“Wir werden immer weniger, deshalb müssen wir uns zusammentun”, sagt Thomas Reisecker. Mit “wir” meint er die (jungen) Schweinebauern, deren Anzahl aufgrund des Strukturwandels wie in jeder anderen Branche kontinuierlich sinkt. Als “Junge Veredler” haben sich die jungen Schweinebäuerinnen und – bauern vor zwei Jahren zusammengetan. „Wir wollen uns fachlich austauschen und gegenseitig stärken“, sagt Koordinator Thomas Reisecker. Organisiert sind sie in zwei Gruppen – in der Region Grieskirchen-Innviertel und in der Region Wels-Kremstal. 200 junge Bäuerinnen und Bauern sind bereits Mitglied.
Kommuniziert wird über Whatsapp
E-Mails oder gar persönliche Einladungen gibt es bei der jungen Truppe nicht. Die Kommunikation erfolgt über Whatsapp. Dort werden Einladungen verbreitet und es wird auch diskutiert. „Wenn jemand ein Problem im Stall hat, schickt er ein Foto über Whatsapp und die anderen Teilnehmer bieten Lösungsvorschläge an“, erzählt Reisecker. Die Jungen Veredler bieten für ihre Mitglieder Fachvorträge an, einmal im Jahr wird eine
Betriebsbesichtigung durchgeführt. Ziel der Jungen Veredler ist außerdem, sich österreichweit zusammenzuschließen, “um noch stärker nach außen hin aufzutreten und die Meinungen zu bündeln”, sagt Reisecker. Eine ähnliche Organisation gibt es noch in der Steiermark mit der jungen Styriabrid.
Wer Mitglied bei den Jungen Veredlern werden will, kann sich bei Thomas Reisecker unter 0664/8245040 melden.
„Fehlende Anerkennung ist Grund für Betriebsaufgabe“
Gemeinsam mit den Jungbauern haben die Jungen Veredler kürzlich in Wels unter dem Titel “Armes Schwein – wohin geht die Reise?” die Zukunft der Schweinebranche diskutiert. Dort wurde klar, dass der Zusammenschluss der jungen Landwirte die richtige Antwort auf die Herausforderungen in der Schweinebranche ist.
„Die Junglandwirte wünschen sich mehr Informationen und den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit nicht nur in schlechten Zeiten“, sagte Anita Möstl, eine der Referenten. Als frühere Mitarbeiterin im Landwirtschaftsministerium hat sie eine Befragung unter 24 künftigen Hofübernehmern und Landwirtschaftsschülern aus Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark zur Zukunft der Schweinebranche durchgeführt. Das Schaffen sozialer Netzwerke scheint ein geeigneter Lösungsweg für junge Landwirte zu sein.
Ebenso sprachen die Jugendlichen in der Befragung die Entfremdung zwischen den Schweinebauern untereinander sowie zwischen Schweinebauern und Gesellschaft an. Die Unsicherheiten in der Landwirtschaft geben vielen Jungen Anlass zur Sorge. Trotzdem: “Mit dem volatilen Marktpreis haben die jungen Landwirte zu leben gelernt”, sagt Möstl. Was die Jungen hingegen wirklich demotiviere, sei die Tatsache, dass Lob und Anerkennung für ihre Arbeit vielfach ausbleiben.”Es besteht ein starker Wunsch nach mehr positiver Rückmeldung”, sagt Möstl. Aus der eigenen Branche und aus der Bevölkerung. Fehlt die Anerkennung, könne das der “letzte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt”, so Möstl: “Dann geben sie den Betrieb auf.”
“Es besteht ein starker Wunsch nach mehr positiver Rückmeldung.”
Zur Zusammenarbeit und zur Mitsprache rief auch Walter Lederhilger, der Obmann des Verbands der landwirtschaftlichen Veredelungsproduzenten (VLV) auf. “Wenn man politisch etwas umsetzen will, brauch es die Zusammenarbeit auf allen Ebenen”, so Lederhilger. Mitsprache erfordere es auch im Gemeinderat. “Jede gesellschaftliche Frage ist auch eine politische”, so Lederhilger. Die jungen Menschen müssten sich daher für ihre Interessen einbringen.
- Bildquellen -
- Junge Veredler: Privat
- Reisecker: Privat
- DSC 0533: BZ/Pichler