Ein Markt mit Wachstumspotential ist die Fischproduktion: Der Selbstversorgungsgrad ist mit sieben Prozent noch gering, während Fisch als Nahrungsmittel gut zu aktuellen Ernährungstrends passt. In Oberösterreich ist die Fischproduktion kleinstrukturiert und bäuerlich geprägt. Sie bietet sich in der Landwirtschaft als zusätzliches Standbein an. Von Seiten des Landes werde eine steigende Inlandsproduktion angestrebt. „Wir unterstützen durch Beratung und Finanzierung“, so Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger kürzlich beim Besuch relevanter Einrichtungen und Betriebe der Branche.
Betrachtet man nur Süßwasserarten, so kann derzeit etwa ein Drittel durch einheimischen Fisch gedeckt werden. Oberösterreich trägt mit einer Jahresproduktion von 700 Tonnen fast ein Sechstel bei. So kommen etwa fünf Prozent des heimischen Karpfens aus Oberösterreich, der Großteil der Produktion betrifft aber mit 660 Tonnen die Salmoniden, also sämtliche forellen und lachsartige Fische.
Technologiebetonte Indoor-Fischzucht steigt
Im Zunehmen ist die Indoor-Produktion in so genannten Kreislaufanlagen. Eine Sonderform dabei sind „Aquaponik“ Anlagen, wo die Fischzucht durch einen Wasserkreislauf mit Gemüseanbau kombiniert. Die kapitalintensiven Investitionen werden über den Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) über das Land OÖ kofinanziert. Durch einen erhöhten Süßwasser-Fischbestand soll schließlich verhindert werden, dass der steigende Fischkonsum zum Leerfischen der Meere führt. „Hier liegt auch Wertschöpfungspotential für die Landwirtschaft sowie die Regionen insgesamt“, betont Langer-Weninger.
Im Österreichischen Verband für Fischereiwirtschaft und Aquakultur (ÖVFA) sind alle Sparten vertreten. Die Karpfenteichwirtschaft hat eine lange Geschichte, die Produktion stagniert jedoch. Österreichweit gibt es 185 Betriebe. Starke Steigerungen hat in den letzten Jahren hingegen die Forellenaufzucht (383 Betriebe) erfahren. Die Anzahl der Kreislaufanlagen liegt bei 25 Betrieben (alle Zahlen aus 2021). So wie alle Sparten der Landwirtschaft kämpft auch die Fischerei mit den jüngsten Krisen, dem Klimawandel und eigenen Herausforderungen. Sind es bei Karpfenteichen etwa Prädatoren, können in der Forellenproduktion Wassertemperatur und -verfügbarkeit sowie bei der Indoor-Produktion die Energiepreise als Beispiele genannt werden. Die Rahmenbedingungen für eine gestärkte österreichische Fischereiwirtschaft zu zu schaffen sei somit eine permanente Herausforderung, betont ÖVFA-Geschäftsführer Leo Kirchmaier
Seenfischerei mit mehr als 270 Jahren Familiengeschichte
Zwei heimische Paradebeispiele, wie aus Tradition, Vision und zweckdienlicher Förderung vielversprechende Familienunternehmen werden können, stellen die Fischerei Höplinger in St. Wolfgang und der Betrieb Glück in Mauerkirchen dar. Nikolaus Höplinger bewirtschaftet mit seiner Frau Elfriede und Sohn Benedikt 864 Hektar Fischwasser am Wolfgangsee das bedeutet Seenfischerei im Vollerwerb. Zwei Drittel des täglichen Fangs wird an die Gastronomie verkauft, der Rest in filetierter, gekochter, marinierter oder geräucherter Form direkt an die Konsumenten. Neuerdings gibt es auch Rollmops aus Reinanken und Wolfgangseefisch in der Konserve. „Und ich mache Sulzen, Tatar und Aufstriche. Die Nachfrage ist kaum zu decken“, so Elfriede Hölpinger, die von der jüngsten Ab-Hof-Messe wieder mit zwölf Goldmedaillen heimgekehrt ist. „Unsere Philosophie ist es, Fische erst aus dem See zu nehmen, wenn sie sich mindestens ein- oder zweimal reproduziert haben. Das lässt sich durch die Maschengröße der Netze gut regulieren“, erklärt Höplinger, dessen Familie den See bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts bewirtschaftet.
Tonnenweise frischer Fisch aus dem Familienbetrieb Glück
Viel Arbeit von früh bis spät gibt es am Betrieb der Familie Glück, einem der größten Salmoniden Produzenten Österreichs mit mittlerweile sieben Standorten. Produziert werden Speise- und Besatzfische, wobei sich der Zuchtbereich auf konventionelle und Bio-Fische erstreckt. „In den letzten zwei Jahren sind unsere Betriebsmittelkosten um 40 bis 80 Prozent gestiegen“, sagt Erich Glück. Sein dringendster Appell richtet sich aber gegen die Bürokratie. „Die muss abgebaut werden, sie lähmt uns als Familienbetrieb“, so Glück, der den Betrieb mit Gattin Silvia und den Kindern Bernhard und Christine allesamt so wie er ausgebildete Fischereimeister führt.
Um die Nachzucht gefährdeter und ökologisch wichtiger Fischarten geht es in der Fischzucht Kreuzstein in Oberburgau, am Südufer des Mondsees gelegen. Auch Lohnaufzucht wird in der Einrichtung betrieben, in der neben einem Bruthaus und Außenbereichen für die Aufzucht auch ein Forschungszentrum samt Labor untergebracht ist. „Etwa 80 Prozent aller Fische, die hier schwimmen, haben Besitzer“, erklärt Franz Lahnsteiner, der die Fischzucht Kreuzstein leitet. Diese kommen als Laich oder Laichfische aus ganz Österreich. Während in der freien Natur das Aufkommen der Fische bei zirka zehn Prozent liegt, ist es in der Anlage ein Vielfaches davon, nämlich 80 bis 90 Prozent. Erst kürzlich sind für ein Wiederansiedelungsprojekt 450 Störe in die Donau entlassen worden. Die Fischzucht Kreuzstein ist eine Abteilung des Instituts für Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft, das seit 70 Jahren in Scharfling am Mondsee angesiedelt ist. Dieses gehört zum Bundesamt für Wasserwirtschaft und ist österreichweites Aus- und Weierbbildungszentrum der Fischereiwirtschaft.
Fischerei in OÖ
• Von etwa 95.000 Fischkartenbesitzern üben 35.500 Personen die Fischerei aktiv aus, 38 Fischereireviere stehen ihnen zur Verfügung
• Es gibt 3500 eingetragene Fischereirechte, die durch 2200 Bewirtschafter betreut werden.
• 60 Fischzuchtbetriebe tragen zur Inlandsversorgung bei.
• Die fischereiliche Berufsausbildung (Facharbeiter, Meister) findet zentral für ganz Österreich am Bundesamt für Wasserwirtschaft und damit hauptsächlich in Scharfling am Mondsee statt.
- Bildquellen -
- 20231013 104817: BZ/Cacha
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