Moderne Wärmebildkameras mit einer komplexen Auswertesoftware sollen schnelles Detektieren von Grasflächen bei geringer Fehlerquote ermöglichen. Als ein gutes Beispiel dafür gilt das von thermal Drones und Claas im Projekt „Wildretter“ gemeinsam entwickelte System.

„Mehrere hundert Nutzer greifen mittlerweile auf unsere Technik zurück“, berichtet Martin Israel, einer der Gründer von thermal Drones. „Alleine 2022 wurden unsere Drohnen auf mehr als 10.000 Hektar zur Wildrettung eingesetzt. Dazu kommen weitere Flächen, die mit Drohnen gescannt wurden, welche unsere Software nutzen.“ 2.500 Wildtiere, davon etwa 90 Prozent Rehkitze, konnten laut Firmenangabe 2022 lokalisiert, entnommen und gesichert werden. Neben Kitzen sollen auch kleinere Tiere wie Fasanenküken oder Feldhasen erfolgreich detektiert werden. Dank der speziellen Software POIStudio sei selbst bei hochstehender Mittagssonne, wenn sich die Temperaturen von Tier und Umgebung nur noch wenig unterscheiden, ein sicherer Einsatz möglich. „Diese Einsatzsicherheit überzeugt zusammen mit der hohen Schlagkraft immer mehr Nutzer, die Nachfrage steigt rasant“, sagt Israel. 

So funktioniert der Einsatz

Sind die Flächengrenzen einmal auf den Satellitenbildern markiert, fliegt die Drohne automatisiert in etwa 50 bis 80m Höhe mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 km/h die Wiese ab. Alternativ ist auch immer eine manuelle Steuerung der Drohne möglich. Flächenleistungen von 20 bis 30 ha pro Stunde sollen möglich sein. Die Wärmebildkamera speichert dabei im Sekundentakt Fotos mit den dazugehörigen GPS-Koordinaten auf einer SD-Speicherkarte ab, welche im Nachhinein ausgewertet wird. Mithilfe von KI und Kontrastverstärkung erkennt die Software dabei, wo sich ein Kitz oder ein anderes Wildtier in Deckung befindet und markiert diese Punkte grafisch und mit den GPS-Koordinaten. Per Cloud-Anbindung lassen sich die Daten dann auf Smartphones übertragen, sodass Helfer die identifizierten Ablageorte gezielt ansteuern können. “Mit 95 bis 98-prozentiger Trefferquote finden die Helfer dort auch tatsächlich Wild”, wird betont.

Ab 5.000 Euro netto

Und der Kostenpunkt und die rechtliche Einordnung? “Je nach Ausstattung sollte man für ein Komplettsystem mit unserem fliegenden Wildretter, der sehr robust ist und eine sehr hohe Flächenleistung hat, zwischen 10.000 und 12.000 Euro netto rechnen. Für deutlich kleinere Flächen, wie man sie oft in Österreich findet, empfehlen wir unser System mit der DJI Mavic 3T. Da liegt man dann preislich je nach Ausstattung zwischen 5.000 und 6.500 Euro netto”, erklärt Israel auf Anfrage der Österreichischen BauernZeitung. Die Kitzrettung falle in die Kategorie “open” der Drohnen-Verordnung. In den meisten Fällen reiche ein A3-Führerschein aus. (A3 bedeutet horizontaler Sicherheitsabstand von mindestens 150 m zu Wohn-, Gewerbe-, Industrie- oder Erholungsgebieten und keine unbeteiligte Person im Fluggebiet). Die Drohnen zur Kitzrettung, auch von DJI, seien noch nicht zertifiziert, aber würden in Kürze in “C2” (CE-Kennzeichnung) eingruppiert werden. Dringend empfiehlt Israel auch Trainings vor dem ersten praktischen Einsatz der Drohne.
 

Laut Austro Control ist im Unterschied zu autonomen Drohnen ein automatischer Betrieb in der Kategorie “open” in Sichtverbindung rechtlich grundsätzlich möglich. Für letztere Art von Drohne müsse aber sichergestellt sein, dass die Fernpilotin oder der Fernpilot jederzeit die Kontrolle über die Drohne übernehmen kann, um in unvorhergesehene Ereignisse einzugreifen. Ferner müssten ab 1. Jänner 2024 alle neuen Geräte die neuen CE-Richtlinien erfüllen. Für Bestandsdrohnen ohne CE-Kennzeichnung falle dann etwa der Einsatzbereich A2 (nahe unbeteiligter Personen) weg.

Weiterhin Mähstrategie anpassen

Mit solch moderner Technologie können Tierleid und Kontaminierung des Futters vermieden werden.  „Auch die psychologische Komponente darf man nicht unterschätzen“, so Andreas Wetzel, Produktmanager Futtererntemaschinen bei der Claas Saulgau GmbH. „Die Fahrer, Landwirte und Lohnunternehmer fahren nach dem Detektieren mit einem guten Gefühl zur Mahd auf die Fläche, und können sich besser auf ihre eigentliche Arbeit mit Traktor und Mähwerk konzentrieren – ohne Angst, ein Kitz zu vermähen.“

„Auch bei detektierten Wiesen empfehlen wir, die Mähstrategie anzupassen und dadurch weiteren Wildtierarten sichere Fluchtwege zu ermöglichen“, erklärt Wetzel weiter. „Als besonders effektiv hat sich dabei die Teilung von Flächen durch Anschnitt in der Mitte und dem Mähen hin zu den Flächengrenzen erwiesen. Sollte die Fläche an einer vielbefahrenen Straße liegen, so sollte von der Straße beginnend in die Fläche hinein gemäht werden, damit das Wild nicht in Richtung Verkehr flüchtet.“

Erfolge bei der Wildvergrämung verspricht zudem die Strategie, die Flächen am Vorabend anzumähen. Bereits dadurch wird das Wildhabitat so verändert, dass der Fluchtinstinkt angeregt wird und Ricken ihre Kitze in vielen Fällen aus der Fläche führen. Dafür sollten angrenzend ausreichend geschützte Ablagemöglichkeiten für die Kitze zur Verfügung stehen. Abgesehen von optischen Signalen können Wildtiere auch durch akustische Signale vertrieben werden. Auf Landesebene werden teils Förderungen angeboten. Drohnenflüge zur Wildrettung können auch als Dienstleitung in Anspruch genommen werden.

Hier eine Auswahl an Webseiten zum Thema:
www.thermaldrones.de
www.rehkitzrettung.at (mit Schwerpunkt Tirol)
www.rettet-kitze.at
www.dronespace.at (rechtliches zum Drohneneinsatz in Ö.)

- Bildquellen -

  • Drohne Kitz Mahd: Claas
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AUTORMichael Stockinger
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