Drei Wochen ist es nun her, seitdem ein vom EU-Parlament weitreichender Beschluss gefasst wurde. Im Zuge der Überarbeitung der Erneuerbaren Richtlinie („RED III“) soll der Biomasseausbau beschränkt werden. Im Konkreten soll die direkte Nutzung von Biomasse auf das durchschnittliche Niveau der Jahre 2017 bis 2022 eingebremst werden. In weitere Folge soll diese Menge bis 2030 auf ein von der Kommission noch vorzuschlagendes Niveau reduziert werden, um eine Übernutzung der Wälder zu verhindern. Hierzulande wächst jedoch täglich mehr Holz nach als genutzt wird, was auch die Agrarstukturerhebung 2020 belegt.
Neue „RED III“ und ihre Folgen
Die in Brüssel beschlossene Richtlinie bringe schwerwiegende Folgen mit sich. So würde man sich nicht nur noch abhängiger von Erdgas-Importen machen, sondern auch Arbeitsplätze in der Region gingen verloren. Darüber hinaus hätte „RED III“ konkrete Auswirkungen auf Projekte in Gemeinden, die sich zum Ziel gesetzt haben, Energie aus Biomasse zu gewinnen. Nun liege es an den 27 Energieministern der Mitgliedstaaten einzugreifen: „Ich fordere daher Ministerin Gewessler auf für die grüne Lösung der Biomasse einzutreten. Andernfalls werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen und uns von der Abhängigkeit gegenüber Russland direkt in eine neue begeben“, betont Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Dabei biete Bioenergie alles was derzeit gefragt ist und könne sich zur tragenden Säule der heimischen Energieversorgung entwickeln. So geht der österreichische Biomasseverband davon dass, dass bis 2030 Bioenergie in Höhe von 340 Petajoule (PJ) nutzbar gemacht werden könnte, was mehr Energie entspräche als derzeit in
Österreich pro Jahr an Strom verbraucht wird. Aktuell werden im Land ob der Enns 59 Biogasanlagen sowie 340 Nahwärmeanlagen betrieben. „Diese Anlagen versorgen die Haushalte aber nicht nur unkompliziert mit nachhaltiger Wärme, sondern erzielen auch eine CO2-Reduktion“, erklärt Alois Voraberger, Geschäftsführer des Biomasseverbandes Oberösterreich.
Von Gas auf Biomasse
In Walding im Mühlviertel wurde die Energiewende bereits vor Jahren vorangetrieben. So setzten sich einige Landwirte und Bürgermeister Johann Plakolm das Ziel die Gemeinde um ein Biomasse-Heizwerk zu bereichern. „Notwendigkeit bestand damals keine. Walding verfügte über eine ausgezeichnete Erdgas-Anbindung und Gas war damals die billigste Option“, so Plakolm. Dennoch ging das Biomasse-Heizwerk 2018 in Betrieb und versorgt seitdem 76 Wohnungen. Während der Energiekrise beschloss die Gemeinde das Kraftwerk nochmals deutlich, nämlich um das Vierfache auszubauen. Drei weitere Kessel werden installiert, sodass künftig die Leistung von insgesamt 2000 Kilowatt (kW) zur Verfügung stehen wird. Vergangene Woche wurde bereits eines der zentralen kommunalen Gebäude, der Kindergarten an das Netz des Heizwerkes angehängt. In den nächsten Wochen würden noch weitere Gebäude, wie etwa das Gemeinde- oder Feuerwehrgebäude sowie das Seniorenheim dazukommen. Das Holz für das Heizwerk stammt von der regionalen Bauernschaft. „Die Bevölkerung ist begeistert von dieser Entwicklung“, so der Bürgermeister.
Auch in der Gemeinde Thalheim im Bezirk Wels-Land geht es in Sachen alternativer Energieformen voran. So wird auch dort aus heimischen Holzhackschnitzeln Wärme erzeugt. „Wir liefern circa 7000 Megawattstunden (MWh) Energie in sechs Monaten in das Welser Fernwärmenetz, an dem auch Thalheimer Haushalte angeschlossen sind“, so Erich Hörtenhuemer, Geschäfsführer der „BioEnergie Thalheim GmbH“. Dies entspreche etwa 700.000 Kubikmetern an Erdgas.“ Für Voraberger sei klar, dass die „RED III“ konkrete Auswirkungen auf solche Projekte haben und die Entwicklung der Biomasse-Nahwärme gefährden würde.
- Bildquellen -
- Bionergie in Thalheim: övp wels-land
- Biomasse-Heizwerk: Land OÖ/Wolfgang Kunasz