Japan – ein Land mit vielen Gegensätzen

Mit seiner einzigartigen Kultur und dem modernen Flair ist Japan ein aufregendes Reiseziel. Der Masterstudiengang Agrarmanagement und Innovationen der FH Steyr war im Februar für zwei Wochen auf einem„Fieldtrip“ durch das Land der aufgehenden Sonne.

Am Reiseprogramm standen die Besichtigungen der Städte Tokio, Kyoto, Osaka, Nara, Hiroshima und Nagano sowie zahlreiche Betriebsbesuche, um die japanische Landwirtschaft näher kennenzulernen. So wurden unter anderem eine bäuerliche Genossenschaft, ein Gurkenproduzent und eine Forschungseinrichtung für Vertical Farming besichtigt. Kurze Aufenthalte in der EU-Delegation sowie an der Technischen Universität Tokio ermöglichten den Studierenden noch weitere Einblicke und Eindrücke.

Beeindruckend war bereits der Landeanflug auf Tokio. Die Landschaft des Inselstaates ist geprägt von Küsten, Mega-Städten, markanten Bergen wie dem Vulkan Fuji und kleinen Reisfeldern. Tierhaltung oder Äcker und Wiesen sieht man im Ballungsraum um die Hauptstadt nur selten.

Quelle: Privat

Die wichtigste Kulturpflanze des Landes ist Reis, der üblicherweise „nass“ angebaut wird. Um den Unkrautdruck möglichst gering zu halten, hat diese Kultivierungsform seit Jahrhunderten Tradition. Bedingt durch den steigenden Wohlstand geht aber die Nachfrage zurück – der Reis wird von Soja, Weizen und Mais ersetzt. Das wiederum bringt ein Exportpotenzial für österreichische Firmen wie etwa die Saatbau Linz, die bereits Saatgut exportiert. Auch für Futtermittel gäbe es Potenzial, heißt es.

Kleinstbetriebe mit zwei Hektar und „Junglandwirte“ mit 65

Viehzucht spielt aufgrund des Platzmangels keine große Rolle in Japan. Infolgedessen ist auch Tierwohl für die Japaner kein Thema. So wurde den Agrarstudenten trotz Nachfrage keine Besichtigung eines tierhaltenden Betriebes ermöglicht. Japan importiert große Mengen an Rind- und Schweinefleisch, letzteres ist neben Wein auch Österreichs Exportschlager. Im Durchschnitt bewirtschaftet jeder japanische Landwirt zwei Hektar Land. Die Überalterung der Betriebsführer ist hoch, noch mit 65 Jahren zählen sie als Jungbauern, die Hofübergabe ist daher eine große Herausforderung. Wird kein Nachfolger gefunden, bleiben die Felder häufig brach liegen. 90 Prozent der Japaner leben in Städten. Viele von ihnen wohnen während der Berufszeit in der Stadt und kommen erst als Pensionisten wieder aufs Land zurück. Der Großteil hat nur eine kleine Pension und so kommen einige zurück, um sich mit der Landwirtschaft ihre Rente aufzubessern.

Begrenzte Agrarfläche, daher  Vertical Farming im Fokus

Auch klassische Bauernhöfe mit Stallungen oder Maschinenhallen wie in Österreich findet man im Umland der Mega-Städte nicht. Dagegen ist Indoor Farming in großen Hallen und auch Vertical Farming auf mehreren Gebäudeebenen aufgrund der begrenzten
Agrarfläche sowie der hohen Nachfrage nach frischen Produkten wie etwa Kopfsalat und Erdbeeren sehr populär.

Quelle: Privat

Die japanische Regierung unterstützt daher die Entwicklung dieser neuen Form der Agrarunternehmen mittels Subventionen. Zudem beschäftigen sich zahlreiche junge Start-ups etwa mit Hydroponik. Dabei werden Pflanzen in Systemen ohne Erde kultiviert. Versorgt werden die Nutzpflanzen mit mineralischen Nährlösungen auf Wasserbasis.

Einfluss von Licht auf das Pflanzenwachstum

Ein weiterer Programmpunkt war die Besichtigung der Technischen Universität von Tokio mit naturwissenschaftlichen und technologischen Schwerpunkten. So beschäftigt man sich damit, welchen Einfluss verschiedene Lichtverhältnisse auf die Wachstumsgeschwindigkeit und die Form von Pflanzen haben. In einem weiteren Projekt befasst sich die Universität mit dem Thema Upcycling von Lebensmittelresten mittels 3D-Druck. Damit kann auch eine individuelle Nährstoffzusammensetzung eingestellt werden. Für solche Systeme ist aber auch in Japan die gesellschaftliche Akzeptanz gering. Im technischen Bereich wird an einfachen und kostengünstigen Sensoren gearbeitet, die Landwirte selbst auslesen und nutzen können.

Das Resümee der Agrarstudentin Stefanie Schauer: „Die Reise nach Japan war für mich ein unvergessliches Erlebnis und eine unglaubliche Bereicherung. Die Kultur und die Traditionen des Landes haben mich begeistert.“

- Bildquellen -

  • Reisfelder: Privat
  • Vertical Farm: Privat
  • Masterstudiengang Agrarmanagement und Innovationen: Privat
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AUTORred. SR
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