Wildschäden haben weiter zugenommen

Österreichs Wälder sind nach wie vor stark von Wildschäden betroffen. Laut neuer Waldinventur 2017/22 hat sich die Schadenslage durch Wildverbiss gegenüber 2007/09 noch verschlechtert. Der aktuelle Wildschadensbericht zählt Abhilfemaßnahmen auf.

Zunehmender Verbiss durch Rehwild gefährdet die Verjüngung von Wirtschafts- und Schutzwäldern.

Hoch- und Rehwild setzen den heimischen Wäldern immer mehr zu. Laut jüngstem Wildschadensbericht 2022 hat sich die Schadenssituation durch Wildverbiss weiter verschlechtert. Auch bei den Schälschäden gab es insbesondere im Schutzwald eine negative Entwicklung.
Grundlage dieses Befundes sind die neuen Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2017/22, die jenen der Vorperiode 2007/09 gegenübergestellt werden. Zweite Datenquelle sind erste Bezirksergebnisse des noch laufenden Wildeinflussmonitorings 2022/24, das auf der vollständig ausgewerteten Periode 2019/21 aufbaut.

Wildverbiss gefährdet auch den Schutzwald

Laut Waldinventur 2017/22 weisen von den 1,37 Mio. Hektar verjüngungsnotwendiger Fläche 40 Prozent oder 550.000 Hektar Wildschäden auf. Davon entfallen 113.000 Hektar auf den Schutzwald. Zu hohe Wildbestände würden eine rechtzeitige Verjüngung und somit eine nachhaltige Entwicklung des Schutzwaldes gefährden, heißt es in dem Bericht.
Auch die Ergebnisse des Wildeinflussmonitorings 2019/21 sind wenig zufriedenstellend. Während sich in 40 Prozent der Bezirke Verbesserungen zeigten, ist in 44 Prozent der Wildeinfluss auf die Waldverjüngung angestiegen. Damit hat sich die Gesamtsituation gegenüber 2016/18 verschlechtert.
Generell weisen Regionen mit vorwiegend Mischwäldern einen höheren Wildeinfluss auf. So konnten sich Mischbaum­arten wie Tanne und Eiche vielerorts nicht oder kaum über 1,3 Meter Höhe entwickeln. Neben den natürlichen Konkurrenzverhältnissen und der waldbaulichen Behandlung spielte dabei Verbiss eine wesentliche Rolle.
In Bezug auf Schälschäden, die sich vor allem auf Gebiete mit Rotwildvorkommen beschränken und hauptsächlich in jüngeren Beständen im Stangenholz wie Fichte vorkommen, zeigen die Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2017/22 ein differenziertes Bild.

Weniger Schälschäden im Wirtschaftswald

Im Wirtschaftswald konnte eine Abnahme der Schälschäden verzeichnet werden, allerdings auf hohem Niveau. Dort waren 8,1 Prozent aller Stämme geschält. 2007/09 waren es noch 9,5 Prozent. Im Schutzwald haben die Schälschäden mit 5 Prozent leicht zugenommen und beeinträchtigen die Schutzwirkung. Laut den im Bericht erwähnten Einschätzungen der Forstaufsichtsdienste der Bezirksverwaltungsbehörden schätzen die meisten Bezirke die Schälschädensituation gleich wie vor sechs Jahren ein.
Die Ursachen für die wenig zufriedenstellende Wildschadenssituation benennt der Bericht wie folgt:
• überhöhte Schalenwildbestände,
• zu intensive Waldweide und mangelnde Berücksichtigung der Bedürfnisse des Wildes bei der Waldbewirtschaftung sowie
• Beunruhigung und Verdrängung des Wildes durch Tourismus und Erholungsuchende, Siedlungstätigkeit oder Verkehr.
Es bedürfe daher verstärkter Anstrengungen zur Verringerung der Wildschäden, um die rechtzeitige Verjüngung der Schutzwälder, die Wiederaufforstung geschädigter Wälder, die Erhaltung der Funktionalität der Wälder und deren notwendige Anpassung an den Klimawandel nicht zu gefährden.

