Oberösterreichs Biobäuerinnen und Biobauern können auf eine 20-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Aber auch sie leben in der Gegenwart und wollen ihre Chancen in der Zukunft sehen. Und schon hakt es auch in dieser Branche, denn neben stockenden Exportmärkten sind es zuletzt auch leicht rückläufige Zahlen bei Bio-Betrieben und Bio-Flächen. Dazu kommt Unzufriedenheit mit der aktuellen Förderkulisse: „Eine Anpassung der Fördersätze ist unbedingt notwendig“, sagt Johannes Liebl, Obmann von Bio Austria Oberösterreich. Stabil präsentieren sich derzeit noch die Bio-Anteile im Lebensmitteleinzelhandel (siehe Grafik), aktuellen Beobachtungen zufolge dürfte das zweite Halbjahr 2023 aber ebenso leicht rückläufige Zahlen mit sich gebracht haben.
Österreich ist europaweit in der Bio-Vorreiterrolle
Allerdings ist das Ausgangsniveau hierzulande bereits hoch: Österreichweit gibt es aktuell 24.148 Bio-Betriebe, das ist ein Anteil von 23,7 Prozent. Betrachtet man die landwirtschaftlich genutzte Fläche, so ergeben die 695.200 Hektar, die biologisch genutzt werden, sogar einen Anteil von 27,7 Prozent. Das bedeutet die klare Bio-Vorreiterrolle in Europa. „Bio war und ist nach wie vor für viele Betriebe die Perspektive, Wertschöpfung am Betrieb zu halten, durch Direktvermarktung, verschiedene andere Projekte zum Vermarkten und auch den Lebensmittelhandel“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.
Deutschland steigert Bio-Produktion – zum Nachteil für Österreich
Grund für den stockenden Export, vor allem in Richtung Hauptabnehmer Deutschland, ist die Tatsache, dass sich dort der Markt nach zwischenzeitlichen Einbrüchen durch die Teuerungswelle erholt und die Bio-Eigenproduktion gerade markant steigt. Auch die Vorgaben aus dem Green Deal werden in Zukunft europaweit mehr Bio-Konkurrenz auf den Markt bringen.
Die heimischen Bio-Landwirte pochen daher auf eine Stärkung der Inlandsmärkte für Bio-Produkte. Liebl ortet großes Potenzial für Bio-Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung, immerhin handelt es sich dabei um etwa 2,2 Millionen Mahlzeiten pro Tag. Den Aktionsplan für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung gibt es bereits, er sieht vor, dass bis 2030 mindestens 55 Prozent biologische Lebensmittel in den öffentlichen Kantinen (Schulen, Heime, Bundesheer, Justizanstalten) eingesetzt werden. „Derzeit sind das nur ungefähr vier Prozent“, weiß Waldenberger und betont, dass finanzielle Mittel für die Beschaffung und ein klarer politischer Auftrag und Wille dafür unabdingbar seien.
„Jeder Liter Bio-Milch und jedes Kilo Bio-Getreide, das in die öffentliche Verpflegung geht, entlastet die derzeit angespannte Marktsituation.“johannes liebl
Dass mehr Bio in Großküchen machbar ist, zeige laut Liebl etwa das Bezirksalten- und Pflegeheim Gaspoltshofen mit seinem 40-prozentigen Bio-Einsatz. Der Bio-Verband fordert daher mehr Transparenz und Kontrolle für Bio in der Gemeinschaftsverpflegung. „Eine Zertifizierung und Kontrolle ist die Grundlage für einen Erfolg. Die aktuelle Situation lässt Raum für Spekulationen, diese Ungewissheit führt auch zu Unmut bei den Biobäuerinnen und Biobauern“, so Liebl. Das Ziel bis 2025 lautet auch in Oberösterreich, einen Bio-Anteil von 30 Prozent zu haben. „Jeder Liter Bio-Milch und jedes Kilo Bio-Getreide, das in die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung geht, entlastet die derzeit angespannte Marktsituation“, sagt Johannes Liebl.
Gemeinschaftsverpflegung als Jahresschwerpunkt für 2024
Um Einrichtungen mit potenziellen Lieferanten zusammen zu bringen, bemüht sich der Bio-Verband heuer auch mit eigenen Vernetzungsaktivitäten wie etwa das Symposium „Küche der Zukunft“, das am 24. April 2024 in der Landwirtschaftskammer OÖ über die Bühne gehen wird. Ergänzend dazu wird der Großküchenkatalog aktualisiert, in diesem sind etwa Kontakte zu Bio-Lieferanten gesammelt.
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