Von 2010 bis 2020 nahm der iberische Bestand um 6,7 Millionen Schweine oder 27 Prozent auf 31,4 Mio. Tiere zu, die Fleischerzeugung wegen gestiegener Schlachtgewichte sogar um fast 50 Prozent auf 5 Mio. t. Spanien ist dadurch weltweit zum drittgrößten Schweinefleischproduzenten geworden. Und ein Ende der Expansion scheint – trotz der zuletzt stark gefallenen Schweinepreise – vorerst nicht in Sicht.
Im Mai haben die spanischen Schweinemäster ihren Bestand gegenüber dem Vorjahr um gut 1 Mio. auf 32,4 Mio. Tiere aufgestockt; Erstmals dürften heuer mehr als 58 Mio. Schweine geschlachtet werden und die Produktion um gut 4 Prozent auf 5,2 Mio. t Schweinefleisch steigen, berichtete Miguel Angel Berges, der Generaldirektor des Mercolleida, der wichtigsten Notierungsstelle für landwirtschaftliche Produkte in Spanien, in einem Gespräch mit dem Pressedienst Agra-Europe. Spaniens Fleischhersteller hätten in den vergangenen Jahren ihre Schlacht- und Gefrierkapazitäten erheblich erweitert, sich der Internationalisierung verschrieben; die Exporte seien schnell gestiegen. Auch die Produktionskapazitäten auf Erzeugerstufe seien ausgebaut worden.

Starke Konzentration und Vertikalisierung
„Insgesamt hat die Konzentration, zugenommen, ebenso die Vertikalisierung“, sagt Berges. Große Schweineproduzenten mit integrierten Futtermittelunternehmen sind in den Schlachthofsektor und Schlachtunternehmen mit dem Bau neuer Mastställe in die Schweineproduktion eingestiegen.“ Dies habe die Effizienz und Schlagkraft des Sektors erhöht. Das hat auch ausländische Investoren angezogen, wie den italienischen Konzern Pini oder den deutschen Schlachthofkönig Tönnies mit dem geplanten Standort in Calamocha.
Die starke Fokussierung der spanischen Schweinefleischbranche auf den Export – in der ersten Jahreshälfte wurde rund die Hälfte der Produktion ins Ausland verkauft, davon etwa 70 Prozent nach China – hat nach einem Einbruch der Ausfuhren in die Volksrepublik zuletzt für starken Markt- und Preisdruck gesorgt. Die Notierung für Schlachtschweine am Mercolleida, ist seit Ende Juni um gut ein Drittel gefallen, während für die Landwirte die Kosten für Energie und Futter spürbar gestiegen sind. Berges erwartet dennoch keinen Rückgang der Erzeugung, wie er etwa für Nordeuropa wahrscheinlich ist. „Die Produktion in Spanien wird im nächsten Jahr aufgrund der bereits genehmigten Betriebspläne weiter wachsen“, prognostiziert der Experte. Allerdings werde das Ausmaß davon abhängen, wie sich die Preis-Kosten-Situation entwickle. Grundsätzlich wolle der Sektor diese Krise nutzen, um die Strukturen zu stärken, um das Wachstum zu konsolidieren. Es werde weitere Schritte in Richtung Vertikalisierung und Effizienzsteigerung geben. China könne, so Berges, 2022 bei rückläufiger Eigenproduktion wieder mehr Schweinefleisch importieren, doch dürfte die Volksrepublik mittelfristig wieder mehr zu einem Markt für Nebenprodukte wie Innereien, Köpfe oder Füße werden.
Um die Abhängigkeit von China zu verringern, müssten derweil andere Exportmärkte ausgebaut werden. Spaniens Schweinesektor sei zuversichtlich, dass er in der Lage sein werde, den Produktionsrückgang im Norden der EU zu nutzen, um mehr Schweinefleisch im Export zu verkaufen.

Produktion wächst vor allem in Aragonien
Dem Generaldirektor des Mercolleida zufolge stößt der Ausbau der Schweinehaltung und der Schlachtstätten nun aber auch in Spanien auf immer mehr Widerstand von Umwelt-und Tierschützern. So sei das Wachstum in der Produktionshochburg Katalonien wegen Umweltauflagen kaum noch möglich und verlagere sich deshalb westlich in die Provinzen Huesca oder Zaragoza in Aragonien. Aber auch dort gebe es zunehmenden Druck von Umwelt-und Tierschutzgruppen. „Was bis vor wenigen Jahren Spanien nicht betraf und noch als rein nordeuropäisches Problem angesehen wurde, ist heute hierzulande eine Realität, mit der der Sektor lernen muss zu leben, zu diskutieren und zu verhandeln“, stellte Berges fest. Allerdings seien landwirtschaftliche Betriebe und auch die Schlachthöfe wichtig für den Erhalt der lokalen Wirtschaft und zur Bekämpfung der Landflucht.
Zum Thema Tierwohl berichtete Berges, dass es zwar Fleisch mit einem Tierschutzlabel in den Geschäften gebe, aber der Preis in der Wirtschaftskrise noch zu oft einer Kaufentscheidung entgegenstehe. Dem Sektor sei aber bewusst, dass er sich in diese Richtung bewegen müsse. Eine Diskussion um die Kastration gebe es nicht, da die meisten Schweine in Spanien ohne diesen Eingriff produziert würden.

Bernhrad Weber

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AUTORRed. SN
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