Spaltpilze

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Das Auf- und Durchatmen dauerte keine 24 Stunden lang. Am vergangenen Freitag hatten sich Vertreter von Russland und der Ukraine im Beisein des UN-Generals und des Türkischen Ministerpräsidenten in Istanbul darauf geeinigt, trotz der Kriegswirren Getreideausfuhren aus dem Schwarzmeer-Hafen Odessa via Bosporus in Richtung Afrika und Naher Osten zu ermöglichen. Am Samstag nahm Russland erneut die Hafenanlagen unter Beschuss.
Aus Moskau hieß es, man habe ein Kriegsschiff, ein Depot mit US-Raketen und eine Dockanlage der ukrainischen Marine zerstört. Aus Kiew verlautete, auch ein Getreidespeicher sei bombardiert worden. Wann und ob überhaupt die von vielen Entwicklungsländern dringend herbeigesehnten Ausfuhren beginnen können, bleibt weiterhin ungewiss und offen. In Ägypten hat man mittlerweile damit begonnen, das Brotmehl durch einen höheren Anteil an Kleie zu strecken.
Während Rußlands Präsident Wladimir Putin die Gaslieferungen in Richtung Europa unter Verweis auf technische Gründe immer weiter drosselt, tourt sein Außenminister durch Afrika und hat seine diplomatische Aufgabe durch entrückte Wortspenden längst über Bord geworfen. Wer glaubt, der in der westlichen Welt sich selbst völlig ins Eck gedrängte russische Aggressor sei mittel- bis langfristig an eine Deeskalation interessiert, wird täglich eines anderen belehrt. Auch dass sich der am Donnerstag in Wien auf Besuch befindliche Premier von Ungarn, Victor Orban, immer als öfter als ebenso verhaltensauffälliger Spaltpilz geriert, lässt für die kommenden Wochen und Monate ebenfalls nichts Gutes erwarten.

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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