Bei einer Pressekonferenz gab der Österreichische Weinbauverband heute einen Ausblick auf die heurige Lese. Sie wird mit 2,3 Mio. Hektolitern Wein etwas geringer als 2022 (2,53 Mio. hl) und der Durchschnitt der letzten fünf Jahre (2,49 Mio. hl) ausfallen.
Als Gründe hierfür nannte Österreichs Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager das Wetter zur Blüte und Pilzkrankheiten in den Sommermonaten. Laut Direktor Josef Glatt hätten die durch die Trockenheit letztes Jahr gestressten Weinstöcke heuer zudem weniger Trauben getragen. Für die betroffenen Gebiete und Winzer bittere Hagelschäden sollen auf die Gesamtmenge keinen wesentlichen Einfluss gehabt haben. Im Hinblick auf die Weinqualität geht Schmuckenschlager von einer “sehr guten” aus. Der Wechsel zwischen Niederschlags- und Hitzeperioden während des heurigen Vegetationsverlaufes hätte hierfür “die perfekte Grundlage” gebildet.
Auch wenn punktuell vor allem im Burgenland bereits Trauben zur Sturmproduktion geerntet werden, wird die Weinlese heuer etwas später beginnen. Im Burgenland wird sie laut einer Aussendung der LK Österreich voraussichtlich Mitte September starten, in Niederösterreich und in der Steiermark erst gegen Ende September. Die Hauptlese soll dann in Österreich Ende September und in den ersten Oktoberwochen stattfinden.
Die etwas spätere Lese, wie sie unter kühlerem Klima in früheren Jahren normal war, ist mit der heurigen Entwicklung der Reben erklärbar. Geprägt war sie durch einen späteren Austrieb – im Hinblick auf die Spätfrostgefahr ein Vorteil – und eine in den meisten Weinbaugebieten erst Mitte Juni beginnende Rebblüte. „Der im Vergleich zu den Vorjahren späte Blühbeginn wird von der Branche durchaus positiv gesehen, denn eine spätere Blüte bedeutet auch einen späteren Reifebeginn etwas mehr in den Herbst hinein, wo von moderateren Tagestemperaturen und etwas kühleren Nachttemperaturen ausgegangen werden kann. Dies führt im Allgemeinen zu harmonischeren Weinen mit einem ausgeglichenen Zucker-Säure-Verhältnis“, berichtete Schmuckenschlager. So lag in Kalenderwoche 35 der Zuckergehalt bei 14,4 ° KMW (2022: 15,2 ° KMW) und die Säure bei 9,9 g/l (2022: 8,3). Bei schönem Herbstwetter sollte das Verhältnis aber rasch größer werden. Gut für die Weinstöcke und die Traubenqualität war heuer auch, dass nach Hitzewellen und Trockenperioden der Niederschlag noch rechtzeitig kam. Teilweise regnete es aber auch zu viel in kurzer Zeit, etwa in der Steiermark, wo es zu Hangrutschungen kam. „Durch enorme Anstrengungen konnte ein Großteil der steirischen Weingärten aber gesund erhalten werden und auch die Steiermark steuert auf einen mengenmäßig zwar kleineren, aber aufgrund der Reifeentwicklung der letzten Wochen sehr guten Weinjahrgang zu“, sagte der Weinbaupräsident.
Wie andere produzierende Branchen sind auch die heimischen Weinbaubetriebe nach wie vor mit besonders hohen Produktionskosten konfrontiert. Schmuckenschlager appellierte diesbezüglich an die Einkäufer am freien Traubenmarkt “faire Preise” zu bezahlen.
Im Rahmen der Pressekonferenz wurde auch eine neue Umfrage zu österreichischen Weinen vorgestellt. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Bildquellen -
- Weinernte: Grafik: LKÖ Erhardt; Quelle: Statistik Austria, ÖWM; Foto: ÖWM/Oberleithner