„Erbschaftssteuer würde Bauernhöfe vernichten“

Die Briefwahl-Unterlagen für die AK-Wahl sind bereits verschickt. Auch 16.000 Nebenerwerbslandwirte sind wahlberechtigt. Warum auch diese von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen sollen, erklärt Franz Lumetsberger von der Fraktion ÖAAB-FCG, im Interview mit der BauernZeitung.

Nebenerwerbslandwirt Franz Lumetsberger setzt sich in der Arbeiterkammer für die Bäuerinnen und Bauern ein.

Sie sind Nebenerwerbslandwirt und kandidieren für die Arbeiterkammerwahl warum?

Lumetsberger: Arbeitnehmer- bzw. Interessensvertretung war mir schon immer wichtig und ein großes Anliegen. Von der Schule als Klassensprecher über Betriebsrat in der Tischlerei bis hin zum Gewerkschaftssekretär sowie ÖAAB-FCG und Bauernbund.

Gerade Bäuerinnen und Bauern sind Menschen, die besondere Leistungen erbringen, da bei ihnen der Arbeitstag nicht nach acht Stunden vorbei ist. Sie sind wichtige, verlässliche Arbeitskräfte in den Betrieben und großartige inno­vative Landwirte, die nicht nur wichtig für die Landschaftspflege sind, sondern beste Lebensmittel produzieren und großartiges für den Tourismus leisten wie zum Beispiel Reitbetriebe oder Urlaub am Bauernhof. Die Mitbewerber im AK-Parlament schätzen dies nicht so wie wir als ÖAAB-FCG Fraktion, denn ihnen sind Agrar-Subventionen sowie Ausgleichszulagen ein Dorn im Auge oder fordern beispielsweise Erbschaftssteuern, die unsere Bauernhöfe vernichten würden. Daher brauchen Nebenerwerbsbauern eine starke Stimme in der AK, die ich ihnen geben möchte.

Gerade Bäuerinnen und Bauern sind Menschen, die besondere Leistungen erbringen, da bei ihnen der Arbeitstag nicht nach acht Stunden vorbei ist.

Was soll sich denn in der jetzigen Vertre­tung ändern?

Wir haben im Arbeiterkammerparlament eine Übermacht der SPÖ-nahen FSG mit
69 von 110 Mandaten, die die guten Ideen und Vorschläge der ÖAAB-FCG laufend ablehnen oder in Ausschüssen schubladieren. Zudem können sie durch diese Übermacht den Großteil der finanziellen Ausgaben der AK bestimmen. Deshalb muss sich dies mit dieser Wahl ändern, in dem wir einen ordentlichen Zugewinn machen und somit eine starke zweite Kraft in der AK sind. Nur so können wir die große Breite an Beschäftigten aber auch die Nebenerwerbsbauern vertreten.

Unseren Mitbewerbern in der Arbeiterkammer sind Agrar-Subventionen und Ausgleichszulagen ein Dorn im Auge.

Der ÖAAB-FCG hält aktuell gerade einmal 15 von 110 Mandaten in der Arbeiterkammervollversammlung. Welche Chancen hat denn ein schwarzer Arbeitnehmervertreter in einer rot dominierten Vertretung?

Mit nur 15 Mandaten macht es die Arbeit natürlich etwas schwierig im AK-Parlament. Dennoch sind wir ein Team aus großartigen, kompetenten Frauen und Männern, die sich mit großer Leidenschaft für die Arbeitnehmer einsetzen. Seit der letzten Wahl 2019 hat sich unser Auftreten besonders geändert, in dem wir wehrhafter sind und noch mehr zeigen, dass wir die besseren Ideen haben. Das bringt die Genossen manchmal schon ziemlich ins Grübeln. Deshalb denke ich, dass wir durch eine gestärkte schwarze Fraktion in der AK schon einiges bewirken könnten.

Der Großteil der circa 16.000 Nebenerwerbslandwirte in Oberösterreich ist bei der Arbeiterkammerwahl wahlberechtigt. Warum sollen auch sie von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen? Die meisten Bäuerinnen und Bauern fühlen sich von der Arbeiterkammer eher sekkiert als vertreten?

