Künstlich erzeugte Fleischimitate werden von Großkonzernen als Zukunftslösung für Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Tierwohl gesehen. Allerdings wirft ihre Herstellung sowohl ethische als auch ökologische und soziale Fragen auf. Darauf wird in einem Positionspapier hingewiesen, dass der Verein „Wirtschaften am Land“ in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bauernverband (SBV) verfasst hat.
Vorgestellt wurde das Papier von Vereinsobmann Josef Plank, SBV-Direktor Martin Rufer und von Bauernbundpräsident sowie ÖVP-Agrarsprecher Georg Strasser.
Produktion ist ein Dilemma
Nach Darstellung von Plank ist die Herstellung von künstlichen Fleischimitaten ein Dilemma. Für eine effiziente Produktion brauche es „fötales Kälberserum“, also Blut, das Kälberföten entnommen werde, wobei Mutterkuh und Kalb sterben. Die Versprechen der Hersteller könnten daher aus tierethischer Sicht nicht gehalten werden. Zudem müssten bei Fleischimitaten natürliche Funktionen wichtiger Organe durch externe Energiequellen kompensiert werden, erläuterte Plank. Dadurch würden bis zu 25-mal mehr CO2-Äquivalente freigesetzt als bei natürlich hergestelltem Fleisch. Das Argument, dass künstlich erzeugte Fleischimitate weniger CO2 verursachten als natürliches Fleisch, sei somit kaum haltbar.
Angesichts dieser Herausforderungen seien die Versprechen der wenigen Großinvestoren und Konzerne, in deren Händen die Produktion von künstlich erzeugten Fleischimitaten liege, zu hinterfragen, erklärte Plank. „Hier geht es um Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen Raum, die wegzufallen drohen“, warnte er. Plank forderte die Hersteller auf, jene Ressourcen zu nutzen, die auch zur Verfügung stehen.
Volle Transparenz gefragt
Rufer verlangte Transparenz gegenüber den Konsumenten. Es müsse klar gesagt werden, was Fleischimitate aus dem Labor seien, nämlich künstlich und industriell hergestellte Produkte. „Damit stehen die Produkte im völligen Wiederspruch zur Ausrichtung der Landwirtschaft in den Alpenländern“, betonte der SBV-Direktor. Diese setze nämlich auf eine naturnahe Produktion und wolle damit die Verbraucher begeistern. Rufer erinnerte auch daran, dass das Grünland nur Dank der Wiederkäuer – insbesondere der Rinder – für die Humanernährung genutzt und gleichzeitig so eine attraktive Kulturlandschaft geschaffen werden könne. Es gelte, diesen Aspekt in der Debatte um Fleischimitate aus dem Labor zu berücksichtigen.
Strasser sprach sich für einen faktenbasierten Dialog mit der Gesellschaft aus. Er kündigte an, dass sich der Berufsstand gegen die Gleichstellung der natürlichen Produkte der Bauern mit künstlich erzeugten Nahrungsmitteln wehren werde. „Die Konsumenten müssen erkennen können, was sie kaufen“, so Strasser. Deshalb setze er sich für eine klare Kennzeichnung von Fleischimitaten in Europa ein. Zudem brauche es wissenschaftsbasierte Antworten auf die Frage, welche Auswirkungen Fleischimitate auf die landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten, die Kulturlandschaft sowie Klima und Umwelt haben. „Den unreflektierten Feldzug gegen das Naturprodukt Fleisch lehnen wir ab“, stellte der Verbandspräsident klar.
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