Viele Hersteller bieten ihre neuen Mähdrescher mit einem System an, bei dem über die automatische Regelung der Vorfahrgeschwindigkeit der Durchsatz in der Maschine auf gleichem Niveau gehalten wird. Trotz mancher Vorbehalte werden diese Automaten in absehbarer Zeit standardmäßig wie elektrische Fensterheber im Auto verbaut werden.

Beim Durchsatzautomat wird die Beaufschlagung des Mähdreschers mit Erntegut an ganz verschiedenen Stellen in der Maschine mit Sensoren gemessen. Steht der Bestand dichter oder feuchter, so erhöht sich die Maschinenbelastung. Die Vorfahrgeschwindigkeit wird daher abgeregelt. Ist der Bestand  locker oder trockener, wird automatisch beschleunigt. Vielen Fahrern ist das suspekt, zumal es in der Vergangenheit auch Probleme gab. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Pro- und Contra-Argumenten.

Was für einen Automaten spricht

Sensoren „sehen“ besser: Auch wenn der Fahrer glaubt, er kann die Bestandsunterschiede sehen, um darauf zu reagieren – Sensoren können mehr. Fette Senken und magere Kuppen sind mit bloßem Auge zwar gut zu erkennen, nicht jedoch Bestandsunterschiede unter 20 dt/ha. Und die sind die Regel, trotz guter Bestandsführung. Diese Unterschiede kann der Fahrer weder sehen noch ist er in der Lage, die Unterschiede durch Nachjustierung der Vorfahrgeschwindigkeit in dieser Permanenz vorzunehmen.

Leistungssteigerung: In den ersten ein bis zwei Stunden fahren gute Fahrer vielleicht dem Automaten davon. Aber spätestens nach zwei Stunden lässt die Konzentration nach. Der Biorhythmus schlägt zu und man verfällt in eine „Wohlfühlgeschwindigkeit“. Das kostet zehn bis 30 Prozent Leistung. Ein Automat hat keinen Biorhythmus und arbeitet mit insgesamt höherer Leistung.

Entspannung: Manche Fahrer nehmen die Fahrgeschwindigkeit zunächst selbst in die Hand und schalten dann später den Automaten ein. Ein entspannter Fahrer hält länger durch und ist motivierter. Es ist vergleichbar mit Piloten auf Langstreckenflügen. Nach dem Start verlässt er sich auf den Autopiloten und verschleißt sich nicht auf der Strecke, auch wenn er es vielleicht selbst besser könnte.

Wertschöpfung: Wer die Hände frei hat und sich nicht auf den Bestand konzentrieren muss, kann sich wertschöpfenden Tätigkeiten widmen. Die Mähdreschereinstellung ist zum Beispiel ein wichtiger Punkt, um Leistung, Kornqualität und Verlust zu optimieren. Auch Betriebsleiter, die selbst fahren und ihr „operatives Geschäft vom Büro-Mähdrescher“ aus erledigen, lassen besser einen Automaten fahren.

Synergieeffekte: Jegliche Technik liebt den konstanten Fluss. Werden das Schneidwerk, das Dreschwerk, die Reinigung und der Häcksler gleichmäßig mit Erntegut beschickt, steigert das deren Effizienz. Die Arbeitsleistung ist insgesamt höher.

Einfachere Einstellung: Wird ein Mähdrescher per Hand optimal eingestellt, so gilt diese Einstellung für eine bestimmte Konstellation der Bestandsbedingungen. Ein Bestand ist jedoch nicht homogen. Gleicht man die Bestandsdichte nicht über die angepasste
Fahrgeschwindigkeit aus, so ist die Einstellung stets nur suboptimal. Bei gleichmäßiger Beaufschlagung der Arbeitsorgane dagegen ist eine optimale Einstellung leichter zu finden und spielt ihren Nutzen besser aus. So läuft die Dreschtrommel ruhig, die Reinigung hat keine unterschiedlichen Schichtmatten zu entmischen etc. Das sind nicht zu unterschätzende Synergieeffekte, die sich auf Leistung, Verlust und Qualität auswirken. Der nächste Schritt sind Einstellautomaten, die nur in Verbindung mit einem Durchsatzautomaten funktionieren.

Dieselverbrauch: Beim Wechsel von Über- und Unterlast der Arbeitsorgane ist der Dieselverbrauch immer höher als bei gleichmäßiger Beschickung. Wer mit Durchsatzautomat fährt, spürt dies am geringeren Spritverbrauch, weil auch bei insgesamt höheren Leistungen der Kraftstoffverbrauch je Tonne sinkt.

Materialschonung: Stoßweise Belastungen schaden jedem Bauteil. Wellen, Lager, Riemenscheiben usw. halten länger, wenn der Gutfluss gleichmäßiger vonstattengeht. Überlastungen werden vermieden. Die Zuverlässigkeit der Mähdrescher in der Ernte erhöht sich, Reparaturkosten werden gesenkt.

