An oberster Stelle der Kreislaufwirtschaft steht die Vermeidung von Abfall. Weniger davon ist gut für die Umwelt und spart Ressourcen. Während in Österreich das Trennen schon längst gelernte Praxis ist, herrscht beim Vermeiden noch Aufholbedarf. Vorbildhaft sind Personen ab 60 Jahren, sechs von zehn achten sehr bewusst auf die Vermeidung von Abfall.

Abfallvermeidung steht ganz oben in der Hierarchie der Abfallwirtschaft. Bei ihr gibt es laut einer aktuellen Umfrage des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) viel Luft nach oben: Nur 43 Prozent aller Österreicher und -innen stimmen voll und ganz der Aussage zu, Abfall im Alltag bewusst zu vermeiden. Je älter die Befragten, desto eher achten sie darauf, keinen unnötigen Abfall zu verursachen. Bei der jüngsten Generation gibt es hingegen den größten Aufholbedarf: Nur 28 Prozent der 14- bis 19-Jährigen ist es wichtig, die eigene Abfallmenge zu reduzieren.

Abfallvermeidung kann jede(r)
Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB: „Abfall vermeiden kann jede(r)! Wer Verpackungen meidet bzw. reduziert, Mehrweg-Flaschen verwendet, mit Lebensmitteln achtsam umgeht und Produkte so lang wie möglich nutzt, bevor sie entsorgt werden, leistet bereits einen großen Beitrag für unsere Umwelt und entlastet die eigene Geldbörse.“ So bestätigen in der Studie 36 Prozent der Befragten, dass sie immer mit einer Liste einkaufen gehen, um nur das zu besorgen, was sie tatsächlich benötigen. Jede(r) Vierte greift bevorzugt  zu unverpackten Lebensmitteln – hier sind die Jüngeren (14-19 Jahre) mit 36 Prozent Spitzenreiter.

Abfallhierarchie
Oberstes Ziel ist, dass weniger Abfall entsteht, um Ressourcen zu schonen. Fällt er doch an, soll dieser wiederverwendet bzw. recycelt werden. Aus den recycelten Materialien, sogenannten Rezyklaten, können dann wiederum neue Produkte und Verpackungen entstehen. Da sich nicht alle Materialien stofflich wiederverwerten lassen, ist die nächste Stufe die thermische Verwertung. Hier kann aus Abfall Energie erzeugt und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern minimiert werden. Wenn keine der anderen Stufen angewendet werden kann, wird der Abfall beseitigt, also deponiert. Österreich soll beim Recycling europaweit Spitzenreiter sein und unter allen EU-Mitgliedsstaaten den zweiten Platz belegen. „Die Abfallhierarchie zeigt, wie Kreislaufwirtschaft funktioniert. Die oberste Priorität ist, weniger Abfall zu verursachen. Das ist ein einfach umsetzbarer, aber wirkungsvoller Beitrag für den Klimaschutz, von dem alle etwas haben“, so Jüly.

Fünf einfache Schritte zu weniger Abfall

  • Nachhaltig einkaufen: unverpackte Lebensmittel oder Produkte mit wenig Verpackung wählen.
  • Mehrweg statt Einweg: wiederverwendbare Behälter, Flaschen & Co nutzen, um Einwegartikel zu reduzieren.
  • Achtsamer Umgang mit Lebensmitteln: Mit Einkaufslisten planen und Reste kreativ verwerten.
  • Reparieren: Elektrogeräte und Kleidung reparieren, statt wegzuwerfen.
  • Zweites Leben: gebrauchte Gegenstände verschenken oder verkaufen, statt wegzuschmeißen.

Verpackungsabfall in EU: Laut dem Dokument “Revision of the Packaging and Packaging Waste Directive” ist in der EU die Gesamtmasse der dort anfallenden Verpackungsabfälle zwischen 2009 und 2020 um 20 % (plus 13 Millionen Tonnen) gestiegen. Im Jahr 2020 erreichen die Verpackungsabfälle 79 Millionen Tonnen (177 kg pro Einwohner gegenüber 150 kg im Jahr 2009). Papier und Pappe waren die häufigsten Verpackungsabfälle (41 %), gefolgt von Kunststoff (19,5 %), Glas (19 %), Holz (15 %) und Metall (5 %). Die Recyclingquote für Verpackungsabfälle stieg minimal von 63 % im Jahr 2009 auf 64 % im Jahr 2020. Die Verwertungsquote (Recycling, energetische Verwertung und andere Formen der Verwertung) stieg von 76 % im Jahr 2009 auf 80 % im Jahr 2020.
Die EU-Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle und dazu gehörende Dokumente legen Maßnahmen zur Vermeidung der Erzeugung von Verpackungsabfällen und zur Förderung der Wiederverwendung von Verpackungen sowie des Recyclings und anderer Formen der Verwertung von Verpackungsabfällen fest. Sie legen außerdem die Anforderungen fest, die alle in der EU in Verkehr gebrachten Verpackungen erfüllen müssen. Bis zum 31. Dezember 2025 müssen mindestens 65 % des Gewichts aller Verpackungsabfälle recycelt werden, bis Ende 2030 mindestens 70 %.

- Bildquellen -

  • Abfall: Sasint – stock.adobe.com
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AUTORRed. MS
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