Kraftfutter ist für Milchviehhalter eines der produktivsten Betriebsmittel. Die starken Preissteigerungen bei Getreide und Proteinkomponenten erfodern dennoch einen möglichst effizienten Einsatz. Laut Auswertungen von Arbeitskreisbetrieben für Milchviehhalter in der Steiermark streut die Effizienz des Kraftfuttereinsatzes stark. Laut Ergebnissen des Jahres 2021 benötigten Betriebe mit 6.000 kg mittlerer Jahresmilchleistung im besten Fall nur 0,1 kg Kraftfutter je Kilogramm produzierter Milch. Die Betriebe mit der schwächsten Kraftfutter-Effizienz benötigten demgegenüber 0,3 kg. Ähnlich groß ist die Bandbreite auf Betrieben mit einem Leistungsniveau von 9.000 kg Milch pro Kuh und Jahr. Der Kraftfuttereinsatz lag hier zwischen 0,17 und 0,37 kg KF pro kg Milch.
Bis zu 10 Cent pro Kilogramm Milch
Die Streuung von 0,2 Kilo Kraftfutter je Kilogramm produzierter Milch zwischen Betrieben mit ähnlichem Leistungsniveau ist auffallend groß. Bei den aktuellen Kraftfutterpreisen (z. B. 450 Euro/t) kann der Kostenunterschied im Extremfall an die zehn Cent pro Kilogramm Milch betragen.
Damit es am Ende des Jahres nicht zu einer großen Überraschung kommt, sollte der Kraftfuttereinsatz laufend kontrolliert werden, beispielsweise monatlich oder parallel zu den Milchleistungskontrollen. Der dabei ermittelte Kraftfuttereinsatz kann mit den den Orientierungswerten laut nebenstehender Tabelle verglichen werden. Die Orientierungswerte beruhen auf den Arbeitskreisergebnissen und geben je nach Milchleistungsniveau die Obergrenze des Kraftfuttereinsatzes für ein Futter mit 7 MJ NEL/kg an. Weiters angeführt ist die jeweils erforderliche Grundfutterleistung.
Beispielsweise sollte der Kraftfuttereinsatz bei einem Leistungsniveau von 8.000 kg produzierter Milch je Kuh und Jahr nicht höher als 0,23 kg Kraftfutter je kg produzierter Milch sein.
Laktationsstadium berücksichtigen
Der Kraftfuttereinsatz sollte sich nicht nur an der Milchmenge orientieren. Auch das Laktationsstadium und der Milcheiweißgehalt sind bei der Bemessung zu berücksichtigen. Ab dem 200. Laktationstag spielt weiters auch die Körperkondition eine Rolle. Besonders in der kalten Jahreszeit kann aufgrund einer hohen Grundfutteraufnahme Kraftfutter eingespart werden. Bei großen Kraftfuttermengen von über 10 Kilo je Tier und Tag verschlechtert sich die Kraftfuttereffizienz, da Grundfutter verstärkt verdrängt wird.
Kraftfutter im Kot kommt am teuersten
Wichtig ist auch, die Kraftfutterverwertung durch das Tier ständig im Auge zu behalten. Kraftfutter, das sich im Kot wiederfindet, ist sehr teuer. Besonders Selbstmischer müssen darauf achten, dass vor allem Körnermais ausreichend zerkleinert wird. Die Auswurfmenge am Transponder und auch die Waage für den Mischwagen müssen immer wieder kontrolliert werden. Die notwendige Ergänzung der Ration mit teurem Eiweißfutter muss sich am Milchharnstoffgehalt orientieren. Werte von rund 20 mg/100 ml Milch im Mittel der Leistungsgruppe sind ausreichend.
Kraftfutterkosten senken
Einzelfuttermittel wie Biertreber, Trockenschnitzel, Melasse, Rapsextraktionsschrot und Futterharnstoff sind meist günstiger zu bekommen als Fertigfutter. Sie können sehr gut in Mischrationen eingesetzt werden. Die AK-Auswertungen zeigen, dass Eigenmischer geringere Kraftfutterkosten haben, allerdings brauchen sie auch die entsprechende Ausstattung und zusätzliche Arbeitszeit. Beim Zukauf von Fertigfutter sollten Preisvergleiche vorgenommen werden.
Von größter Bedeutung für einen sparsamen Kraftfuttereinsatz ist eine optimierte Grundfutterqualität. Hohe Grundfutteraufnahmen erfordern beste Futterqualität und gutes Futtermanagment.
| DI Karl Wurm ist
Referent für Fütterungsfragen bei der LK Stmk |
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- Kuehe Kraftfutter 6 ID75786: agrarfoto.com