Heimische Wälder leisten einen wichtigen Beitrag für den Schutz vor Steinschlag sowie Muren und sorgen für sauberes Trinkwasser. Darüber hinaus sichern sie Tausende Arbeitsplätze und dienen als Ort der Entspannung und Erholung.
Mit der Argumentation, dass so mehr CO² gespeichert werde, sollen nun, gemäß der EU-Waldstrategie 2030, zehn Prozent der Waldfläche außer Nutzung gestellt werden – diese Forderung wird von der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer sowie den Bundesforsten stark kritisiert.
Bewirtschafteter Wald als Schlüssel zum Klimaschutz
Zu glauben, dass mit der Außer-Nutzung-Stellung von Waldflächen alles gut werde und die Klimaziele auf diese Weise erreicht werden, sei eine romantische Fiktion. „Ich bin der Meinung, dass in der EU-Waldstrategie 2030 ein fundamentaler Irrtum steckt“, so Rudolf Freidhager, Vorstand der österreichischen Bundesforste. So sei die zusätzliche Flächenstilllegung kontraproduktiv und bringe weitreichende Konsequenzen mit sich.
Laut einer Studie des Economica-Wirtschaftsinstitutes rechne man bei einer Stilllegung von zehn Prozent mit einem Verlust von 15.420 Arbeitsplätzen in der Forst- und Holzwirtschaft. Weitere 10.760 Jobs in den Zulieferbetrieben wären ebenso gefährdet. Doch die Erwirtschaftung eines Einkommens aus dem Wald sei nicht nur volkswirtschaftlich sinnvoll, sondern auch ein Schlüsselfaktor im Klimaschutz. „Verzichten wir auf heimisches Holz, müsste dies durch Importe kompensiert werden. Diese ließen die Kohlendioxidbelastung durch den Transport ansteigen und Wertschöpfung ins Ausland abfließen“, ist Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger überzeugt und betont weiters: „Die Ziele des europäischen grünen Deals werden von uns nicht in Frage gestellt, doch oft beruhen diese auf Basis zu einfach gedachter Rezepte.“ Bei den Entscheidungsträgern in Brüssel fehle es teils an einer differenzierten Betrachtungsweise sowie dem Verständnis von Zusammenhängen. So würden Stilllegungen von bewirtschafteten Waldflächen in Ländern wie etwa Brasilien – wo regelmäßig Brandrodungen in Amazonasgebieten stattfinden – Sinn machen. Dieses Prinzip könne jedoch nicht auf die gesamte Welt umgelegt werden. „NGOs definieren sich häufig über Schutzgebiete“, erklärt Freidhager.
„Wenn wir Waldflächen aus der Holzproduktion rausnehmen, dann müssen wir diese substituieren – z. B. mit Holzimporten aus Brasilien.“ Rudolf Freidhager, Vorstand der österreichischen Bundesforste
Heimische Wälder nützen und schützen statt stilllegen
Hierzulande könne aufgrund der traditionell nachhaltigen Waldbewirtschaftung jedoch ein hohes Maß an Biodiversität erreicht werden, ohne zusätzliche Flächen außer Nutzung stellen zu müssen. Weiters leiste die kleinflächige Waldstruktur im heimischen Wald einen großen Beitrag für die Biodiversität: „Die Bauernwälder im Land sorgen für ein unheimliches Mosaik an Vielfalt“, so Waldenberger. Zur Erreichung der Klimaziele seien daher unbedingt produktionsintegrierte Strategien notwendig. Darüber hinaus sei der Waldumbau hin zu klimafitten Wäldern ein Gebot der Stunde. Gemeinsam mit Wissenschaftern und Forschenden der Universität für Bodenkultur untersuchten die Bundesforste bereits 160.000 Waldstandorte. Unter dem Szenario einer globalen Erderwärmung von plus zwei Grad laut Pariser Klimaabkommen wurden anschließend individuelle Bewirtschaftungspläne für die jeweiligen Regionen erstellt. Ein besonderer Fokus werde dabei auf artenreiche Mischwälder und die Naturverjüngung gelegt. Auf diese Weise möchte man die Wälder nachhaltig nützen, aber gleichzeitig auf denselben Waldflächen die Artenvielfalt schützen und fördern. „Denn ich gebe es ganz offen zu: Ich möchte mit dem Wald auch Geld verdienen“, betont Freidhager.
„Die Ziele der EU-Waldstrategie 2030 basieren auf zu einfachen Rezepten.“ Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich
Wald leistet Schutzfunktionen und dient als Rohstofflieferant
Der Wald spielt jedoch nicht nur für die wirtschaftliche Lage eine entscheidende Rolle, sondern übernimmt auch wesentliche Schutzfunktionen. So zählt man im Land ob der Enns 24.000 Hektar Schutzwald. Durchforstete Wälder seien bei weitem weniger gegen Stürme anfällig und gehen den Schutzinteressen der Menschen nach. „Wenn wir die Wälder nicht mehr bewirtschaften, dann gibt es keinen Schutzwald mehr, denn die Natur kennt keinen Schutzwald. Es bringt uns daher nichts, wenn wir eine Käseglocke über die Wälder stülpen und sie dem Lauf der Natur überlassen“, sagt der Vorstand der österreichischen Bundesforste. Weiters sei es in Zeiten wie diesen äußerst bedenklich den nachwachsenden Rohstoff Holz zu verknappen. „Ständig heißt es, dass wir nachwachsende und keine fossilen Rohstoffe brauchen. Doch ich frage mich welche nachwachsenden Rohstoffe, außer Holz wir in Europa noch haben?“, hebt Freidhager die Bedeutung der Holzproduktion hervor.
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- Heimischer Wald: lkoö