Eine strikte Begrenzung der Tiertransporte auf acht Stunden verfehlte die Mehrheit in der Abstimmung im Plenum des Europaparlaments. 308 Abgeordnete stimmten für eine generelle Begrenzung auf acht Stunden, 372 stimmten dagegen und 14 enthielten sich.
Auch der Schutz der Kälber wurde etwas aufgeweicht, zumindest gegenüber dem Vorschlag aus dem Ausschuss des EU-Parlaments für Tiertransporte, berichtete der Pressedienst AIZ. Immerhin will das Europaparlament Transporte für nicht abgesetzte Kälber im Alter bis 28 Tage verbieten. Lediglich Landwirte sollen die jungen Kälber noch im Umkreis von 50 km transportieren dürfen. Die Beförderung von hochträchtigen Kühen möchte das Europaparlament auf vier Stunden begrenzen.
Heftig hatten die EU-Abgeordneten vor der Abstimmung über zeitliche Transportbegrenzungen debattiert. Einige halten den Transport in gut ausgestatteten Fahrzeugen über längere Entfernungen für tierschutzgerecht. Andere lehnen Langstreckentransporte ab. „Wo Tiertransporte nicht zu vermeiden sind, müssen höchste Tierwohlstandards eingehalten werden. Einen Abfertigungs-Basar bei Tiertransporten, einen Unterbietungswettbewerb auf Kosten des Tierwohls, darf es nicht mehr geben“, sagte Simone Schmiedtbauer, Agrarsprecherin der ÖVP im Sonderausschuss für Tiertransporte im Europaparlament, zur Plenarabstimmung über die Empfehlungen des Sonderausschusses.
Unbedingt nötig sei, dass die bestehenden Regelungen in der gesamten EU umgesetzt, engmaschig kontrolliert und Verstöße sanktioniert werden. „Anstatt sich auf Transportzeiten zu versteifen, müssen die hohen EU-Tierwohlstandards tatsächlich flächendeckend sichergestellt werden. Das passiert bis dato nicht. Zudem müssen wir uns beim Tierwohl an Vorbildern orientieren, an sogenannten Best Practices. Das beginnt schon bei der Vorbereitung der Transporte und der Nutzung digitaler Lösungen, etwa zur Sicherstellung geeigneter Temperaturen entlang der Transportroute oder schlicht die Nutzung von Nippeltränken bei Kälbertransporten“, erläuterte Schmiedtbauer. Hier gehe Österreich mit gutem Beispiel voran. Die Luxemburgerin Tilly Metz von den Grünen, die den Ausschuss für Tiertransporte leitete, hielt fest: „Jede zusätzliche Stunde bedeutet mehr Leid.“ Der Liberale Daniel Buda aus Rumänien machte auf die Schäden für Landwirte durch Transportverbote aufmerksam. Die Existenz zahlreicher Landwirte hinge davon ab, und die Empfänger würden auf lebende Tiere bestehen, erklärte der Berichterstatter zum Tiertransport. Aus Rumänien werden zahlreiche Rinder in die Türkei und in den Libanon ausgeführt. Alle EU-Abgeordneten waren sich aber einig, dass lokale Schlachthöfe gefördert werden müssen, um Tiertransporte zu vermindern.
Die EU-Kommission werde die Empfehlungen des Europaparlaments beachten, teilte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides den EU-Abgeordneten mit. Schon in diesem Jahr sollen die Kontrollen ausgedehnt, Verstöße gegen die EU-Tiertransportrichtlinie besser erfasst und unter den EU-Mitgliedstaaten ausgetauscht werden. Für 2023 sagte Kyriakides eine Überarbeitung der EU-Tierschutzgesetzgebung zu.
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