Genau deswegen braucht es eine starke schwarze Fraktion in der AK sowie Vertreter, die sich mit Landwirtschaft auskennen. Ich war schon in den vergangenen Jahren jener, der die Stimme für die Bäuerinnen und Bau­ern erhoben hat, wenn Neiddebatten gegen diese geschürt werden oder behauptet wird, dass die Bauern alle reich sind und daher in Form einer Erbschafts- oder Vermögenssteuer ihren Beitrag leisten sollen. Dabei vergessen sie, dass diese dafür sorgen, dass sie jeden Tag beste Lebensmittel haben, eine wunderschön gepflegte Landschaft sowie Erhalter und Schützer der Natur sind. Deshalb ist jede Stimme für die Liste Zwei auch eine Stimme für die Nebenerwerbsbauern.

Warum ist es gerade für Nebenerwerbslandwirte nicht egal, wer in der AK das Sagen hat?

Weder die SPÖ, FPÖ, Grüne sowie Kommunisten haben Mandatare, die wissen, wo der Schuh in der Landwirtschaft drückt, aber vor allem nicht verstehen, wie es ist, Arbeit, Landwirtschaft und Familie unter einen Hut zu bringen. Dabei soll am Ende des Tages diese Leistung auch gerecht entlohnt werden und diese großartige Arbeit der Nebenerwerbslandwirte gewürdigt werden. Und deshalb ist es so wichtig, dass jeder Wahlberichtigte Nebenerwerbslandwirt aber auch deren Familienangehörigen ihre Stimme für die Liste Zwei ÖAAB-FCG abgeben.

Weder SPÖ, FPÖ noch Grüne oder Kommunisten haben Mandatare, die wissen, wo der Schuh in der Landwirtschaft drückt.

Gerade Nebenerwerbslandwirte sind Arbeitnehmer, die nach einem Achtstundentag nicht aufhören, sondern zu Hause weiterarbeiten. Wie kann da mehr netto vom brutto überbleiben?

Besonders Nebenerwerbslandwirte sind sehr flexible und fleißige Arbeitskräfte, die auch viele Überstunden leisten. Daher ist eines unserer großen Anliegen, dass Überstunden zur Gänze steuerbefreit werden und somit für diese Mehrleistung auch mehr im Geldbörsel bleibt. Derzeit sind nur 18 Überstunden im Monat steuerbefreit. Auch Anpassungen des Kilometergeldes sowie des Taggeldes sind längst überfällig und werden von uns gefordert. Ebenso braucht es Lösungen in der Zusammenrechnung der Arbeitszeiten von Arbeit und Landwirtschaft auf die Schwerarbeiterpension. Denn wer, wenn nicht die Bauern, leisten tagtäglich Schwerstarbeit?

Nebenerwerbslandwirte zahlen auch Arbeiterkammerbeitrag und müssen sich dann immer wieder anhören, dass die mit ihrer harten Arbeit erzeugten Lebensmittel zu teuer sind. Zudem wird die Landwirtschaft oft mit unseriösen Preisvergleichen bei Lebensmitteln kritisiert. Was kann man dagegen tun bzw. wie kann sich das ändern?

Solche Behauptungen können nur jene aufstellen, die keine Ahnung von Landwirtschaft haben. Denn die Lebensmittelpreise machen nicht die Bäuerinnen und Bauern, sondern der Handel. Wenn sie sich mit den Bäuerinnen und Bauern austauschen würden, könnten sie verstehen, was am Ende des Tages wirklich beim Bauer ankommt. Alleine der Umstand, dass in Oberösterreich circa 35.000 Tonnen an Lebensmittel weggeworfen werden, ist Zeichen genug, dass heimische Lebensmittel nicht zu teuer sind. Auch im Hinblick auf Tierwohl, Klima- und Naturschutz sowie dem Mehraufwand an Bürokra­tie sind unseriöse Preisvergleichsdebatten unnötig und nicht zielführend. Dagegen aufstehen, aufzeigen und sensibilisieren ist hier das Gebot der Stunde. Dazu braucht es Vertreter aus der Landwirtschaft und eine starke ÖAAB-FCG in der AK. Ich als leidenschaftlicher Nebenerwerbslandwirt werde dies für meine Berufskollegen tun.

Am Ende des Tages muss die Arbeit und Leistung der Nebenerwerbslandwirte auch gerecht entlohnt und gewürdigt werden.

Kürzungen der landwirtschaftlichen Ausgleichszahlung und höhere Steuern auf Eigentum und Vermögen warum schürt die AK mit derartigen Kampagnen immer wieder Neiddebatten am Rücken der Bäuerinnen und Bauern?

Weil sie es nicht besser wissen! Was will man von einem AK-Präsidenten, der die Landwirtschaft nur von der weiten oder aus.

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  • DSCF1181 Feindaten: privat
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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