Die steilen Bergwiesen in der Region Nationalpark Kalkalpen sind wahre Hotspots der Biodiversität. Ihre Pflege ist heutzutage aufgrund der hohen Arbeits und Zeitintensität jedoch kaum mehr wirtschaftlich. Um die alte Kulturlandschaft und ihre Artenvielfalt zu erhalten, halfen Jugendliche und Junggebliebene aus ganz Österreich und Deutschland im Rahmen einer Umweltbaustelle des Alpenvereins zwei Wochen im August bei der händischen Mahd und Entbuschung. Angeleitet wurden sie von den erfahrenen Mitgliedern des Mollner Kulturlandschaftserhaltungsvereins „Bergwiesn“, der sich seit 2015 für die Erhaltung der extensiv bewirtschafteten und stark gefährdeten Mäh-Halbtrockenrasen und ihrer Artenvielfalt in der Bergregion einsetzt.
Starke Arbeit mit hohem Mehrwert
Bei Hangneigungen bis zu 140 Prozent und hochsommerlichen Temperaturen war die Arbeit keine leichte, doch die zwölf jungen Helfer packten mit viel Motivation bei den Heu und Schwendarbeiten mit an. „Gemeinsam am Berg zu stehen und jeden Moment zu wissen, man hilft die Schätze der Natur zu bewahren, ist ein unglaublich schönes Gefühl“, berichtet Helena, die extra aus Berlin angereist ist.
Aufgrund der hohen Arbeits und Zeitintensität wurde die Pflege der steilen und abgelegenen Bergmähwiesen in den vergangenen Jahrzehnten großteils aufgegeben und die Flächen verbuschten ein Trend, der auch in vielen anderen Regionen Österreichs zu beobachten sei. Dadurch geht das charakteristische Landschaftsbild verloren ein großer Schaden für Tourismus, die Bewohner sowie die Artenvielfalt. Mit der Gründung des Vereins „Bergwiesn“ nahm Christian Hatzenbichler das Schicksal dieser bedrohten Lebensräume selbst in die Hand und beschloss, die alte Tradition der Bergwiesenmahd mithilfe von Freiwilligenarbeit fortzusetzen.
Mehr als 110 Hektar ökologisch wertvolle Flächen werden von den Mitgliedern des Vereins mittlerweile wieder naturnahe bewirtschaftet. Der Verzicht von Dünger und die einmal jährliche Mahd ermöglichen eine enorm hohe Artenvielfalt, die jene intensiv bewirtschafteter Wiesen weit übersteige. Bis zu 75 Pflanzenarten auf 5 mal 5 Metern und in Summe mehr als 5000 Tier und Pflanzenarten finden in der seltenen Kulturlandschaft ihren Lebensraum. „In Zeiten einer massiven Biodiversitätskrise ein wahrliches Leuchtturmprojekt“, so die Verantwortlichen.
Auszeichnung der EU für Verein „Bergwiesen“
Die Bedeutsamkeit dieser Natur und Landschaftspflege zeigt sich auch in der Auszeichnung des Natura 2000 Awards. Der renommierteste Naturschutzpreis der Europäischen Kommission ging 2022 zum ersten Mal nach Österreich an das Programm „Flora“, der Stiftung „Blühendes Österreich“ und an die umsetzenden Partnerorganisationen, darunter den Verein „Bergwiesn“.
Ronald Würflinger, Generalsekretär der Stiftung, freut sich, dass gemeinsam ein gut organisierter Rahmen geschaffen wurde, in dem
junge Menschen aktiv zu einer blühenden und artenreichen Zukunft beitragen können: „Die Umsetzung eines strukturierten Freiwilligenprogramms von Bergwiesn ist ein großartiger Erfolg. Wir erachten die Entwicklung und Leistung des Vereins als herausragend für die Naturschutzarbeit und Bergbauernkultur in Österreich.“
„Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, zu wissen, die Schätze der Natur zu bewahren.“ Helena aus berlin
Franz Essl, Ökologe an der Universität Wien und Österreichs Wissenschafter des Jahres 2022, zeigt sich ebenfalls beeindruckt: „Es ist fantastisch, was der Verein Bergwiesn auf die Beine gestellt hat. Und ganz besonders beeindruckt mich, dass es gelingt, Jugendliche und
junge Erwachsene für die Natur und die Arbeit in der Natur zu begeistern.“
Hatzenbichler ist über die Auszeichnung hocherfreut: „Der Award ist für die mitwirkenden Vereinsmitglieder und die Vielzahl an Freiwilligen eine besondere Anerkennung ihres Einsatzes für den Erhalt und Ausbau dieser so überragenden, artenreichen Naturlandschaft.“
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- Bild 2: Bergwiesn