BauernZeitung: Was sind die fünf wichtigsten Punkte in Ihrem Wahlprogramm?
Berlakovich: Wir vom Bauernbund gehen mit einem umfassenden Programm in die Wahl. Unsere fünf wichtigsten Schwerpunkte sind: das Eigentum schützen, also keine Baulandabgabe; die Regionalität fördern und damit Vorrang für heimische Bauern; die Unterstützung aller Kammermitglieder durch Ausbau der Beratung; der Erhalt aller Bezirksreferate mit Beratung vor Ort. Und nicht zuletzt das Ermöglichen von Investitionen und Innovationen, auch durch die Forderung „Leistbare Energie für alle“.
Ihr persönliches Wahlziel, auch für Ihr Team, lautet?
Wir wollen bestimmende Kraft in der Landwirtschaftskammer bleiben. Dem Bauernbund geht es um die Stärkung der heimischen Land- und Forstwirtschaft im Sinne der Versorgungssicherheit und die optimale Vertretung unserer Bäuerinnen und Bauern und Grundbesitzer. Wir haben in der Vergangenheit konsequent gezeigt, dass wir gute Arbeit für die Bäuerinnen und Bauern machen. Wir brauchen uns also nicht zu verstecken. Alle 64 Kandidatinnen und Kandidaten sind bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Welche Probleme sind derzeit aus Sicht der burgenländischen Landwirte die dringlichsten?
Einerseits bringen der Klimawandel und der fehlende Niederschlag große Herausforderungen mit sich. Gemeinsam mit unseren Experten in der Kammer wird an Lösungen gearbeitet: von wassersparender Bewässerung über hitzeresistente Sorten bis hin zum Einsatz von neuen Technologien. Andererseits sind die Bauern mit hohen Betriebsmittelpreisen, allen voran für Dünger und Diesel, konfrontiert. Unser Ziel ist es, dass die Betriebe wettbewerbsfähig bleiben.
Welche positiven, aber auch negativen Entwicklungen sehen Sie für die Landwirtschaft im Burgenland?
Gerade während der vergangenen Jahre und Monate, die geprägt waren von Corona, Teuerungen und dem Ukraine-Krieg, hat sich gezeigt, wie wichtig eine effektive, praxisnahe und rasch agierende Bauernvertretung ist. Diese gibt den bäuerlichen Betrieben, Grundbesitzern und allen Menschen in unserem Land Sicherheit und Stabilität. Dies reicht von umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen bei den enormen Energie- und Betriebsmittelpreisen bis hin zu einer kompetenten Beratung in der Kammer. Zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen für unsere Betriebe oder ein umfassender leistbarer Mehrgefahrenversicherungsschutz sind nur einige Initiativen, die zu nennen sind. Viele dieser erfolgreichen Initiativen wollen wir weiterführen und zusätzlich neue Projekte starten. Eine positive Entwicklung ist auch, dass die Menschen verstärkt regionale Lebensmittel und die Versorgungssicherheit im Land zu schätzen wissen.
Wo ist die Unterstützung des Landes Burgenland für die Bauernkammer zufriedenstellend, wo braucht es unbedingt Verbesserungen?
Um es klar zu sagen: Die finanzielle Unterstützung der bäuerlichen Interessenvertretung seitens des Landes ist völlig offen. Die Verhandlungen gingen zwar in die richtige Richtung, wurden aber leider vom Land bis jetzt noch nicht abgeschlossen. Wir haben im Vorjahr wieder die Bio-Beratung vom Land Burgenland übernommen. Leider fehlt uns auch hier noch das versprochene Geld dafür. Unsere Bäuerinnen und Bauern schätzen die kompetente Vor-Ort-Beratung in allen Bezirken durch die Landwirtschaftskammer. Gerade die neue GAP zeigt, wie wichtig und notwendig eine solche ist.
Was haben die Bauernbündler in der LK Burgenland für die LK-Mitglieder in der abgelaufenen Periode erreicht?
Der Bauernbund ist die treibende Kraft in der Landwirtschaftskammer, egal ob bei der Umsetzung der GAP-Reform oder der finanziellen Absicherung der Hagel- und Mehrgefahrenversicherung. Und trotz Corona und zu wenig Geld vom Land konnten wir in jeder Phase die Beratung der Mitglieder aufrechterhalten. Dazu kommen viele weitere Projekte, vom Innovationspreis für die Landwirtschaft über die Regionalität bis hin zu Hunderten Bildungsmaßnahmen, von denen Tausende Besucher profitiert haben, aber auch viele gemeinsame Projekte mit den Bäuerinnen, der Landjugend und anderen agrarischen Organisationen und Verbänden.
Wie würden Sie Ihr Arbeitsverhältnis zu Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und seiner für Landwirtschaft zuständigen Stellvertreterin Astrid Eisenkopf beschreiben?
Es gab in der Vergangenheit prinzipiell immer eine konstruktive Gesprächsbasis. Mühsam wurde es, wenn Entscheidungen sehr schleppend vorangegangen sind oder wenn fleißige Mitarbeiter aufgrund fehlender Finanzierung verunsichert und im Unklaren gelassen werden. Mittlerweile hegen viele Menschen im Burgenland Zweifel, ob das Land seinen eigenen Bio-Weg ernst nimmt, wenn die Gelder für die Bio-Beratung der Landwirte nicht zur Verfügung gestellt werden.
Was unterscheidet Sie von Ihren politischen Mitbewerbern?
Durch meine langjährige Erfahrung in der Agrarpolitik auf Landes- und Bundesebene habe ich sehr viele Kontakte in Österreich und auch auf EU-Ebene knüpfen können, die ich zum Wohle unserer Bäuerinnen und Bauern einsetze. Meine Arbeit verfolge ich zielstrebig, hartnäckig und konsequent.
Was hat Sie zuletzt als Agrarpolitiker geärgert, was gibt Ihnen dennoch Zuversicht für Ihren Job?
Für mich steht immer das Gemeinsame vor dem Trennenden. Die Menschen haben das tagtägliche parteipolitische Hickhack satt. Um effektiv zu arbeiten, müssen alle positiven Kräfte gebündelt werden. Mich ärgert es, wenn wichtige Entscheidungen unnötig verzögert werden. Zuversichtlich stimmt mich, dass viele die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern wieder positiver sehen und sich wieder stärker für die Herkunft ihrer Lebensmittel interessieren. Und dass die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln aus dem eigenen Land wieder an Stellenwert gewonnen hat.
Welches Resümee würden Sie am Wahlabend für die kommenden Jahre gerne ziehen?
Dass die Arbeit und der tagtägliche Einsatz von uns für die Bäuerinnen und Bauern, die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe und alle Grundbesitzer auch honoriert wird und dass wir weiterhin beratend und unterstützend für alle da sein können.
- Bildquellen -
- Nikolaus Berlakovich: Bauernbund