Mit Genuss-Ideen zum Erfolg

Bereits in 530 Lebensmittelgeschäften kann man hierzulande zu bäuerlich regionalen Produkten greifen. Wie Bäuerinnen und Bauern aus dem Genussland Oberösterreich es mit ihren Ideen ins Regal schaffen und was ihren Weg ausmacht: Ein Streifzug durch die Erfolgsgeschichten.

Obstgeschmack glasweise

Äpfel, Zwetschken, Birne, Nüsse, Kürbis, Zwiebel, Rote Rüben… Alles Obst und Gemüse wird bei den Wipplingers veredelt. Einem Apfelbaum gleich wuchs auch ihr Geschäft mit dem „Geschmack im Glas“ langsam, aber stetig.

Quelle: wildilbd.at - Kulinarik Österreich
Bringen Obst und Gemüse ins Glas: Maria und Gerhard Wipplinger

Am Anfang stand eine Streuobstwiese und auf ihr etwa 50 Obstbäume. Die Früchte, die dort wuchsen, waren vielfältig und viel mehr, als man hätte essen können. Diesen „Reichtum“ zu nutzen, war und ist ein Anliegen von Maria und Gerhard Wipplinger aus St. Georgen bei Obernberg. „Darum haben wir uns auf die Suche gemacht und vieles ausprobiert, um das Obst zu veredeln“, sagt Maria Wipplinger, die für die Verarbeitung hauptsächlich zuständig ist.

Gestartet wurde mit Marmeladen und Chutneys. Gut zehn Jahre später sind nun unter dem Markennamen „Geschmack im Glas“ etwa 40 verschiedene Produkte er­hältlich. Und da bekommt man alleine beim Lesen die Lust alles auszuprobieren: Kirsch-Ribisel-Fruchtaufstrich, Rouna-Chutney, Zwie­belconfit, Pfefferkirschen, … und die „schwarze Nuss“, eine besonders erfolgreiche Delikatesse. Apfel- und Birnenessig ergänzen das Sortiment.

Geerntet wird im eigenen Obst- und Gemüsegarten, aber auch von Nachbarn und Partnerbetrieben kommen verschiedene Sorten. Dass die Leidenschaft für ihren Betriebszweig groß ist, braucht man bei diesem arbeitsintensiven Handwerk nicht extra zu erwähnen. Was den Erfolg für die Wipplingers aber noch ausmacht, war der langsame Einstieg in die Vermarktung und das langsame Wachstum ab Hof und im Handel. So konnten „wir uns gut weiterentwickeln und neu anpassen“, sagt Maria Wipplinger. Heute ist der „Geschmack im Glas“ ein wichtiger Zweig im Betriebsportfolio.

Prosciutto: Innviertel statt Italien

Früher gab es Kopfschütteln für die Idee von Hans Winter. Heute gibt es Auszeichnungen und viele Kunden.

Quelle: Privat
Speck, Prosciutto, Wurst: Hans junior und Hans senior Wipplinger vermarkten alles vom Schwein veredelt zu besten Produkten.

„Wenn ein Bauer aus dem Innviertel plötzlich Prosciutto machen will, dann erntet er zunächst einmal ungläubiges Kopfschütteln“, erzählt Hans Winter senior aus Pfaffstätten. Vor 40 Jah­ren schon wollte er es den Italienern gleichmachen. Prosciutto aß er selbst gern und er suchte etwas, um mehr aus seiner Schweinemast herauszuholen.

Die Idee, Fleisch auf dem „Michlbauer“ Hof zu veredeln, lag also nahe. Prosciutto herzustellen, war aber schon ein bisschen ein Hirngespinst. „Es war schwierig Fuß zu fassen. Prosciutto aus Österreich ist nicht in den Köpfen der Konsumenten“, sagt Winter. Jahre später sind Haubenlokale stolz „Innviertler Prosciutto“ anbieten zu können.

Michlbauers Produkte von Prosciutto über Speck bis hin zu jeglichen Wurstsorten gibt es Ab Hof, in der Gastro und eben auch im Handel. Der Erfolg bei Letzterem hänge wesentlich davon ab, „wer hinter der Verkaufstheke steht“, sagt Winter. Er und sein Sohn Hans tun jedenfalls alles, um höchste Qualität zu erzeugen.

