Das geht aus einer Studie hervor, die vom Landwirtschaftsministerium in Kiew mit Unterstützung der von der Weltbank verwalteten Partnerschaft zur Katastrophenvorsorge und -wiederherstellung GFDRR („Global Facility for Disaster Risk Reduction“) und dem Ukrainischen Agribusiness Club (UCAB) durchgeführt wurde, berichtet der internationale Pressedienst Agra- Europe. Laut Angaben aus Kiew war 2022 in der Ukraine der Anbau aller Getreide- und Ölpflanzen unrentabel. Für 2023 wurden wieder Gewinne in der Sojaproduktion erwartet, und zwar im Mittel umgerechnet rund 88 Euro/t. Auch die Produktion von Sonnenblumen dürfte wahrscheinlich einen Überschuss abgeworfen haben, wenn auch weit niedriger als in früheren Jahren. Der Anbau von Winterweizen, Sommergerste, Mais und Raps soll hingegen erneut wie schon 2022 mehr Kosten verursacht als Einnahmen gebracht haben. Bezogen auf eine Tonne rechnen die Experten bei Weizen mit einem Verlust von 12,90 Euro; bei Sommergerste 44 Euro, bei Mais 19,30 Euro und bei Raps 25,80 Euro.
2021 eine gute Basis
Dass die Landwirte in der Ukraine im zweiten Jahr nach dem Angriff der Russen auf ihr Land dennoch weiter wirtschaften konnten, führt das Ministerium auf das Jahr 2021 zurück. Sehr gute Erträge, hohe Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse bei gleichzeitig niedrigen Aufwendungen für Betriebsmittel hätten im Vorkriegsjahr für erhebliche Gewinne bei den landwirtschaftlichen Betrieben gesorgt – zumindest bei denjenigen, die ihre Ernte vor dem 24. Februar 2022 verkauft hätten. Das wiederum sei die Basis für die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft im ersten Kriegsjahr 2022 gewesen, während die Sicherheitsmarge für den Agrarsektor im Folgejahr viel dünner ausgefallen sei.
Abwertung der Landeswährung mitverantwortlich
Ein wesentlicher Faktor für die sinkende Rentabilität im ukrainischen Agrarsektor in den Jahren 2022 und 2023 war der Studie zufolge die Abwertung der Landeswährung Griwna. In der Folge hätten die Preise für Betriebsmittel wie Treibstoff, Dünger, Pflanzenschutzmittel, Ersatzteile und Saatgut, die in US-Dollar oder Euro festgelegt seien, stark angezogen. Wenig Einfluss habe die Abwertung hingegen auf die Höhe der Pachten und der Arbeitslöhne gehabt. Die Pachtpreise in Landeswährung seien 2022 noch gleich hoch oder nur leicht höher ausgefallen als 2021, 2023 aber um 5 bis 10 Prozent angestiegen. Zudem seien die meisten Agrarbetriebe 2022 nicht in der Lage gewesen, die Löhne ihrer Arbeiter zu erhöhen. Erst 2023 hätten viele Betriebsführer die Arbeitslöhne um 10 bis 20 Prozent angehoben.
Angeschlagene Exportlogistik wirkt sich aus
Negativ auf den Agrarsektor der Ukraine hätten sich in den vergangenen Monaten auch die Probleme mit der Exportlogistik ausgewirkt, heißt es weiter in der Untersuchung. Vor allem die Aussetzung der Schwarzmeer- Initiative im Juli 2023 behinderte die Ausfuhr ukrainischer Agrarprodukte. Darüber hinaus hätten Komplikationen bei der Logistik für den Import von Betriebsmitteln in Verbindung mit den hohen Energiepreisen 2022 zusätzliche Kosten für Kraftstoff, Dünge- und Pflanzenschutzmittel verursacht. Als Reaktion darauf sei von den Landwirten der Einsatz von Betriebsmitteln, insbesondere von Dünger, eingeschränkt worden.
- Bildquellen -
- Maisanbau Ukraine: UKRINFORM.UA