Hygiene ist ein Werkzeug, mit dem man viel weiterbringen kann. Davon wollte Tierärztin Dr. Regina Zodtl, Hygienespezialistin der Firma Garant-Desintec, mit einem Vortrag auch die Teilnehmer des OÖ-Schweinetages 2021 überzeugen. Laut Zodtl hat die meist arbeitsaufwendige Reinigung und Desinfektion das Ziel, vor Einschleppung und Verbreitung von Krankheitserregern zu schützen. Es geht dabei um Vorbeugung gegen Ansteckungen beispielsweise durch Influenza, Streptokokken oder PRRS sowie auch gegen Seuchen wie ASP.
Fahrzeuge, Stiefel, Besen und Treibbretter
In den Wasch- und Desinfektionsplan gehören neben den Stallabteilen mit Spaltenboden, Wänden, Decken (!) und Futterautomaten auch Gänge und Verladerampen sowie Futtersilos. Auch Stiefel, Besen und Treibbretter sind zu beachten. Bei den Transportfahrzeugen (Traktor und Anhänger) haben Reifen und Radkästen Priorität. Auch Fahrerkabine und Schuhsohlen gehören gereinigt.
Um das Ergebnis von Reinigung und Desinfektion zu optimieren sind laut Zodtl vier Punkte zu beachten:
• die Qualität der Vorreinigung,
• Einwirkzeit und Konzentration der Gebrauchslösung,
• das Temperaturverhalten der Wirkstoffe und
• die Art der Erregergruppe auf die die Maßnahmen zielen.
Bei der Vorreinigung kommt es darauf an, den Fett-Eiweiß-Film auf den zu reinigenden Oberflächen aufzuweichen. Dazu sind am besten hochalkalische Reiniger mit einem pH-Wert größer 12,5 geeignet. Formulierung als Schaum unterstützt die Wirkung. Achtung: solche Reiniger sind nicht für Fahrzeuge bzw. lackierte Oberflächen geeignet. Dafür gibt es alkalische Universalreiniger mit einem pH-Wert bis 11.
Keime nicht „kitzeln“ sondern vernichten
Die Desinfektion sollte erfolgen, sobald die vorgereinigten Flächen gut abgetrocknet sind. Beste Informationsquelle zu den Mitteln ist die Internetseite der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft. Wichtig bei der Stalldesinfektion ist die Anwendung in erhöhter Konzentration („spezielle Desinfektion“) Zodtl: „Wir wollen die Keime vernichten, nicht kitzeln.“ Die Einwirkzeit sollte solange dauern wie die Oberflächen nass sind, meist etwa zwei Stunden. Während der Desinfektion soll die Lüftung ausgeschaltet sein. Ein Abspülen ist mit Ausnahme von Wasserspendern und Futterbarren nicht notwendig.
In der kalten Jahreszeit ist es wichtig, das Temperaturverhalten der desinfizierenden Wirkstoffe zu beachten. Denn mit fallenden Temperaturen nimmt durch den sog. „Kältefehler“ die Wirksamkeit ab. Beispielsweise wirkt Formaldehyd optimal bei 20 °C, bei 10 °C ist für die selbe Wirkung jedoch die dreifache Konzentration erforderlich. Desinfektionsmittel auf Basis organischer Säuren (z. B. Ameisensäure) haben einen geringeren Kältefehler. Kein Kältefehler zu berücksichtigen ist bei Mitteln auf Basis Peressigsäure und Pentakaliumsulfat.
Glykolzusatz bei frostigen Temperaturen
Um bei Frost das Einfrieren der Desinfektionsmittellösung zu verhindern (z. B. bei der Desinfektion von Fahrzeugen oder Rampen), ist der Zusatz eines Frostschutzes möglich. Im Bereich von 0 bis –10 °C wird der Zusatz von 10 bis 25 Gewichts-Prozent Glykol empfohlen. Klar ist, dass in solchen Fällen nur Mittel ohne Kältefehler zum Einsatz kommen sollen.
Was die Erregerart betrifft, so sind Parasiten (z. B. Kokzidien-Durchfall) schwieriger zu bekämpfen als Bakterien, Viren oder Pilze. Ist der Erreger nicht bekannt, muss man entweder in zwei Durchgängen desinfizieren oder ein Kombinationspräparat anwenden. Bei hartnäckigen Problemen ist eine hochalkalische Grundreinigung kombiniert mit einer Wahl des Desinfektionsmittel nach Problemstellung zu empfehlen. Hierzu lohnt es, tierärztlichen oder hygienefachlichen Rat einzuholen.
Hinweise zu den geeigneten Wirkstoffen zur Grunddesinfektion für Stallungen und Fahrzeuge sind in der Druckausgabe der BauernZeitung zu finden (KW 03-2022, Seite 7)
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