Maßnahmen bei flächenhafter Gefährdung

Um Lösungen für ausgeglichene Wald-Wild-Verhältnisse zu finden, bedürfe es partnerschaftlicher Zusammenarbeit auf lokaler Ebene. Als Ansatzpunkte dafür nennt der Wildschadensbericht:
Jagd: Konsequente Umsetzung und Einhaltung der Landesjagdgesetze, insbesondere was die Anpassung der Wilddichten an den jeweiligen Lebensraum betrifft.
Forst: Verstärkte Berücksichtigung der Bedürfnisse des Wildes und der Jagd bei der Waldbewirtschaftung durch Biotopverbesserungen und die Erstellung wildökologischer
Pläne.
Weide- und Landwirtschaft: Konstruktives Einbringen in Wald-Weide-Regulierungsprojekte und vermehrtes Augenmerk auf standortsangepasste Bestoßung.
Verwaltung und Politik: Hier sind die Forstdienste gefordert, den sich aus der Verfassungsbestimmung des § 16 Absatz 5 Forstgesetz 1975 ergebenden Möglichkeiten zur Verbesserung der Wildschadenssituation besonderes Augenmerk zu schenken. Denn bei „flächenhafter Gefährdung des Waldes durch jagdbare Tiere“ können die Forstdienste per Gutachten jagdrechtliche Maßnahmen (“Zwangsabschuss”) zur Abstellung beispielsweise von Verbiss oder Schälung in Gang setzen.

Quelle: agrarfoto.com
Für Einzäunungen von Aufforstungs- und Naturverjüngungsflächen gibt es Fördergeld aus dem Österreichischen Waldfonds.

Waldfonds nutzen: Konkrete Unterstützung für Maßnahmen zur Verminderung von Wildschäden gibt der 2020 eingerichtete Österreichische Waldfonds. Zu nennen sind hier:
• Maßnahme M1/„Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen“ und
• Maßnahme M2/„Regulierung der Baumartenzusammen-
setzung zur Entwicklung klimafitter Wälder“.
Gefördert werden damit etwa Maßnahmen zum Schutz forstlicher Kulturen gegen Wildschäden wie mechanischer Einzelschutz, Zäunungen von Naturverjüngung, Kontrollzäune oder jagdbetriebliche Konzepte.
Die Maßnahmen werden auch gut angenommen.
Bis 31. August 2022 wurden österreichweit 14 Prozent der Fondsmittel für Maßnahme M1 für den Schutz der Aufforstungsflächen vor Wildschäden aufgewendet (darunter Einzäunung von 322 Hektar Verjüngungsflächen).
In der Maßnahme M2 wurden 20 Prozent der für Aufforstungs- und Kulturpflegemaßnahmen genehmigten Fondsmittel für Maßnahmen gegen Wildschäden aufgewendet (darunter Einzäunung von 220 ha Aufforstungs- und Naturverjüngungsflächen).

Quelle: www.verbissschutz.at
Der Verfege- und Verbissschutz wird in den Boden eingeschlagen.

Fegeschutz aus Holz: Einfach, kostengünstig und umweltfreundlich: Mit diesen Atributen wirbt der Hersteller „verbissschutz.at“ für seine „Öko-Innovation“ in Sachen Verfegeschutz.
Der aus heimischem Holz in der Steiermark gefertigte Verfegeschutz ersetzt Plastikhüllen oder Drahtgeflechte. Er wird einfach neben dem Setzling in den Boden geschlagen. Nachdem er seinen Zweck erfüllt hat, verrottet er nach einigen Jahren praktisch rückstandsfrei. Das aufwendige Entfernen wie bei Draht oder Plastik entfällt.
Sehr gute Erfahrungen gemacht hat bereits Mathias Olbrich. Der Forstdienstleister aus Bruck an der Mur betreut einige Forstbetriebe in der Steiermark und hat in den letzten beiden Jahren rund 5.000 Stück dieser Innovation im Wald ausgebracht. Olbrich: „Der große Vorteil ist, dass wir kein schädliches Plastik mehr in den Wald bringen müssen. Wir ersparen uns viel Arbeit. Einmal einschlagen und fertig. Wir müssen nichts mehr abbauen und entsorgen.“
Auch Waldbesitzer Gernot Kummer aus Spielberg
berichtet über gute Erfahrungen mit dem Verfegeschutz aus Holz. Bei sensiblen Setzlingen funktioniert er ihn mit ein paar Handgriffen sogar in einen Verfege- und Verbissschutz. Kummer: „Ein paar Handvoll Schafwolle, wie man sie überall bekommt, werden auf dem Verfegeschutz befestigt, und schon hilft das Ganze auch gegen Verbiss.“
Weiterer Vorteil des hölzernen Verfegeschutzes ist, dass der Setzling Sonne und Luft bekommt und nicht unter schwitzenden Kunststoffhüllen leidet.
www.verbissschutz.at

- Bildquellen -

  • 2342 W04 Forstzaun Errichten: agrarfoto.com
  • 2342 W05 Verfegeschutz: www.verbissschutz.at
  • 2342 W03 Verbissschutz KWIZDA: Kwizda
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