Der Borkenkäfer breitet sich nun im Süden aus

Das Massenauftreten des gefürchteten Forstschädlings verlagert sich. Wo der Borkenkäfer bisher wütete, geht der Befall zurück. Dafür nehmen die Schäden in bislang weniger betroffenen Regionen im Süden Österreichs zu. Das zeigt die Dokumentation der Waldschädigungsfaktorn für 2021.

Buchdruckerbrut unter der Rinde einer Fichte. Die Krone war noch grün. Die Larven bzw. Puppen hätten sich noch vor dem Winter ins kältefeste Käferstadium entwickelt. Foto: BFW/Gernot Hoch

Die gute Nachricht zuerst: Die Borkenkäferschäden haben sich im Jahr 2021 in Österreich weiter verringert. Im Vergleich zum Jahr davor, also 2020, ist laut Erhebung des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) die Schadholzmenge um knapp ein Viertel gesunken und hat noch etwa 1,97 Mio. Vorratsfestmeter (Vfm) betragen. In den vor einigen Jahren besonders schwer betroffenen Gebieten hat sich die Situation verbessert. Dem stehen allerdings in anderen Regionen massive Entwicklungen in die Gegenrichtung gegenüber.

Neue Käfergenerationen in südlichen Landesteilen
Laut der „Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren“ (DWF) entwickelte sich die Borkenkäferpopulation je nach Region unterschiedlich: Die Borkenkäferkalamität in den nördlichen Teilen Österreichs war 2021 rückläufig – mit der Einschränkung, dass sie bezirksweise weiterhin auf hohem Niveau geblieben ist. Laut BFW-Leiter Peter Mayer haben sich die Schäden verlagert. Stärker betroffen waren im vergangenen Jahr die Bereiche entlang und nördlich des Alpenhauptkammes. Zudem hat sich in südlicheren Landesteilen eine neue Borkenkäfergradation entwickelt. Begünstigt wurde dies durch den hohen Brutholzanfall nach abiotischen Schäden der zurückliegenden Jahre sowie durch hohe Temperaturen, die die Entwicklung der Insekten begünstigt haben.

Käferschäden haben in Tirol am stärksten zugenommen
Bei der Hälfte der Bundesländer (ohne Wien) wurde eine Zunahme der Käferschäden gemeldet. Das stärkste Plus gegenüber dem Vorjahr gab es in Tirol (+ 141 % oder 196.000 Vfm). Weniger stark steigend, aber mit höheren absoluten Schadholzmengen folgten Kärnten (+ 44 % bzw. 250.000 Vfm) und die Steiermark (+ 31 % bzw. 461.000 Vfm). In Salzburg stieg die Menge um 7 Prozent auf 153.000 Vfm.
Dass die Käferschäden auf das ganze Bundesgebiet bezogen rückläufig sind, geht hauptsächlich auf die stark betroffenen Bundesländer Ober- und Niederösterreich zurück. Hier hat sich das Schadholzvolumen von 2020 auf 2021 um etwas mehr als die Hälfte reduziert, gefolgt von Vorarlberg mit minus 39 % und dem Burgenland mit minus 22 %. Absolut betrachtet, ist die Schadholzmenge in Niederösterreich mit 554.000 Kubikmetern immer noch am höchsten, gefolgt von der Steiermark und von Oberösterreich (252.000 Vfm) sowie von Kärnten.

Quelle: Bundesforschungszentrum für Wald

Bezirke Bruck-Mürzzuschlag und Lienz betroffen
In einem Drittel der Bezirksforstinspektionen – vor allem entlang des Alpenhauptkammes östlich des Arlbergs – nahmen die Borkenkäferschäden zu. Eine Vervielfachung um das 32-fache (!) wurde im Bezirk Lienz in Osttirol registriert, die höchste absolute Käferholzmenge im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag mit 167.000 Vfm.
Die neue Borkenkäfergradation im Süden Österreichs ist unabhängig von der vorangegangenen in den nördlichen Landesteilen zu sehen. Entstanden ist sie durch reiches Brutholzangebot nach dem Sturm Vaia im Herbst 2018 sowie nach Schneebruchschäden in den beiden folgenden Wintern. Im Sommer 2021 wurde dann massiver Stehendbefall durch Buchdrucker beobachtet. Dank der hohen Temperaturen konnten sich auch in den Hochlagen zwei Generationen im Jahr entwickeln. Betroffen sind viele Schutzwälder, meist in schwer bis nicht zugänglichem Gelände.

Anhaltende Trockenheit schwächt Vitalität der Bäume
Das laufende Jahr 2022 hat mit ungünstigen Vorzeichen begonnen. Die geringen Niederschläge im Winter und Frühjahr 2022 haben regional zu extremer Trockenheit geführt. Dies beeinträchtigt die Abwehrfähigkeit der Bäume. Auch haben die Stürme in den letzten Winterwochen viele verstreute Einzelwürfen verursacht. Gernot Hoch, Waldschutzexperte des BFW, appelliert daher für besondere Aufmerksamkeit bei der Käferkontrolle, nicht nur in den Regionen mit ansteigender Gradation. Wichtig ist eine verstärkte Käferkontrolle auch in stark von Trockenheit betroffenen Regionen und besonders in Gebieten mit Schadholzanfall aufgrund von Windwurf, Schneebruch oder Hagel.

Jährliche Schadenserhebung
In Österreich werden Schädigungen im Wald mit der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren pro Kalenderjahr erhoben, deren Durchführung und die Analyse der Daten erfolgen durch das BFW, basierend auf den Erhebungen der Bezirksforstdienste. Die Erhebung bezieht sich auf die Schädigung aller Bäume, ungeachtet einer folgenden Kalamitätsnutzung.

| DI Christian Lackner ist
Mitarbeiter des Bundesforschungszentrums für Wald |

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AUTORRed. SN
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