Tierwohl wurde auf ihrem Betrieb schon großgeschrieben, als es noch gar kein Thema in der Bevölkerung war: Viel Platz, Strohhaltung drinnen, Auslauf nach draußen, Fütterung von fast ausschließlich eigenem Getreide und kein Transportweg geschlachtet wird am Hof. „Eine teure Produktion“, wie der Seniorchef anmerkt: „Ohne Veredelung wäre das nicht möglich“. Er ist aber froh, dass er nicht um jeden Cent kämpfen muss, sondern die Qualität an höchster Stelle stehen kann. Denn bei aller Leidenschaft für das Tun: „Am Ende entscheidet der Kunde“ und der wird zum Glück zunehmend qualitätsbewusster.

Kerne, Öl und Kooperation

Es war 2010, als innerhalb eines Jahres getüfelt, gegründet und geerntet wurde. Heute ist die Marke „Pramoleum“ fixer Bestandteil der OÖ. Ölkürbisproduktion.

Quelle: Pramoleum
Mit fünf Landwirten aus Raab und Sigharting hat alles begonnen. Bis heute sind sie das Erfolgs­team hinter der Marke Pramoleum.

Lange Zeit war Kürbis in Oberösterreich nicht denkbar. Bis vor gut 20 Jahren hie und da die ersten Feldversuche gemacht wurden. Mit dabei auch die fünf „Pramoleum“ Bauern. Sie waren die ersten, die sich genossenschaftlich zusammentaten, wobei ihr Zusammentreffen mehr dem Zufall geschuldet war. Das Interesse für den Kürbis aber vereinte sie. Im Jänner 2010 telefonierte man, im März gab es ein Treffen, im gleichen Jahr wurde angebaut, im November das Unternehmen „Pramoleum“ eingetragen und am 14. Dezember die Produkteinführung gefeiert. Geschäftsführer Alois Selker erinnert sich sehr genau an dieses Jahr. Die Ernte war überschaubar, aber die Idee, den Ölkürbis in Oberösterreich zu etablieren, wurde konsequent verfolgt.

Heute wird in einem Netz­werk von circa 100 Landwirten auf 400 Hektar Ölkürbis angebaut. Verarbeitet werden die Kürbisse zu Kernen und zu Öl.

Die Entscheidung, im Handel zu verkaufen „war eine Grundsatzfrage“, sagt Selker und betont die wichtige Rolle von „Genussland Oberösterreich“: „Diese Initiative leistet mit einem großen Netzwerk eine gewaltige Hilfestellung für bäuerliche Produkte.“ Hat man es dann erst einmal in den Handel geschafft, sei vor allem eines ganz wichtig: „Den Handel als Partner zu sehen. Denn wie man in den Wald hineinschreit, hallt es auch zurück.“

Aufgepoppt und umgesetzt

„Pure Neugierde“ war ausschlaggebend dafür, dass es seit 2009 Popcorn aus Österreich gibt.

Quelle: Schrattenecker
Johann und Maria Schrattenecker aus Mehrnbach: Erfolgreich mit ihren „Innpopis“, die es in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen gibt.

Die Idee poppte im wahrs­ten Sinn des Wortes beim Popcornessen auf. „Als unsere Kinder so dasaßen und Popcorn verschlangen, fragten wir uns, warum es eigentlich keinen Popcornmais aus Österreich gibt“, erzählt Maria Schratten­ecker. „Aus purer Neugier ohne jegliche Ahnung über den Anbau von Popcornmais“, fing sie gemeinsam mit ihrem Mann Johann an zu recherchieren. „Aber niemand konnte uns anfangs mit Saatgut weiterhelfen“, erinnert sie sich. Schließlich kamen sie aber zu einem entsprechenden Maissaatgutzüchter und mit dessen Saatgut versuchten sie den Anbau auf 800 Quadratmetern. Per Hand wurden die ersten drei Jahre die Kolben geerntet ein Drescher hätte die Kerne verletzt. Dann baute Johann Schrattenecker gemeinsam mit seinem Bruder selbst eine Erntemaschine.

Mittlerweile beträgt die Anbaufläche fünf Hektar, verkauft wird Popcornmais und aufgepoppter Mais in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Der Großteil wird über den Handel abgesetzt, „das Genussland Oberösterreich war der Türöffner“, sagt Schratten­ecker. „Schritt für Schritt“ sind sie ihren Erfolgsweg „mit Herzblut und großem Engagement“ gegangen.

Die Kinder sind übrigens noch immer sehr wesentlich im „Produktionszyklus“. Sie helfen mittlerweile nicht nur in der Verarbeitung der Innpopis, sondern sind auch nach wie vor die Produkttester. „Wenn es schmeckt, wird es verkauft. Wenn nicht, dann müssen wir weitertüfteln.“

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