Holz sinnvoll nutzen statt verrotten lassen

Ein großer Teil der Raumwärme – in der letzten Heizperiode waren es 41 Prozent – wird in Österreich mit Biomasse zur Verfügung gestellt.

Trotz Unkenrufen und Bestrebungen mancher Kreise, größere Waldflächen außer Nutzung zu stellen, ist Biomasse hierzulande ein wesentlicher Bestandteil der Energiebereitstellung. Warum das wirtschaftlich und ökologisch auch Sinn macht.

Im österreichischen Wald stehen viele Bäume. Rund die halbe Staatsfläche Österreichs ist mit Wald bedeckt und dieser Anteil nimmt stetig zu. Weniger werdende landwirtschaftliche Betriebe und dort tätige Personen führen dazu, dass schwer zu bewirtschaftende steile Grünlandflächen vermehrt aufgeforstet werden. Dazu kommt, dass in schwierigen Bringungslagen teils die Nutzung ökonomisch nicht sinnvoll ist oder der Wald noch immer als „Sparkasse“ gesehen wird. Das Resultat: Der Holzvorrat nimmt jährlich um 4 Mio. Kubikmeter zu.

Neben wertvollem Nutzholz fallen in der Forstwirtschaft und in den nachgelagerten Bereichen Biomassefraktionen an, die sich vor allem zur energetischen Nutzung eignen. Der Einsatz von Holz zur Wärmebereitstellung ist der Menschheit seit Jahrtausenden bekannt. Die dafür eingesetzten Feuerungen haben inzwischen einen hohen Standard hinsichtlich Effizienz und Emissionen.

Jährlich knapp 60 PJ Scheitholz

In Österreich ist die Bedeutung der Wärmebereitstellung mittels Holzbrennstoffen sehr groß. So werden jährlich knapp 60 PJ Scheitholz in Österreich verwendet. Wenn man bedenkt, dass 1 PJ Scheitholz rund 140.000 Raummeter Buchenscheiter entspricht, dann bekommt man eine Vorstellung für die dahinterstehenden Arbeits- und Logistikleistungen. Dazu kommen noch Hackgut, Pellets und Briketts. (Mehr zur Zusammensetzung der Energieträger zur Bereitstellung von Raumwärme lesen Sie auf Seite IV.)

Vorteile von Holz

Quelle: agrarfoto.com
Von einer Übernutzung sind die heimischen Wälder weit weg: Der Holzvorrat nimmt jährlich um rund 4 Mio. Kubikmeter zu.

Vor allem in Krisenzeiten ist eine regionale Verfügbarkeit der Ressourcen und damit Versorgungssicherheit das oberste Gebot. Die vorjährigen Preiskapriolen bei (fern-)leitungsgebundenen Energieträgern haben viele Menschen dafür sensibilisiert.

Eines der wichtigsten Argumente für Holzbrennstoffe ist deren Speicherfähigkeit. Wenn diese fachgerecht erzeugt und gelagert werden, ist eine Bevorratung – auch über mehrere Jahre – problemlos möglich.

Das Grundprinzip der Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft ist die Schaffung von regional funktionierenden Stoff- und Nährstoffkreisläufen. Dies führt zu regionaler Wertschöpfung und unterstützt den Erhalt von Arbeitsplätzen. Das Prinzip wird bei der nachhaltigen Holznutzung seit Jahrhunderten gelebt.

In einem unberührten Waldökosystem wachsen Bäume. Bei ihrem Wachstum nehmen sie Kohlendioxid (CO2) auf. Der Kohlenstoff wird in die Holzmasse eingebaut. Rund die Hälfte der Holztrockenmasse entfällt auf das Element Kohlenstoff. So werden der Atmosphäre je Kilogramm Holztrockenmasse rund 1,83 kg CO2 entzogen. Die größten Massezuwächse und damit CO2-Aufnahmen weist ein junger Baumbestand auf. Wenn ein Baum abstirbt, wird durch die Zersetzung wieder die gleiche Menge an CO2 frei, die er während seines Wachstums aufgenommen und in die Biomasse eingebaut hat. Jeder unberührte Waldbestand wird sich so einem Gleichgewicht zwischen Aufbau und Zersetzung annähern. Auch die CO2-Aufnahme und CO2-Freisetzung sind dann im Gleichgewicht. Die euphorische Annahme, dass man in naturbelassenen Wäldern in Zukunft viel mehr CO2 als jetzt binden kann, ist grober Unfug. Die Steigerung der CO2-Aufnahme ist nur durch eine Ausweitung der nachhaltigen Nutzung oder/und eine Ausdehnung der Forstflächen möglich.

Fakten brachten EU zum Einlenken

In den letzten Monaten gab es eine angeregte Diskussion über die Inhalte der Erneuerbare-Energien-Direktive III (RED – Renewable Energy Directive III). In dieser werden die Ziele des Anteils an erneuerbarer Energie am Gesamtenergieverbrauch der EU-Mitgliedstaaten definiert. Weiters ist festgelegt, welche Rohstoffe auf diese Ziele auch angerechnet werden und wie die Nachhaltigkeitsnachweise für Anlagen über 7,5 MW Leistung zu erfolgen haben. Dass eine Energienutzung von primärer Biomasse weiter zulässig ist, ist auch der hartnäckigen faktenbasierten Argumentation der österreichischen Abgeordneten zum Europäischen Parlament zu verdanken. Die Mitgliedstaaten müssen in nationalen Energie- und Klimaplänen (NEKP) ihren Weg zu den gemeinsamen Zielen der EU darlegen und umsetzen, quasi einen nationalen Fahrplan entwickeln.