• Qualität und Verluste: Nicht nur die Kornqualität verbessert sich durch geringen Bruchkornanteil, auch die Druschverluste sind geringer. Die folgende Bodenbearbeitung mit Einarbeitung von Stroh und aufgelaufenen Verlustkörnern wird einfacher und nachhaltiger, weil gleichmäßiger verteilt wird.

Gegenargumente

Emotionen: Viele Contra-Punkte kann man unter dem Begriff der Emotionen zusammenfassen. Manche Fahrer lehnen es ab, den Hebel aus der Hand zu geben. Weil man meistens die Bestandsunterschiede gar nicht sieht, der Mähdrescher jedoch ständig die Vorfahrgeschwindigkeit regelt, sind manche Fahrer unsicher, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Insbesondere ältere, durchaus gute Fahrer können sich mit dieser Art von Technik nur schwer anfreunden.
Da ist die junge Generation offener.

Vertrauen: „Damit fängst du einen Fuchs“ oder mit weniger Dialekt „Man bekommt Probleme durch Überlastung des Schneid- oder Dreschwerks“ sind immer wieder die Antworten auf die Frage, ob Durchsatzautomaten etwas taugen. Das ist bei den ersten Systemen durchaus mal passiert und hat anfangs einiges Vertrauen verspielt. Die heutigen Sicherungsmechanismen gegen Überlastung sind bei allen Herstellern deutlich besser geworden, aber ein Imageschaden wirkt bekanntlich nachhaltig. Natürlich kann man auch heute noch Füchse fangen, wenn das System falsch eingestellt ist – aber eben auch genauso gut ohne dieses System.

Handhabung: Wie gut oder schlecht eine Vorfahrregelung funktioniert, hängt weniger vom Hersteller als vielmehr von der Bedienung durch den Fahrer ab. Im Gegenzug sollten
die Händler das System besser kommunizieren. Versteht der Fahrer den komplexen Nutzen – für sich selbst und für den Betrieb – ist er eher motiviert es auch einzusetzen. Auch auf das, was ein solches System nicht kann, muss hingewiesen werden.

Sicherheit: Aus Fehlern hat man gelernt. Die Regelmechanismen, die Software und der Überlastungsschutz sind mit den Generationen verbessert worden – jedoch lassen sie keinen Blindflug zu. Es ist ein fahrerunterstützendes System, ein Assistent, aber eben keine Autonomie, der man die Verantwortung überlässt. Das wird mitunter falsch verstanden. Diese Assistenten lassen sich auf „wagemutig“ oder auf „vorsichtig“ trimmen, je nachdem, wie die Grenzwerte gesetzt werden. Hier muss man sich herantasten und wachsam bleiben. Neueste Systeme „wissen“ aus georeferenzierten Ertragsdaten vorangegangener Überfahrten und Ertragskartierungen im Vorfeld schon, wie dicht der Bestand steht. „Füchse“ werden so immer sicherer vermieden, auch wenn der Fahrer nicht bei der Sache ist.

Kosten: Ein Durchsatzautomat kostet etwa 8.000 bis 10.000 Euro. Eine Menge Geld, wenn er falsch, zu wenig oder gar nicht genutzt wird. Gut angelegtes Geld, wenn er richtig eingesetzt wird. Bei einem Mähdrescher von 400.000 Euro kostet der Automat anteilig 2,7 Prozent, kann jedoch einen vielfachen Nutzen einspielen.

Fazit: Vorteile überwiegen
Die vielen Gegenargumente sind oft emotional geprägt und beruhen nicht selten auf Vorurteilen, persönlichen Abneigungen und Ängsten. Bei richtig verstandener Handhabung überwiegen die genannten Vorteile.
Ungeübte Fahrer erkunden den Arbeitsprozess schneller, wenn sie von der Aufgabe des Vorschubs entlastet sind. Gute Fahrer macht das System noch besser. Diese zu finden und zu halten ist heute keine leichte Aufgabe. Assistenzsysteme dürfen hier nicht als billiger Fahrerersatz falsch verstanden werden.
Die Frage, ab wie viel Hektar ein Durchsatzautomat lohnt, ist schwierig zu beantworten. Bei 250 ha legen sich 8.000 bis 10.000 Euro für einen Durchsatzautomat mit etwa 4 Euro/ha (bei zehn Jahren Nutzungsdauer) um. Zukünftig werden diese Systeme immer feiner arbeiten und sich breit durchsetzen. In absehbarer Zeit sind sie standardmäßig verbaut, wie elektrische Fensterheber im Auto.

- Bildquellen -

  • Weizen Ernte: agrarfoto.com
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AUTORDr. Andrea Feiffer und Franz Klüßendorf sind für den Mähdrusch-Spezialisten Feiffer Consult tätig. Online-Bearbeitung: MS
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