Öklo GmbH: Großes Geschäft mit dem kleinem Geschäft erhofft.

Menschliche Exkremente als eine Form von Wirtschaftsdünger? Was spätestens mit Einführung der Kanalisation vor allem aus Gründen der Seuchenprävention eingestellt wurde, könnte schon bald wieder Realität werden, zumindest wenn es nach Öklo-Gründer und Geschäftsführer Nikolaos Bogianzidis geht. Und mit seiner Meinung ist der Pionier in Sachen Trenntoiletten nicht allein. Auf einem im April eigens ausgerichteten „Kongress zur Sanitärwende“ postulierte er gemeinsam mit Fachleuten, unter anderem Boku-Wissenschaftler Erwin Binner, ebendiese. „Es geht nicht nur darum, Abwasser zu beseitigen, sondern auch darum, die wertvollen Ressourcen wie Stickstoff, Phosphor oder organische Substanzen zurückzugewinnen“, so Bogianzidis Resümee nach der Veranstaltung.

Umsatzverdoppelung und schwarze Zahlen

Doch eins nach dem anderen. 2017 hatte Bogianzidis sein kleines Start-up im niederösterreichischen Wolkersdorf gegründet. Seither baut, vermietet und verkauft der Unternehmer sogenannte Komposttoiletten, die (mit Sagespänen statt Wasser betrieben) Kot und Urin getrennt sammeln. Nach juristischen Startschwierigkeiten und einem anfänglichen Corona-Tief befindet man sich nun auf kontinuierlichem Wachstumskurs. Jährlich Umsatzverdoppelung, schwarze Zahlen und explodierende Nachfrage inklusive. Nicht ohne Stolz bezeichnet sich die Öklo GmbH mit einem Umsatz von gut 2 Mio. Euro im Vorjahr als „Europas Marktführer bei Trockentoiletten“ und führenden Anbieter mobiler Toiletten in Österreich. Mittlerweile zählt das Team gut 50 Mitarbeiter, mit Graz und Wels wurden zwei weitere Standorte eröffnet, die Zentrale in Niederösterreich umfassend erweitert. Eine Expansion nach Deutschland steht (auf Franchise-Basis) kurz bevor.

“Fäkalkompost” als regionaler Dünger

Mit dem kontinuierlichen Wachstum des Unternehmens geht auch eine steigende Menge an gesammelten Fäkalien einher. „Im Vorjahr haben wir pro Woche über den Sommer gut 20.000 Liter Urin gesammelt. Im Winter immerhin 2.000. Dazu kommen gut 300 Tonnen an Feststoffen“, sagt Bogianzidis. Diese werden derzeit noch vorwiegend über Kläranlagen entsorgt. Doch damit soll bald Schluss sein. Zwei Vollzeitwissenschaftler beschäftigt das Unternehmen, um die Hygienisierung und Weiterverarbeitung der anfallenden Exkremente zu beforschen. Größte Hoffnungen setzt man hier in einen Dünger, der bestehend aus 20 Prozent Kot sowie Sagespänen und Papier aus Kompostierung entsteht. Der Kompost besticht durch „vollständige Unbedenklichkeit“, wie es aus den Öklo-Labors heißt. Auch externe Überprüfungen würden dies belegen. Mit einer organischen Substanz von mehr als 37 Prozent, gut einem Prozent Stickstoff, Phosphor und Kali hatte man hier ein hochwertiges Produkt vorliegen, „wo sachlich betrachtet kein Unterschied zu Dünger tierischen Ursprungs besteht“, beteuert der Öklo-Chef. Einzig, die geltende Fassung der Kompostverordnung lässt die legale Kompostierung und den anschließenden Verkauf nicht zu. Doch beim Komposttoilettenanbieter ist man optimistisch, dass sich das noch heuer ändern wird. „Nach letzten Informationen dürfte eine Aufnahme in die Verordnung erfolgen“, so Bogianzidis, der das „im Sinne einer regionalen Kreislaufwirtschaft“ mehr als begrüßen würde. Er preist seinen „Fäkalkompost“ – so soll das Produkt im Verkauf heißen– als „regionale Alternative zum Mineraldünger“ an.

Absage von offizieller Seite

Auf Nachfrage im Klimaschutzministerium erhält die BauernZeitung allerdings eine ganz andere Einschätzung der Lage. „Keine Änderung in der Kompostverordnung geplant“, heißt es von offizieller Seite. Zu groß seien die hygienischen Bedenken sowie die Gefahr von Rückständen aus Hausabwässern. Davon lasst sich der Öklo-CEO allerdings nicht beirren: „Als Jungunternehmen ist es schwer, das Ministerium von neuen Technologien zu überzeugen. Wir sind der Meinung, eine Hygienisierung zu einem für Mensch, Tier und Umwelt unbedenklichen Produkt ist möglich und erbringen auch den Beweis.“ Dass das möglich ist zeige das Beispiel Schweden, wo menschliche Fäkalien bereits als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden.

Quelle: E. v. Muench /flickr.com/commons.wikimedia.org
Struvit wurde in Deutschland bereits als phosphathaltiger Dünger erprobt und weist gute Eigenschaften in der Unterfußdüngung auf.

Marktreifes Struvit

Gelungen ist den Sanitärpionieren die Kehrtwende bereits beim anfallenden Urin. Dieser wird seit dem Vorjahr zu „Struvit“ veredelt, einem phosphathaltigen Langzeitdünger in streufähiger Pelletform. Durch Zugabe von Magnesium werden in einem eigens angeschafften Reaktor 90 Prozent des im Urin enthaltenen Phosphors gebunden, getrocknet und gepresst. Gut drei Tonnen konnten so im Vorjahr bereits versuchsweise hergestellt werden. Auch hier ist eine Erweiterung der Kapazitäten geplant. Und mit der Raiffeisen Ware Austria habe bereits ein potenzieller Abnehmer Interesse am Öko-Dünger bekundet, verrät Nico Bogianzidis. Klingt also nach großem Geschäft mit dem kleinen Geschäft.

- Bildquellen -

  • Struvit: E. v. Muench /flickr.com/commons.wikimedia.org
  • Öklo: Öklo GmbH
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AUTORClemens Wieltsch
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