In der Landwirtschaft und der nachgelagerten Lebensmittelwirtschaft wird der genossenschaftliche Gedanke seit jeher hochgehalten. Besonders ausgeprägt ist die Partnerschaft entlang der Wertschöpfungskette Stärke und Zucker. Hier haben sich die Bäuerinnen und Bauern schon früh in Vereinigungen organisiert, um gemeinsam bessere Konditionen und mehr Einfluss zu erlangen. Die OÖ Rübenbauerngenossenschaft, die es bereits seit 1929 gibt, sowie die Erzeugergemeinschaft (EZG) Donautal sind zwei erfolgreiche Beispiele hierfür. Die Agrana pflegt zu beiden eine enge Geschäftsverbindung: „Die Agrana ist seit ihrer Gründung 1988 ein wichtiger Partner der oberösterreichischen Bäuerinnen und Bauern. Einkommenssicherheit und faire Preise werden über das Instrument der Vertragslandwirtschaft sichergestellt. Diese loyale Partnerschaft bietet in unsteten Zeiten wie diesen, wo Marktverwerfungen und Lieferschwierigkeiten an der Tagesordnung sind, Vorteile für jede Seite“, betont Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Dem pflichtet Agrana-Vorstand Norbert Harringer bei. „Uns verbindet mit den Bäuerinnen und Bauern eine langjährige, sehr erfolgreiche Zusammenarbeit, die sich als Partnerschaft auf Augenhöhe mit umfangreichen Beratungs- und Serviceangebot etabliert hat. Rohstoffe aus landwirtschaftlicher Produktion sind dabei die Basis unseres Erfolgs.“
Nassmaislieferung spart Trocknungskosten
Die Unternehmensgruppe hat mit der Maisstärkefabrik in Aschach an der Donau auch in Oberösterreich ein wesentliches Standbein. Jährlich werden dort aus über 500.000 Tonnen Mais eine Vielzahl von unterschiedlichen, hochveredelten Stärkeprodukten für die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, die Pharma- und Kosmetikindustrie sowie auch für technische Anwendungen (Papierindustrie und Wellpappe-Erzeugung) hergestellt. Die Verarbeitungsmenge hat sich seit 1988 mehr als verzehnfacht. „Gemeinsam mit der EZG sind wir hier einen neuen Weg der Vermarktung gegangen. Zu Beginn waren nicht alle restlos überzeugt, aber jetzt ist es eine Erfolgsgeschichte“, so Harringer.
Die EZG Donautal gibt es mittlerweile seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Gegründet von 20 Landwirten besteht die Organisation mittlerweile aus einem Zusammenschluss von 700 Bauern in Oberösterreich, die von Ende August bis Weihnachten die Stärkefabrik in Aschach mit Nassmais beliefern – und das sieben Tage die Woche direkt vom Feld: „Eine große logistische Herausforderung“, betont EZG-Geschäftsführer Josef Lehner.
Die Bauern müssen den Transport in die Stärkefabrik selber bewerkstelligen – eine Mehrleistung, die einen Preisvorteil für sie ergibt. „Durch den Verzicht der Trocknung entfallen Kosten von 30 bis 40 Euro je Tonne Mais“, so Lehner. Durch die direkte Vermarktung könne das Einkommen der Mitgliedsbetriebe wesentlich verbessert werden. „Wir sitzen direkt am Verhandlungstisch. Unser Erfolg, ist der Erfolg der teilnehmenden Bäuerinnen und Bauern. Sie bekommen jeden Cent ausbezahlt, den wir unterm Strich verdienen“, betont Lehner.
Rübenbauern werden zum Kontrahieren aufgerufen
Bei der Zuckerrübenproduktion komme man laut Harringer „aus dem Tal der Tränen“. Mittlerweile blicke die Branche aber optimistisch in die Zukunft. Grund dafür ist, dass der Zuckerpreis in den letzten Monaten wieder ins Gleichgewicht gekommen ist. Auf die Bauern wartet für die heurige Ernte erstmals einen Rübenpreis von mehr als 60 Euro pro Tonne. Derzeit ist die Kontrahierung für das Anbaujahr 2023 im Laufen. Für die ausreichende Versorgung der zwei Fabriken seien wieder 38.000 Hektar notwendig: „Sonst gibt es wieder leidige Diskussionen und die wollen wir uns ersparen“, so Harringer. Bisher wurden bundesweit circa 33.000 Hektar gezeichnet. Auch in Oberösterreich liegt man mit aktuell 7400 Hektar noch hinter dem ausgegebenen Ziel: „Wir gehen aber davon aus, dass wir die 8000 Hektar schaffen“, so Rübenbauernobmann Martin Bäck.
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- AGRANA Betriebsstätten (Tulln, Leopoldsdorf, Aschach/Donau): Agrana