100 Jahre LLA Lienz: Ein starker Schulstandort

Mit einem „Tag der offenen Schule“ hat die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Lienz am letzten Samstag ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert.

100 Jahre LLA Lienz
Wie der Jubiläumsbaum, eine Stieleiche, sollen künftige Generationen von SchülerInnen an der LLA Lienz verwurzelt bleiben und durch ganzheitliche Bildung wachsen.

Was vor 100 Jahren bescheiden mit einer Winterschule für 25 Schüler und zwei Jahre später mit einer Haushaltungsschule für acht Schülerinnen begann, ist heute ein vielfältiger und stark nachgefragter Bildungsstandort mit einem breiten Aus- und Weiterbildungsangebot. 259 SchülerInnen und 64 Bedienstete machen die Landwirtschaftliche Lehranstalt (LLA) Lienz zu einem pulsierenden Schulstandort.

„An der LLA Lienz werden seit 100 Jahren Wissen und Werte vermittelt. In der Tradition und der Landwirtschaft verwurzelt, haben die Verantwortlichen immer die Zeichen der Zeit erkannt. Nicht umsonst erfreut sich die Schule größter Beliebtheit und verzeichnet einen anhaltenden Höchststand von Schülerinnen und Schülern“, gratulierte LHStv. Josef Geisler zum 100-Jahr-Jubiläum.

Durch stetige Investitionen trägt das Land Tirol dazu bei, dass Lernende wie Lehrende ein optimales Umfeld für den Unterricht in Theorie und Praxis haben. So wird beispielsweise noch im heurigen Jahr die neue Schulmetzgerei fertiggestellt.

In der Region verankert und vernetzt

100 Jahre LLA LienzQuelle: LLA Lienz
Über Chancen und Herausforderungen der Landwirtschaft und des ländlichen Raums diskutierten (v. l.): Direktor Markus Einhauer, Dekan Franz Troyer, Bezirksbäuerin Karin Huber, Wirtschaftskammerobfrau Michaela Hysek-Unterweger und LHStv. Josef Geisler.

„Wie kaum eine andere Schule ist die LLA Lienz in der Region verankert und vernetzt. Das, gepaart mit zeitgemäßer Infrastruktur und einem engagierten Team, ist die beste Voraussetzung für weitere 100 erfolgreiche Jahre“, schaut Geisler optimistisch in die Zukunft. „Es ist schlichtweg ein großartiger Auftrag und eine wunderschöne Herausforderung, täglich für die ganzheitliche Bildung der uns anvertrauten jungen Mädchen und Burschen und für die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums da zu sein“, bringt Direktor Markus Einhauer seine Motivation und die des gesamten Teams der LLA Lienz auf den Punkt. Zahlreiche Aktivitäten zeugen davon, dass das Engagement weit über Klassenzimmer und Lehrwerkstätten hinausgeht.

Seit zehn Jahren ist die LLA Lienz Partnerschule des Nationalparks Hohe Tauern. 2016 wurde sie als erste Genussschule Partnerin der Genussregionen Österreich. Ob auf dem Lienzer Stadtmarkt, im Hofladen oder bei vielen anderen Gelegenheiten – die LLA Lienz zeigt Präsenz, wenn es um die Verarbeitung und Vermarktung regionaler Lebensmittel geht und bietet eine breite Palette an schuleigenen Lebensmitteln. Mit dem breit gefächerten Bildungsangebot leistet die Schule einen unverzichtbaren Beitrag, Wertschöpfung nicht nur auf die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern in die gesamte Region zu bringen.

Aus der bewegten Geschichte der Lehranstalt Lienz

LLA LienzQuelle: LLA Lienz
Ein Bildungsstandort mit einem breiten Angebot

Für die Errichtung einer landwirtschaftlichen Lehranstalt im Pustertal trat erstmals die landwirtschaftliche Bezirksgenossenschaft Lienz in einer Eingabe an den Tiroler Landesausschuss im Mai 1909 ein. Im Herbst 1910 haben Landeskulturrat und die beiden landwirtschaftlichen Lehranstalten San Michele und Rotholz aufgrund ihrer Befragung durch den Landesausschuss übereinstimmend erklärt, Lienz sei der geeignetste Ort für die Errichtung der nächsten Winterschule. Nun setzte aber der Erste Weltkrieg mit seinen Folgen ein gewaltsames Ende dieser Bemühungen. Der Bezirk Lienz war in einer jahrhunderte langen Entwicklung nicht nur in seinem Volkstum und in seiner Volkskultur, sondern auch in seiner Wirtschaft mit Südtirol zu einer organischen Einheit zusammengewachsen.

Am 23. August 1919 stellten die Osttiroler Abgeordneten Jakob Annewandter, Gottfried Hassler und Natalis Obwexer im Tiroler Landtag den Antrag, in Lienz eine landwirtschaftliche Schule zu errichten. Im Herbst 1920 fasste die Tiroler Landesregierung den Beschluss, von der Stadtgemeinde
Lienz die damals nicht benützte Kaiser-Franz-Josef-Kaserne zu mieten und die Spitalsgründe dazuzupachten, um eine Landwirtschaftsschule einzurichten und einen bescheidenen Gutsbetrieb aufzubauen.

Nach erfolgter Adaptierung der Gebäude konnte die Landwirtschaftsschule im Herbst 1921 ihre Tore öffnen. 1924 wurde auch für Mädchen mit dem Betrieb einer landwirtschaftlichen Haushaltungsschule begonnen. Bis zur Einführung der allgemeinen Wehrdienstpflicht in Österreich im Jahre 1936 war die Schule in der Kaserne untergebracht. Das Land Tirol kaufte im Bereich des Müllerhofes in der Peggetz einen Baugrund und errichtete dort im Jahre 1937 die Winterschule für 25 Burschen. In der Josef-Müller-Straße 2 war die Winterschule bis 1951 untergebracht. Da diese einklassige Schule mit nur 25 Plätzen den Anforderungen schon bald nicht mehr entsprach, stimmte die Landesregierung der Erweiterung und Modernisierung der Lehranstalt Lienz zu. So kam es in der Folge zu einem Neubau der Winterschule in der Josef-Müller-Straße 1, der im Herbst 1951 bezogen, später generalsaniert und 1984 erweitert wurde.

Die dazugehörige Herz-Jesu-Kirche wurde in den Jahren 1947 bis 1950 nach den Plänen von Architekt Bermoser aus Innsbruck gebaut und am 12. November 1950 durch Bischof Paulus Rusch feierlich dem Herzen Jesu geweiht.

Ein entscheidender Schritt war der Tauschvertrag vom 29. April 1948 zwischen der Lehranstalt und der Bezirkslandwirtschaftskammer Lienz: Die Lehranstalt übernahm den Müllerhof mit den Flächen östlich des Grafenbachls in ihren Besitz, die Bezirkslandwirtschaftskammmer erhielt die Objekte und Gründe in der Nähe der Kaserne. Dieser Tauschvertrag ermöglichte der Lehranstalt freie Entwicklungsmöglichkeit im nunmehr arrondierten Müllerhof, die Bezirkslandwirtschaftskammer konnte die notwendigen Bauten nun auf eigenem Grund errichten.

- Bildquellen -

  • 100 Jahre LLA Lienz 1 LLA Lienz: LLA Lienz
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AUTORred. AH; Dr. Heinz Wieser
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