
Vermarktet wird das neue Mittel bereits für die laufende Saison als Valentia Mais Pack. Da Valentia speziell gegen dikotyle Unkräuter wirkt, befinden sich im Pack noch die Produkte Ikanos (Nicosulfuron) und Raikiri (Mesotrion), um das Wirkungsspektrum zu verbreitern. Da die Wirkungen aller drei enthaltenen Komponenten zu 90 % über das Blatt der bereits aufgelaufenen Unkräuter und Ungräser erfolgt, kann für eine gewünschte Bodenwirkung einer der am Markt befindlichen „Bodenpartner“ beigemischt werden.
Die Wirkung gegen Distel sollte durch die Kombination Valentia + Raikiri ausreichen, bei stärkerem Auftreten von Ackerwinde wird der Zusatz von 0,2 l/ha eines Dicamba-Produktes notwendig sein.
Neu auf den Markt wird auch der CB Maispack angeboten. Dieser Kombipack beinhaltet die Produkte Botiga (Pyridat + Mesotrion) und SL 950 (Nicosulfuron) Die interessante Wirkstoffkombination im Produkt Botiga besitzt eine sehr gute Wirkung gegen einjährige, zweikeimblättrige Unkräuter sowie auch gegen Hühnerhirse. Pyridat alleine besitzt schon eine gute Wirkung gegen zweikeimblättrige Unkräuter, fungiert aber, ähnlich wie Terbuthylazin, als Wirkungsverstärker von Mesotrion. Für das Schließen diverser Wirkungslücken ist dann SL 950 verantwortlich. Gegen Wurzelunkräuter (Distel, Winde) ist der Zusatz einer entsprechenden Menge eines Dicamba-Produktes notwendig. Da auch beim Einsatz dieser Kombination die Wirkungen über das Blatt erfolgen, kann für eine gewünschte Bodenwirkung ebenfalls geeigneter „Bodenpartner“ beigemischt werden.
Der dritte neue Pack im Bunde ist Elumis Xpert. Experten setzen bereits auf diese Kombipackung. Sie besteht aus den Einzelprodukten Elumis (Nicosulfuron + Mesotrion), Peak (Prosulfuron) und Spectrum (Dimethenamid-p). Die starke Wirkung gegen diverse Unkräuter (inkl. Distel und Winde) und Ungräser von Elumis und Peak wird ergänzt durch die optimale Bodenwirkung von Spectrum.
Alle drei vorgestellten Kombinationen sind Terbuthylazin- und S-Metolachlorfrei und können somit auch auf Flächen in Wasserschutz- und Schongebieten, oder auf Flächen des vorbeugenden Gewässerschutzes Acker – ÖPUL 2023 (Gebietskulisse) bedenkenlos eingesetzt werden.
S-Metolachlor läuft mit Ende Juli aus
Die schlechte Nachricht zur heurigen Herbizidsaison ist das Zulassungsende von S-Metolachlor per Ende Juli. Damit entfallen breit eingesetzte und bewährte Produkte wie Dual Gold oder Gardo Gold samt der zugehörigen Generika-Produkte (z. B. Basar u. a). Im Jahr 2023 kam S-Metolachlor auf ca. 65.000 ha Mais zum Einsatz. In Summe waren es rd. 127 Tonnen, welche zu 95% in den Kulturen Mais, Ölkürbis und Sojabohne zur Anwendung gelangten. Die Abverkaufsfrist für S-Metolachor-Produkte (auch Kombi-Packungen!) ist mit 23. Juni 2024 festgelegt, die Aufbrauchsfrist mit 23. Juli 2024. In der Saison 2025 dürfen S-Metolachlorprodukte somit nicht mehr eingesetzt werden.
Da die Bevorratung der Industrie mit S-Metolachlorprodukten schon knapp ist, kann sich auch schon in der kommenden Saison ein Bedarf an Alternativen ergeben, insbesondere auf Flächen, wo auch kein Terbuthylazin (TBZ) eingesetzt werden darf. In solchen Fällen bleibt nur der Umstieg auf Dimethenamid-p als effizienter Bodenwirkstoff.
Pethoxamid wäre auch noch zu verwenden, ist für die Praxis aber fast um das Doppelte teurer und in der Wirkung gegen Hirsen schwächer. Als TBZ-haltige Produkte bleiben auch nur Aspect pro (TBZ + Flufenacet) und Successor TX (TBZ + Pethoxamid) zur Auswahl. In diesem Fall sehe ich Pethoxamid positiv, da ja auch vom Terbuthylazin eine gute Wirkung auf Hirsen dazu kommt.
Auf Terbuthylazin nicht freiwillig verzichten
Der Rückgang des Einsatzes von TBZ von 2022 auf 2023 betrug fast 70 %. Dazu gilt unverändert mein Appell, nicht freiwillig auf TBZ zu verzichten. Es gibt dafür fachliche Gründe, zudem wäre man bei einem TBZ-Verzicht nur noch von einem alternativen Wirkstoff abhängig.
Ein möglicher Ausweg aus dieser Situation wäre noch der Einsatz von Adengo (Isoxaflutol + Thiencarbazon). Das Mittel kann vom Vorauflauf bis zum 3-Blattstadium des Maises eingesetzt werden und bringt auch Wirkungsbreite mit. Adengo stellt auch weniger Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit als andere Wirkstoffe.
Ein Tipp zum Adengo-Anwendungstermin: sobald Mais angebaut werden kann (Bodenverhältnisse!) ist das Feld auch zur Herbizidanwendung befahrbar. Im Vorjahr sind viele geplante Anwendungen „ins Wasser gefallen“, weil man mit der Spritzung bis zum 2- bzw. 3-Blattstadium des Maises zuwarten wollte, was dann aber aufgrund der Regenfälle nicht möglich war.
Als zweite, reine Vorauflaufvariante kommt auch noch Spectrum plus in Betracht. In diesem Produkt ist Dimethenamid-p kombiniert mit Pendimethalin (Stomp Aqua).
Falls eine Nachbehandlung von im Vorauflauf behandelten Flächen notwendig sein sollte, gefällt das Produkt Casper sehr gut. Mit der Wirkstoffkombination aus Prosulfuron und Dicamba bringt Casper eine sehr gute Breitenwirkung gegen zweikeimblättrige Unkräuter, inkl. Ackerwinde und Distel sowie auch eine gute Wirkung gegen andere schwerer bekämpfbare wie z. B. Huflattich, Beinwell, Landwasserknöterich Stechapfel und Topinambur. Ein Netzmittelzusatz ist erforderlich.
Mit Calaris und Click pro werden zwei weitere Produkte vom Markt verschwinden. Die Abverkaufsfrist endet mit 30. April 2024, das Aufbrauchen ist noch bis 31. Dezember 2024 möglich. Die Produkte haben zwar keine große Bedeutung in der Unkrautbekämpfung, doch waren sie für etwaige Korrekturbehandlungen gegen bereits größere zweikeimblättrige Unkräuter beliebt.
Bodenschädlinge
Die Situation bei der Bekämpfung der Bodenschädlinge, speziell Drahtwurm und Maiswurzelbohrer, ist unverändert. Maiswurzelbohrer hat sich zwar ausgebreitet, ist aber als Schadfaktor eher als gemäßigt einzustufen. Zu einem bedrohlichen Problem wurden in den vergangenen Jahre die Schäden durch Drahtwurmbefall.
- Bildquellen -
- 2413 0702 W Spritzfenster Mais: agrarfoto.com