Aktionsplan Wolf wurde am “Tatort” präsentiert

Tirols Bauernbunddirektor Peter Raggl, Schwedens Landwirtschaftsminister Peter Kullgren, Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Tirols Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler und Alfons Falch, Obmann der Verwall-Alm

Sozusagen treffe man sich am Tatort Alm, eröffnete Tirols Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler beim Wolfsgipfel in Alpbach vergangene Woche. Gemeinsam mit anderen bäuerlichen Vertretern aus Österreich, Südtirol und Bayern begrüßten Geisler und Minister Norbert Totschnig den schwedischen Landwirtschaftsminister Peter Kullgren auf der Steinberger Alm. Die Präsentation des länderübergreifenden Aktionsplan zum Großraubtiermanagement stand ebenso im Mittelpunkt wie der Erfahrungsaustausch mit Politikern, Experten und Betroffenen.

Schutz der Almen durch
gemeinsames Management

Norbert Totschnig berichtete von den Plänen auf EU-Ebene: „Wir müssen die Gesetzgebung an die Lebensrealität der Menschen anpassen.“ Mit dem länderübergreifenden Aktionsplan für die europäische Wolfspolitik von Österreich und Schweden, den Totschnig gemeinsam mit Kullgren präsentierte, wolle man die Möglichkeit der Regulation von Großraubtieren schaffen und eine gemeinsame Plattform zur Überwachung etablieren, so Totschnig: „Unser Ziel ist es, die Almwirtschaft zu erhalten und die Bauern in diesem Prozess mitzunehmen.“ 

 

„Fakt ist: Mit einer geschätzten Individuenanzahl von rund 19.000 Tieren ist der Wolf in Europa nicht mehr vom Aussterben bedroht. Seine Ausbreitung betrifft nahezu alle EU-Mitgliedsstaaten und spiegelt sich in rasant steigenden Risszahlen wider. Wir brauchen eine Lösung auf europäischer Ebene, um die damit einhergehenden Herausforderungen bewältigen und die Alm- und Weidewirtschaft auch in Zukunft erhalten zu können“, verdeutlicht Totschnig: „Früher hat der Wolf unseren Schutz gebraucht. Heute müssen wir Maßnahmen ergreifen, um Europas Almlandschaften als Natur- und Lebensräume zu erhalten. Im Dialog mit anderen betroffenen EU-Staaten haben wir uns auf einen praktikablen Lösungsvorschlag verständigt. Mit den vorliegenden Forderungen erstellen wir den ersten länderübergreifenden Aktionsplan, der den weiteren politischen Weg vorzeichnen soll.“ 

„Der Herdenschutz stellt die Land- und Almwirtschaft nicht nur logistisch, sondern vor allem finanziell vor große Herausforderungen. Will man Herdenschutz umsetzen, sollten die nötigen Finanzmittel nicht aus dem Agrarbudget geschöpft werden, sondern vom Umwelt- und Naturschutz, der die Rückkehr der Großraubtiere fordert, übernommen werden“, fordert LH-Stv. Josef Geisler und verdeutlicht: „Die Almbewirtschafter dürfen nicht einfach sich selbst überlassen werden.“

Der schwedische Weg
als Vorzeigemodell

Bauernbunddirektor Peter Raggl tauschte sich mit dem schwedischen Minister über den oft diskutierten „schwedischen Weg“ aus. Denn im nordischen Land werden Gebiete, in denen die Samen die traditionelle Rentierhaltung betreiben, wolfsfrei gehalten. Vielleicht könne man Schweden als Vorzeigemodell sehen, erklärte Minister Kullgren, es gäbe jedoch auch dort Verbesserungspotenzial. Denn während im Norden Schwedens die Rentierhaltung oberste Priorität habe, seien die Bauern im mittleren und südlichen Gebiet Schwedens dennoch mit den Großraubtieren konfrontiert. Im Management könne man auch in Schweden noch nachbessern. Kullgren: „Schweden ist der Ansicht, dass ein gut funktionierendes Managementsystem die Fähigkeit voraussetzt, alle Instrumente des Werkzeugkastens zu nutzen. Dies wird durch eine Aufnahme des Wolfes in Annex 5 erleichtert. Dies würde neue Möglichkeiten für ein flexibleres Management schaffen und somit das Vertrauen in das Management stärken. Ich möchte mich bei Österreich für ein produktives Treffen bedanken und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.“

Unterschiedliche Spielregeln
innerhalb der EU

Quelle: BZ/Pixner
Hochrangige Politiker auf EU-, Bundes- und Landesebene fanden sich zum Wolfsgipfel ein.

Leo Tiefenthaler, Obmann des Südtiroler Bauernbundes, sagte: „Auch wenn wir alle aus EU-Ländern kommen, zeigt sich im Austausch wieder, mit welch unterschiedlichen gesetzlichen Voraussetzungen wir dem Problem entgegentreten.“ Dasselbe Bild zeichnete auch der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Günther Felßner, und forderte eine dringend notwendige Änderung des strengen Schutzstatus der großen Beutegreifer. 

Die aktuellen Situationen rund um das Thema Herdenschutz in Tirol zeigten Alfons Falch, Obmann der Verwall-Alm in St. Anton, sowie Josef Gitterle (zuständig für den Herdenschutz, Land Tirol) auf. In die Diskussion brachten sich auch Experten wie Prof. Dr. Roland Norer und Martin Lengauer von der LKÖ ein. Im Vergleich sprach der Schweizer Experte Daniel Mettler über die Gegebenheiten in seiner Heimat, wo sich durch Erfahrungen von 25 Jahren Wolfsmanagement herauskristallisiert hat, dass ein Herdenschutz ohne Entnahmemöglichkeit von Wölfen weniger Erfolg hat.

- Bildquellen -

  • Wolfsgipfel Alpbach 2: BZ/Pixner
  • Wolfsgipfel Alpbach: BZ/Pixner
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AUTORHannah Pixner
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