Stückholz

Zum Heizen mit Biomasse stehen verschiedenste Sortimente zur Verfügung. Das Stückholz ist ein Brennstoff, der nach wie vor hauptsächlich manuell erzeugt wird. Beim Fällen von großkronigen Bäumen und Ablängen kommt die Motorsäge zum Einsatz. Das Spalten und Schlichten ist erneut arbeitsintensiv. Professionelle Schneid- und Spaltkombimaschinen kommen erst vereinzelt zum Einsatz, werden zukünftig aber zunehmen. Für eine emissionsarme und effiziente Verbrennung ist ein Wassergehalt von maximal 20 Prozent erforderlich. Diese Qualität ist in der ÖNORM M 7132 auch als „ofenfertiges Stückholz“ definiert.

In den letzten Jahren wurden in Baumärkten oft fragwürdige Qualitäten zu Wucherpreisen angeboten. Eine 1,8 m³ große Scheitholzkiste, bei der aus den Stücken deutlich sichtbar Pilze sprießen, ist fürwahr suboptimale Ware. Der angeführte Preis sei hier lieber nicht erwähnt.

All diese Probleme sind für heimische Forstbetriebe auch eine große Chance. Zufriedene Scheitholzheizer sind ihrem Brennstofflieferanten treu, auch bei Preissteigerungen, die jedoch mit Augenmaß erfolgen sollen. Denn wenn für einen Raummeter ofenfertiges Scheitholz nach Jahrzehnten stabiler Preise auf einmal das Doppelte verlangt wird, ist das für den Konsumenten nur schwer zu verstehen.

Hackgut

Hackgut besteht aus mechanisch zerkleinerten, schüttbaren Holzteilen. Der überwiegende Teil dieses Brennstoffs wird mit leistungsfähigen Hackern – Lkw-Aufbau oder von leistungsstarken Traktoren angetrieben – mit einem Kran zur Hackholzmanipulation hergestellt. Dieser Brennstoff wird als Schüttgut in automatisch beschickten Feuerungen eingesetzt, die bei 30 kW Leistung beginnen und bis zu Großanlagen mit etlichen MW Leistung gehen. Eine gute Qualität dieses Brennstoffs wird erreicht, wenn das Hackholz luftig und sonnig zur Abtrocknung gelagert wird und der Anteil an feinen Ästen, Blättern und Nadeln nicht zu hoch ist. Hackgut mit einem Wassergehalt von maximal 30 Prozent wird als lagerbeständiges Holzhackgut bezeichnet. Eine Lagerung in einer Halle mit offener Seitenwand ist für ein mögliches Nachtrocknen empfehlenswert.

Pellets

Pellets sind hoch verdichtete Säge- oder Hobelspäne, die bei der Holzverarbeitung als Koppelprodukt anfallen. Die Anforderungen sind normativ geregelt. So haben Klasse-A1-Holzpellets einen Wassergehalt von maximal 10 Prozent und einen Aschegehalt von maximal 0,7 Prozent. Durch die Schüttdichte von über 600 kg/m³ ist es der Holzbrennstoff mit der höchsten Energiemenge bezogen auf das Volumen (ca. 3.000 kWh/m³).

Die Qualität dieses Brennstoffs ist unbestritten. Besonders im letzten Jahr hat jedoch der rasante Preisanstieg ganz besonders bei den zahlreichen Neubesitzern und -innen von Pelletsfeuerungen sehr viel Missstimmung verursacht. Die Preise sind teilweise auf das Dreifache des Preises zu Jahresbeginn gestiegen. Die Argumente der Branche, dass fehlende Pelletsimporte aus Russland und stark gestiegene Energie- und Logistikkosten dafür verantwortlich seien, sind bei kritischer Betrachtung der Handelsströme nicht wirklich nachvollziehbar. Eine Konsequenz ist, dass nach einem Rekordjahr 2022 die Installationszahlen von Pelletskesseln auf Talfahrt sind.

Briketts

Briketts bestehen ebenfalls aus gepressten Holzteilchen. Aufgrund ihrer Maße werden sie statt Stückholz in Feuerungen und Kaminöfen eingesetzt. Im Vergleich zu den vorher genannten Sortimenten ist die eingesetzte Menge überschaubar.

DI Dr. Josef Rathbauer ist Abteilungsleiter “Biogene Rohstoffe” am Francisco Josephinum/BLT Wieselburg 

Empfehlungen für Brennstoffanbieter: 
• Jeder land- und forstwirtschaftliche Anbieter sollte sich der Stärken des eigenen Rohstoffs bewusst sein.
• Preissteigerungen mit Augenmaß vornehmen und damit die Kundenbindung pflegen.
• Sich durch Marktverwerfungen nicht irremachen lassen.
• Qualitativ entsprechende Brennholzsortimente herstellen.
• Die Elemente einer nachhaltigen Holznutzung praktizieren und aktiv kommunizieren.

 

- Bildquellen -

  • FiTaBu-Mischwald: agrarfoto.com
  • Bioamsse: MIKE FOUQUE – stock.adobe.com
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